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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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hoch.
Pitt konnte nur hoffen, daß der Motor nicht absoff. Der
Verteiler lag über einem Meter hoch. Da drohte keine Gefahr.
Ebensowenig bei den Vergasern, die ebenfalls gut einen Meter
Bodenfreiheit hatten. Aber er machte sich Sorgen wegen der
Zündkerzen, die sich zwischen den beiden obenliegenden
Nockenwellen und damit genau neunzig Zentimeter über dem
Grund befanden.
Der Reflecting Pool war knapp fünfzig Meter breit. Ein schier
unüberwindliches Hindernis. Doch der schwere Duesenberg
pflügte durch das Gewässer, ohne daß der Motor auch nur
einmal ins Stottern geriet. Sie waren keine zehn Meter von der
gegenüberliegenden Seite des Beckens entfernt, als plötzlich
rundum das Wasser aufspritzte, »Die lassen nicht locker«,
murmelte Pitt vor sich hin, während er das Lenkrad mit aller
Kraft festhielt.
Der Kleinbus war am Rand des Reflecting Pool
stehengeblieben. Die Insassen waren herausgesprungen und
schossen wie wild auf den großen Wagen, der sich durchs
Wasser arbeitete. Aber Pitt hatte durch sein
Überraschungsmanöver gut eine Minute Vorsprung gewonnen
und war mittlerweile fast auf der anderen Seite. Doch die
Verfolger wußten genau, daß dies ihre letzte Chance war, und
daher feuerten sie aus allen Rohren, ohne auf die Polizeisirenen
zu achten, die sich von der Twentythird Street und der
Constitution Avenue näherten. Viel zu spät begriffen sie den
Ernst der Lage. Aufgrund ihrer modernen kleinen Reifen
konnten sie Pitt nicht über das Wasser folgen, daher blieb ihnen
nichts anderes übrig, als umzukehren und zuzusehen, daß sie
sich irgendwie durchschlugen. Sie stürmten zu ihrem Wagen,
machten kurzerhand kehrt und rasten in Richtung Washington
Monument.
Der Duesenberg hatte unterdessen die andere Seite des
Gewässers erreicht. Pitt ging vom Gas und steuerte vorsichtig
den Beckenrand an. Dann schaltete er herunter und legte den
ersten Gang ein. Das Getriebe knirschte und kreischte zwar,
gehorchte aber schließlich. Etwa drei Meter vor dem Rand trat
Pitt das Gaspedal bis zum Boden durch und vertraute darauf,
daß er durch den aufsteigenden Beckenboden genügend
Schwung bekam. »Komm schon!« beschwor er den Duesenberg.
»Die Mauer schaffst du!«
Und der alte Duesenberg gehorchte. Die Stoßstange
schrammte haarscharf über die Mauer hinweg, dann rollten die
Vorderräder darüber und landeten auf festem Boden.
Der Duesenberg hatte zwar gut dreißig Zentimeter
Bodenfreiheit, doch dieses Hindernis war fast zu hoch. Einen
Moment lang stand er schräg, ein ohrenbetäubendes Krachen
und Knirschen ertönte, und dann schrappte er mit letztem
Schwung über die Mauer, bis er mit allen vier Rädern auf festem
Boden stand.
Erst jetzt geriet der Motor ins Stottern. Doch der Duesenberg
benahm sich wie ein guter Vorstehhund, der sich einmal kurz
schüttelt, wenn er aus dem Wasser kommt, und seinem Herrchen
dann die Beute bringt. Nach knapp hundert Metern waren die
vier feuchten Zündkerzen soweit abgetrocknet, daß der Motor
wieder auf allen acht Zylindern lief.
Julia rappelte sich vom Boden auf und blickte nach hinten zu
dem dunklen Kleinbus, der, von mehreren Polizeiwagen
verfolgt, das Weite suchte. Sie wrang ihr Kleid aus und raufte
sich die Haare. »Ich sehe furchtbar aus. Das Kleid kann ich
wegschmeißen.« Wutentbrannt blickte sie Pitt an. »Sei froh, daß
du mir grade zum zweiten Mal das Leben gerettet hast, sonst
würde ich dich nämlich zur Kasse bitten.«
Lächelnd drehte er sich zu ihr um. Dann fuhr er die
Independence Avenue entlang, überquerte die Memorial Bridge
und steuerte seinen Hangar am Rand des Washington National
Airport an. »Ich schlage dir was vor. Wenn du brav bist, nehm'
ich dich mit zu mir, hänge deine Sachen auf und koche dir einen
heißen Kaffee.«
Sie schaute ihn mit ihren grauen Augen an. »Und wenn ich
nicht brav bin?«
Pitt lachte auf. Teils aus Erleichterung darüber, daß er wieder
einmal mit heiler Haut davongekommen war, teils über die
tropfnasse Julia, die vergeblich versuchte, ihren Körper unter
dem durchweichten Kleid zu verbergen.
»Wenn du so weitermachst, lass' ich den Kaffee aus.«
28
    Die ersten Sonnenstrahlen fielen bereits durch die Oberlichter,
als Julia aus tiefem Schlaf erwachte. Im ersten Moment meinte
sie zu schweben, so als sei ihr Körper völlig schwerelos. Es war
ein angenehmes Gefühl, wie ein Nachklang der nächtlichen Lust
und Leidenschaft. Sie schlug die Augen auf, kam langsam zu
sich und betrachtete ihre

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