Hoellenflirt
einfach nur starr dazuliegen, und erwarte jede Sekunde, dass mich ihre Pharaonenköniginnen-Augen durchbohren und sie mich an den Beinen unter dem Bett hervorzieht.
Aber sie setzt sich neben Thor. Ich presse mich noch stärker auf den Boden.
»Lass das! Finger weg«, sagt Giltine plötzlich scharf. »Für so etwas haben wir jetzt keine Zeit.«
»Wieso eigentlich nicht?«
»Wenn er das Zeug nicht hier aufbewahrt hat, dann muss es woanders sein. Und wir müssen es finden.«
»Kannst du nicht einmal an etwas anderes denken?«
»Nein!« Sie steht auf. »Wir wollen doch so kurz vor deiner Priesterweihe nicht alles wieder aufs Spiel setzen und den Meister verärgern. Außerdem, mein Lieber, es ist einzig und allein deine Schuld, dass wir hier sind. Sich erwischen zu lassen, ist nur etwas für Idioten. Und bei uns gibt es keine Idioten. Im Übrigen hab ich immer wieder darauf hingewiesen, dass mir der Typ nicht geheuer ist. Er war einfach zu perfekt. Immer allein, keine Familie, keine Freunde und dann die Bibel vom Doc auswendig in jeder Lebenslage.«
»Jaja.« Thor steht auf. »Die Einzige, mit der er sich je getroffen hat, ist Toni.« Er schnaubt. »Moment mal. Vielleicht hat die ja das Zeug?«
Mir wird schwarz vor Augen. Ich glaube, ich werde gleich ohnmächtig.
Aber dann beginnt Giltine zu lachen, kichernd.
Hihihihihi.
Es klingt nach einer Hexe auf Drogen.
Jedes »Hi« durchzuckt mein Herz wie ein Stromschlag und macht mich so wach, so angespannt, dass ich am liebsten von unten gegen den Lattenrost getreten hätte, um sie zum Aufhören zu bringen. Ich muss mich sehr beherrschen, stumm und regungslos liegen zu bleiben.
»Die Kleine hat es bestimmt nicht. Die ist derart harmlos, die kapiert gar nichts. Null.« Wieder dieses Kichern. »Wenn die wüsste, was für einen schweren Fehler sie mit Valle gemacht hat.«
»Du hast gut reden. Schließlich hast du ihn auch vernascht.« Thor klingt so eifersüchtig wie Robert in seinen schlimmsten Zeiten.
»Ich gehöre niemandem.« Giltines Stimme ist scharf und unmissverständlich.
Sie schweigen einen Moment.
Mann! Wollen die hier Wurzeln schlagen? Wann hauen die endlich ab?
»Komm schon«, sagt Giltine jetzt. »Wir müssen weitersuchen.«
Zu früh gefreut. Mir ist nach Weinen zumute, als beide vom Bett aufstehen. Der Lattenrost ächzt gequält. Doch plötzlich höre ich ein anderes Geräusch. Der Aufzug!
»Pass auf«, zischt Giltine.
Sie scheint zu lauschen. Dann höre ich ein »Nichts wie weg hier« und endlich Schritte, die sich eilig entfernen.
Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
Was, wenn ich jetzt in der Wohnung entdeckt werde? Niemand wird mir glauben, dass nicht ich es war, die hier eingebrochen ist.
Weil ich keine Ahnung habe, was ich sonst tun soll, bleibe ich erst mal unter dem Bett liegen, die Augen fest zugepresst, stocksteif. Selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte mich nicht rühren können.
Es vergeht eine Ewigkeit, bis mir klar wird, dass gar nichts passieren wird.
Weder Giltine noch Thor haben mich unter dem Bett gefunden.
Und kein Sondereinsatzkommando steht in der Wohnung und ruft »Hände hoch«.
Langsam, schwerfällig rutsche ich unter dem Bett hervor, meine Beine und meine Arme sind eingeschlafen. Ich stampfe ein paarmal auf, es prickelt und fängt an zu brennen, ich muss mich strecken. Überall an meinen Klamotten sind Staubflusen.
Giltines Feuerzeug habe ich noch in der Hand, ich stecke es, ohne nachzudenken, in meine Tasche.
In meinem Kopf arbeitet es. Natürlich frage ich mich, was Giltine mit ihren miesen Andeutungen gemeint hat. Gleichzeitig weigere ich mich zu glauben, dass Valle mit mir irgendein Spielchen getrieben hat – von der Sache mit dem toten Detektiv mal abgesehen. Und trotzdem fragt eine leise Stimme in meinem Kopf, wie zum Teufel ich Valle eigentlich überhaupt hatte vertrauen können.
Teufel! Früher ist mir nie aufgefallen, in wie vielen Redensarten der Teufel vorkommt. Zum Teufel mit Giltine!
Und Valle und Giltine ein Paar? Oder was heißt hier Paar, sie hatten Sex, wenn ich das richtig verstanden habe. Oder hat sie das nur erfunden, um Thor zu ärgern? Aber es war Thor, der das Ganze aufgebracht hat, nicht andersherum.
Aufwachen, Toni, schießt es mir plötzlich durch den Kopf. Grübeln kannst du zu Hause.
Hier in der Wohnung zu bleiben, ist viel zu gefährlich! Nichts wie raus hier. Weg von all dieser Zerstörung.
Hastig sehe ich mich noch einmal in der Wohnung um, ob ich nichts
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