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Hoellenflirt

Hoellenflirt

Titel: Hoellenflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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gesagt: »Wenn er lebend dort rauskommt.«
    Ich habe das Gefühl, als würde neben mir eine riesige Uhr ticken. Ich kann förmlich spüren, wie die Sekunden verstreichen, wie die Zeit zwischen meinen Fingern zerrinnt.
    Noch einmal rufe ich Valle auf seinem Handy an. Nichts.
    Wenn er dort lebend rauskommt.
    Dort... damit kann Giltine nicht ihre Wohnung und auch nicht die von Thor gemeint haben, das hätte sie anders formuliert. Dort.
    Denk nach, Toni. Wo haben sie ihn hingebracht?
    Und was, wenn sie ihn gar nicht weggebracht haben? Wenn er noch immer in der Kirche ist?
    Natürlich! Das ist es!
    Ich muss sofort dorthin.
    Und wie stellst du dir das vor? Toni allein gegen den Rest der Welt, Toni sieht rot oder was?
    Ich sollte besser die Polizei verständigen. Aber was soll ich denen für eine Geschichte erzählen?
    »Unter der St.-Angela-Kirche in Schwabing treffen sich Satanisten. Sie haben meinen Freund in ihrer Gewalt. Glaub ich zumindest.«
    Ich kann mir schon vorstellen, wie die Beamten reagieren.
    Ich könnte Schwallfi fragen – nein, auf gar keinen Fall! Und Kati arbeitet.
    Aber trotzdem, bei einem Notfall würde meine Schwester alles stehen und liegen lassen, das weiß ich genau.
    Ich entscheide mich dafür, erst einmal nur zu überprüfen, ob Valle wirklich in der Kirche ist. Dann kann ich immer noch weitersehen.
    Ich werfe mir meine Jacke über und stürze zur U-Bahn. In der Bahn hole ich mein Handy aus der Tasche, in der Hoffnung, dass Valle sich gemeldet hat.
    Was natürlich völliger Blödsinn ist. Aber ich schaue trotzdem nach.
    Wie erwartet habe ich keine neuen Nachrichten.
    Ich stecke das Telefon wieder ein und dabei stößt meine Hand auf das Feuerzeug von Giltine, das ich vorhin eingesteckt habe.
    Ich hole es heraus und untersuche es nachdenklich. Es sieht aus wie ein kleiner Goldbarren, allerdings einer mit Rillen. Auf der einen Seite befinden sich zwei Wort: tibi praemio. Auf der anderen steht: sacra sunt facienda.
    Ich starre auf die Worte und komme mir so vor, als ob irgendwo ein kleiner Teufel in meinem Gehirn sitzt und mich auslacht, weil alles, aber auch alles, worauf ich stoße, ein Rätsel für mich ist.

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    »Ich selbst war so neugierig, dass ich es kaum aushalten konnte, ihn zu beobachten. Achtete auf Zeichen, aber zunächst passierte nichts. Man behielt ihn lediglich wegen Gehirnerschütterung auf der Krankenstation. Immerhin konnte er dort keinen Schaden anrichten, weil sie dort arbeitete und er so unter meiner Kontrolle war.«
     
    A ls ich mit der Rolltreppe aus der U-Bahn wieder ans Licht fahre, zerrt der Wind so stark an meiner Jacke, dass ich den Reißverschluss schließen muss.
    Plötzlich beschleicht mich ein ganz merkwürdiger Gedanke. Was, wenn das alles auch wieder nur ein Spiel ist? Die haben mich ja sogar im Glauben gelassen, dass ich jemanden getötet habe, und Valle hat mitgemacht. Was, wenn hinter dieser Sache eine neue Inszenierung steckt? Hat Valle die Andeutungen vielleicht extra gemacht, genauso, wie er mir absichtlich den Schlüssel gegeben hat?
    Plötzlich kommt es mir unnatürlich vor, dass Thor und Giltine in der Wohnung nur so oberflächlich nach dem Feuerzeug gesucht haben. Vielleicht wussten die beiden genau, dass ich unter dem Bett liege und mir vor Angst beinahe in die Hosen mache?
    Ich schaue über meine Schulter nach hinten. Wie immer in Schwabing sind viele Menschen unterwegs, aber niemand, der mir bekannt vorkommt oder schnell wegschaut, als hätte er etwas zu verbergen. Das beruhigt mich ein wenig.
    Außerdem, und das fällt mir erst jetzt ein, warum sollte Valle die Kuverts vor den anderen versteckt haben? Und was ist mit Leon?
    Trotzdem, ein leiser Zweifel bleibt.
    Einen Moment später bin ich bei der Kirche und gehe zum Seiteneingang. Jetzt im Hellen erkenne ich, was für eine schön geschnitzte Holztür das ist. Schwarze Eisenverstrebungen halten eine Darstellung von Noahs Arche. Über der Holztür starrt eine steinerne Fratze auf mich herab.
    Nachdem ich mich noch einmal umgeschaut habe und niemanden entdecken kann, drücke ich die schwere schwarze Metallklinke, die sich wie ein Eisbarren anfühlt.
    Nichts passiert.
    Ich versuche es noch einmal, nichts. Rüttle ein bisschen stärker. Die Tür ist abgeschlossen. Und der Schlüssel von Valle passt niemals in dieses alte Schloss, das brauche ich gar nicht auszuprobieren.
    Ich fühle mich so hilflos, dass ich mich am liebsten vor der Tür zusammenkauern und weinen würde. Doch ich schlucke meine Tränen

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