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Hoellenfluestern

Hoellenfluestern

Titel: Hoellenfluestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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Filmdrehbuch nachplappern. Keine Sorge, wir sind die Guten, und wir siegen immer gegen das Böse . Aber das Leben war kein Film.
    Sie umarmten sich direkt vor dem Haus. Es war eher eine freundschaftliche Umarmung, aber voller Gefühl. Als sie sich losließen, wandte sie sich ab, aber er hielt sie am Ellenbogen fest.
    »Wenn das irgendjemand schaffen kann, dann du. Du bist wirklich etwas ganz Besonderes, Riley. Denk immer daran.«
    Sie hatte Peter und den Himmel auf ihrer Seite. Vielleicht reicht das ja .

29.
    Kapitel
    Sie fand ihren Vater zusammengekauert an der Wand in Morts rundem Büro. Er saß auf einem dicken Kissen, eine Decke über den Schultern, den Stabilisator in Reichweite. Das Einzige, was ihrem Vater fehlte, war sein ausgezeichneter Verstand.
    »Er steht unter einem Verwirrungs-Bann«, sagte Mort leise. »Ich kann ihn nicht brechen. Ich verstehe nicht, warum Ozymandias es für nötig gehalten hat, ihn damit zu belegen.«
    »Damit wir nicht wissen, was er getan hat, als Ozy ihn hatte?«, schlug Riley vor.
    Mort nickte zustimmend. »Geh langsam zu ihm. Er erschrickt leicht.«
    Riley befolgte den Rat des Totenbeschwörers. Es dauerte eine Weile, aber schließlich setzte sie sich neben ihren Vater auf den Boden. Er sah zu ihr herüber, dann starrte er wieder ins Leere. Zumindest phantasierte er nicht mehr über irgendwelche Dämonen.
    »Dad«, sagte sie. Keine Reaktion. Sie hatte gewusst, dass es hart werden würde, aber das hier war grauenvoll. Also begann sie, ihm von den alltäglichen Dingen zu erzählen, davon, wie sie die Rechnungen bezahlt hatte, dass sie gute Noten hatte und dass sie Peter zu Hause besucht hatte. Sie redete, bis ihre Kehle ausgedörrt war.
    »Schuuuule?«, fragte ihr Vater.
    Als Lehrer wusste er immer, wenn sie die Schule schwänzte.
    »Der Unterricht ist ausgefallen, weil … na ja, einfach weil.«
    Er schien nicht zu begreifen, dass der Satz keinen Sinn ergab.
    Als Riley ihrem Vater die Flasche mit der orangefarbenen Flüssigkeit reichte, trank er daraus. Immerhin ein Fortschritt.
    »Ich bin hier, um von Mort Latein zu lernen«, erklärte sie, in der Annahme, er würde das gerne wissen wollen.
    Ihr Vater murmelte etwas.
    »Was?« Er wiederholte es, aber sie verstand nicht, was es bedeutete.
    Als er schließlich einschlief, stopfte sie die Decke um ihn fest und machte sich auf die Suche nach dem Totenbeschwörer. Mort hatte den Garten zu ihrem Arbeitszimmer erkoren. In der Nachmittagssonne war es einigermaßen warm, und ein paar Vögel versuchten unter heftigem Geflatter, ein Eichhörnchen vom Futterplatz zu vertreiben.
    »Wir fangen mit den einfachsten Wörtern an«, sagte der Beschwörer. »Du wiederholst, was ich dir vorspreche, und ich korrigiere deine Aussprache. Das machen wir so lange, bis dein Gedächtnis klemmt.«
    Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Besteht irgendeine Chance, dass es funktioniert?«
    Er zuckte die Achseln. »Es gibt nur einen Weg, es herauszufinden.«
    Erst ganz zum Schluss, nach drei Stunden Arbeit, fand sie heraus, was ihr Dad gesagt hatte.
    »Was bedeutet alea iacta est ?«
    »Der Würfel ist gefallen«, erwiderte Mort. »Es bedeutet, dass ein Ereignis sich nicht mehr rückgängig machen lässt.«
    Ihr Vater wusste, was sie vorhatte, und dass ihre Überlebenschance gegen null ging.
    Nachdem ihr Gehirn kein Latein mehr aufnehmen konnte, verabschiedete Riley sich endgültig von Paul Blackthorne. Während sie ihr Lebwohl stammelte, starrte er zu einem unsichtbaren Horizont, die Stirn leicht gerunzelt, als würde es in der Welt nicht gerecht zugehen. Als die Zeit gekommen war, küsste sie ihn, strich sein Haar glatt und verließ ihn. Statt zu weinen, flüsterte sie unablässig lateinische Brocken.
    Ich werde tun, was ich tun muss, um die Welt zu retten . Anschließend würde sie versuchen, ihren Dad zu retten. Denn was für einen Sinn hatte ein Opfer, wenn es nicht denen galt, die man liebte?
    Obwohl es beinahe Mitternacht war, konnte Riley nicht schlafen. Ihr dröhnte der Schädel vom Latein und vom Stress, als sie zur Hintertreppe von Stewarts altem Haus ging. Das Gras wurde bereits grün, und das Verandalicht warf Schatten auf die Narzissenblätter, die sich aus der Erde schoben. In wenigen Wochen würden die Blumen blühen. Oder auch nicht .
    Riley unterdrückte ein Gähnen, während ihr Gehirn die Probleme aufzulisten begann. Was, wenn da mehr Dämonen waren, als sie dachten? Was, wenn sie den Zauberspruch vermasselte? Was, wenn sie nicht

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