Hoellenflirt
dran. »Warum hast du Robert angerufen?«, flüstere ich wütend und lasse mich auf den Holzhocker neben der Badewanne fallen.
»Das fragst du jetzt nicht im Ernst, oder?«
»Ich hab nur...ach Kati, das ist eine echt beschissene Situation. Der ist so eifersüchtig auf Valle, dass er gleich platzt. Ich fühle mich scheußlich.«
»Komm schon, Toni«, sagt Kati. »Steigere dich da nicht so rein. Robert ist okay, er will uns helfen, übrigens hab ich schon Neuigkeiten! Stell dir vor, in dem Haus neben der Kirche, in dem damals die Tote gefunden wurde, ist jetzt Schwallfis Kanzlei. Ich habe Schwallfis Zweitschlüssel gefunden und mache mich gleich auf den Weg. Wir treffen uns draußen auf der Straße vor dem Haus, okay? Dann können wir zusammen nachsehen, ob sie Valle dort im Keller versteckt haben.«
Ein lautes Donnern an der Tür. Ich springe reflexartig auf und stolpere dabei über die lila Badematte, was den Hocker zum Umkippen bringt. Als ich ihn wieder aufstelle, geht der Deckel ab und mir wird klar, dass ich auf der Schmutzwäschetonne gesessen habe.
»Was machst du denn so lange?« Robert haut noch mal an die Tür. »Ich hab keine Lust, allein zu suchen!«
»Also, was ist denn jetzt, treffen wir uns gleich dort?«, fragt Kati.
»Ich mach mich so schnell wie möglich auf den Weg«, flüstere ich, »aber erst einmal muss ich mich um Robert kümmern.«
»Sorry!« Kati seufzt. »Aber der Gedanke, einer von den Spinnern könnte dich dort allein erwischen, war einfach zu gruselig.«
Ich verabschiede mich von ihr und verstaue mein Handy in der Jackentasche.
»Was ist los, wo bleibst du denn?«, ruft Robert durch die Tür und klopft.
»Manchmal dauert es eben.«
Ich drücke die Spülung. Auch im Bad haben die Vandalen gewütet. Alle Handtücher sind aus den Regalen geworfen. Lila Handtücher. Komische Farbe. Die Cremeflaschen und Tuben zerquetscht. Wieder frage ich mich, was die denn gesucht haben – etwas, das in eine Zahnpastatube passt? Und plötzlich wird mir klar, was an dieser Wohnung merkwürdig ist: Die Cremetiegel und Handtücher, das passt alles gar nicht zu Valle. Die Keramikfiguren im Wohnzimmer... alles deutet darauf hin, dass hier eine Frau wohnt. Oder Valle zusammen mit einer Frau? Ich habe das Gefühl, dass ich definitiv bald durchdrehen werde.
»Lebst du noch?« Robert klingt so nah, dass ich wieder zusammenfahre.
»Kann man nicht mal mehr in Ruhe aufs Klo gehen?« Und weil er mich nervt und mich überhaupt alles nervt, ich die Nase voll habe von all den Lügen, packe ich den Hocker mit der Schmutzwäsche, um nachzuschauen, ob da auch Frauensachen drin sind, und leere ihn in der Badewanne aus.
Nichts als Männersocken und -unterhosen, T-Shirts. Eine Jeans.
Und noch etwas. Kein Spitzenhöschen, kein BH, keine Nylonstrumpfhose . . . nein, ein postkartengroßes, drei Finger dickes Päckchen, rundum mit braunem Paketband verklebt.
Ich starre das Ding an und bin dankbar für meinen plötzlichen Eifersuchtsanfall, der mich dazu gebracht hat, mich mit Valles Schmutzwäsche zu beschäftigen. Ich fange an, dämlich zu kichern, aber mein Lachen bleibt mir gleich in der Kehle stecken, weil Robert schon wieder an die Tür klopft.
Verdammt. Der Typ nervt! Robert ist der Letzte, mit dem ich Valles Geheimnisse teilen will.
Auf dem Bord über dem Waschbecken liegt eine Nagelschere, ich könnte es gleich aufmachen und nachschauen.
Draußen scheppert es fürchterlich. Roberts wütende Stimme dringt durch die Tür. »Verdammt...«
Ach, Shit!
Ich stecke das Päckchen hinten in den Hosenbund und hoffe, dass es dort nicht herausfallen kann.
»Mir reicht’s jetzt! Sag deiner Schwester, sie kann mich mal!«
Ich öffne die Tür. Robert steht direkt davor und geht auch keinen Schritt zurück, als ich herauskomme. Er späht über meine Schulter ins Bad, als würde er vermuten, dass sich dort jemand versteckt.
»Tut mir leid, Kati hat gerade angerufen, ich muss sofort nach Hause kommen, Mama rastet gerade aus.«
»Und was ist mit deiner ach so wichtigen Suche?« Seine grauen Augen starren mich böse an.
»Tut mir leid, echt, es war Katis Idee, dich da mit reinzuziehen...«
»Ich war gerade mitten in einer Komposition.«
»Dann tut’s mir noch mehr leid. Wirklich.«
»Wie wäre es mit einem Dankeskuss?« Er wartet meine Antwort gar nicht erst ab, sondern packt mich an den Armen und zieht mich zu sich.
»Robert, was soll das denn jetzt? Es ist vorbei!«
»Wann etwas vorbei ist, entscheide immer
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