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Hoellenfluestern

Hoellenfluestern

Titel: Hoellenfluestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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weiter.«
    »Wie schwer ist es? Ich meine, ist der Zauberspruch sehr schwer?«
    »Es ist nicht der schwierigste, aber gewiss auch nicht der einfachste.«
    Was in Morts Sprache bedeutete, dass der Spruch ziemlich anspruchsvoll war, er ihr aber keine Angst machen wollte.
    Sie wechselte das Thema. »Wie geht’s meinem Dad?«
    »Nicht viel besser«, gab der Beschwörer zu. »Er phantasiert immer noch von Dämonen. Er hat den Verstand verloren, Riley. Ich bin mir nicht sicher, ob er ihn jemals wiederfindet.«
    »Ozy wird dafür büßen, stimmt’s? Er muss«, sagte sie mit Nachdruck.
    »Ich würde mich nicht darauf verlassen.« Der Totenbeschwörer verabschiedete sich.
    Besorgt darüber, was die Zukunft bringen, wie übel es werden könnte, stieg Riley die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Ihre Hand strich über das glatte Holzgeländer. In ihrem Leben gab es keinen Sonnenschein mehr. Stattdessen wurde es Schritt für Schritt dunkler, wie eine hereinbrechende Nacht. Vielleicht gehörte es sich so für diejenige, die zwischen den ewigen Heeren des Himmels und der Hölle stand.
    Es gab nur einen Trost:
    Ihr Vater würde vom Ende der Welt nichts mitbekommen.
    Wenn Riley jemals eine Liste erstellt hätte, was sie an ihrem letzten Tag auf Erden tun würde, hätte darauf garantiert nicht gestanden: der Wäsche beim Trocknen in einem Trockner zusehen, der bei jeder Umdrehung quietschte. Aber auf gar keinen Fall wollte sie dreckige Unterwäsche hinterlassen oder einen schmuddeligen Kühlschrank oder eine chaotische Wohnung. Selbst wenn der Rest der Menschheit nicht mehr da sein würde, um ihren Ordnungssinn zu bewundern.
    Sobald die Aufgabe erledigt war, kehrte Riley in ihre Wohnung zurück und stopfte Geld in Umschläge, um diverse Rechnungen zu begleichen. Die Welt überlebte vielleicht, doch falls sie selbst nicht überlebte, wollte sie zumindest schuldenfrei abtreten. Nachdem ihr diese Schuldeneintreiber nicht mehr im Nacken saßen – sie hatten ihr sogar ein bissiges »Danke, dass Sie Ihre Schulden beglichen haben, auch wenn wir Sie dafür bis ans Ende der Welt hetzen mussten« auf dem Anrufbeantworter hinterlassen –, blieben nur noch die alltäglichen Rechnungen übrig. Im Hintergrund brachten die Fernsehnachrichten Sonderberichte über einen Plan, Weihwasser in der ganzen Stadt zu verteilen. Mit Unterstützung aus Rom hatte die örtliche Diözese eine Möglichkeit entdeckt, ganze Tankladungen Wasser auf einmal zu segnen und die heilige Flüssigkeit kostenlos in der ganzen Stadt zu verteilen.
    Das sollte die Leute davon abhalten, durchzudrehen.
    Ihr Handy piepte und meldete eine neue SMS von Peter.
    Schule fällt aus!!!
    Riley schickte eine SMS zurück, in dem sie ihm für die Info dankte, aber sie schenkte es sich, ihm zu erzählen, dass sie den Unterricht ohnehin geschwänzt hätte. Völlig ausgeschlossen, dass sie Latein büffelte und gleichzeitig einen Test in amerikanischer Geschichte mitschrieb.
    Das leise Geräusch von kleinen Füßen, die über den Küchentresen rannten, drang in ihr Ohr. Witzig, dass ihr dämonischer Zimmergenosse sich nicht entscheiden konnte, ob er diebisch war oder nicht. Sie wartete, bis die Elster auftauchte.
    »Hey, Kleiner.« Der winzige Dämon musterte sie einen Moment, dann sprang er auf den Tisch, seinen Sack in der Hand.
    Wie macht er das denn? Es war, als würde ein Mensch in den Grand Canyon springen. Die Elster setzte den Sack mit dem Beutegut vor sich ab und begann, darin herumzuwühlen. Zum Vorschein kamen alle möglichen Gegenstände, zusammen mit einem stetigen Strom bunten Glitters. Endlich fand der Dämon, wonach er gesucht hatte, und trat vor, die silbernen Seemuschelohrringe mitschleppend. Diejenigen, die er aus ihrer Kommode gemopst hatte. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und bot ihr den Schatz an. Wenn er nicht einer von Luzifers Lakaien wäre, fände sie ihn richtig niedlich.
    »Danke«, sagte sie, nahm den Schmuck aber nicht an. »Behalte sie. Ich brauche Glück.«
    Das brauchte sie ihm nicht zweimal zu sagen. Der Dämon lächelte und zeigte seine spitzen Zähne, dann nickte er ihr zu und in null Komma nichts waren die Ohrringe wieder im Sack verschwunden. Dann sauste er davon und ward nicht mehr gesehen.
    Riley seufzte. »Ich werde dich vermissen. Auch wenn du für … ihn arbeitest.«
    Als sie auf ihre Liste mit den Rechnungen hinunterblickte, um zu sehen, was als Nächstes dran war, lag überall auf dem Papier Glitter verstreut. Gerade, als sie es fortwischen wollte,

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