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Hoellenflirt

Hoellenflirt

Titel: Hoellenflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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mich schon enttäuscht. Sehr enttäuscht.« Er lässt mich los und feuert den Schlüssel für die Combinations mit so viel Schwung auf den Couchtisch, dass er quer über die polierte Holzplatte schliddert und erst von dem Glasgefäß mit Katis Haaren gestoppt wird.
    »Warum Katis Haare?«
    »Das geht dich eigentlich nichts mehr an. Aber ich bin heute in großzügiger Stimmung. Ich brauchte Material für Thors Priesterweihe. Und was eignet sich besser als die roten Haare einer Jungfrau, die an einem Karfreitag, dem Dreizehnten geboren ist? Wenn man diese Haare verbrennt und den Rauch inhaliert, dann werden großartige Energien freigesetzt.«
    »Der Atem des Teufels . . .«, flüstere ich. Was für ein Irrsinn. »Und warum hast du mir nie davon erzählt, dass du Luzifer anbetest?«
    »Das hätte dir beim Singen unserer Liedtexte eigentlich klar sein müssen. Schließlich hab ich sie geschrieben.« Er pfeift ein paar Takte von »Der Sieg der Dunkelheit«.
    Friss oder stirb...der Besieger des Lichts...
    Er holt sich noch ein Bier aus dem Kühlschrank und öffnet die Flasche mit einem Plopp. »Du hast anscheinend immer noch nichts kapiert! Als Satanist bete ich niemanden an. Okay, ich verkehre mit dem Teufel. Aber warum sollte ich mich outen? Das ist nur was für lächerliche Schwule. Nur wenn man sich im Hintergrund hält, kann man an allen Fä den ziehen. Ich bin ein Sieger und Satan ist mein Diener. Und beinahe hätte ich dich zu meiner Vertrauten auserwählt. Aber du hast mir dein wahres Wesen gezeigt. Dein Pech, dass du dich gegen mich entschieden hast – nein, eher kein Pech«, er lacht so heftig, dass er Bier verschüttet, »sondern teuflische Gerechtigkeit. Wie auch immer. Jetzt wollen wir doch mal sehen, was unser mieser Verräter da Hübsches gesammelt hat. Eigentlich müsste ich ihn für diese Frechheit bewundern. Einer, der es tatsächlich wagt, uns zu drohen.«
    Robert nimmt das Päckchen aus seinem Mantel, legt es auf den Tisch und bringt auf dem Rückweg ein Messer aus seiner Kochecke mit.
    Der »Besieger der Dunkelheit«!
    Mann, ich war wirklich blind. Die Rede war von Luzifer! Und ich hab das geträllert, als wäre es eine Karaoke-Veranstaltung. Nicht ein Mal habe ich darüber nachgedacht, was ich da von mir gebe. Es hat mir völlig gereicht, dass es unheimlich und irgendwie cool war. Dass die Songs wirklich eine Bedeutung haben könnten, darauf wäre ich nie gekommen.
    Und jetzt sitze ich hier mit ihm – mit Robert, diesem Wahnsinnigen –, schrecklich gekrümmt, die Schnalle meines Gürtels bohrt sich in meinen Bauch wie eine Speerspitze. Gut, dass er nicht merken kann, wie weh das tut, sonst würde er die Kette vielleicht noch kürzer machen.
    Nie wieder ein silbernes Hanfblatt als Schnalle. Nächstes Mal borge ich mir den Prada-Gürtel von Kati aus. Haha, nächstes Mal!
    Reiß dich zusammen, Toni, denk nach, hör auf, dich zu bemitleiden.
    Gerade schneidet Robert mit dem Messer die Klebestreifen des Päckchens auf. Als er den Inhalt auf den Tisch schüttelt, fallen mehrere lose DVDs und einige Papierblätter heraus. Robert pfeift überrascht, schleppt mich ins Schlafzimmer, stößt mich aufs Bett und legt eine der DVDs in seinen DVD-Player ein.
    »Machen wir’s uns doch gemütlich so wie früher und schauen uns einen Film an...«
    Er greift nach der Fernbedienung und setzt sich neben mich. Mir bleibt beinahe die Luft weg, als ich Thor auf diesem riesigen Breitwandmonitor vor mir sehe. So nah. Ekelhaft.
    Valle hat ganze Arbeit geleistet. Er hat aufgenommen, wie in dem Mediensupermarkt, in dem Thor arbeitet, geklaut wird und was passiert, wenn Thor die Leute erwischt: Er lässt sich bezahlen. Dann sieht man Giltine, die von Thor mit riesigen Kartons nach draußen gebracht wird, an der Kasse und den Kollegen vorbei, ohne zu bezahlen, versteht sich. Außerdem gibt es noch eine besonders widerliche Szene, wo Thor ein junges Mädchen mit einem iPod erwischt hat. Und die widerwärtige Bruce-Willis-Billigkopie zwingt sie dazu, ihn zu küssen.
    Robert lacht leise. »Das wird Giltine aber nicht gefallen.« Er schaltet aus. »Thor ist ein echter Versager! Tue Böses und lass dich dabei nie erwischen. Wie oft haben wir ihm das schon eingeprügelt.« Robert steht auf und schleppt mich wieder nach drüben zum Sofa, als wäre ich seine lebensgroße Puppe. »Vielleicht sollte ich ihn doch rausschmeißen, was meinst du?«
    Er hat einen lockeren Plauderton angeschlagen, als säßen wir bei Kaffee und Törtchen und

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