Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
vorhanden«, sagte Julia. »Wir sind
gleich groß und gleich schwer. Ich bin nur vier Monate älter als
Lin Wan Chu,« Sie ließ den Ordner aufgeschlagen auf ihrem
Schoß liegen und schaute Harper über den Schreibtisch hinweg
an. »Soll ich etwa ihren Platz einnehmen? Ist das der Auftrag?«
Er nickte, »Genau.«
»Man hat mich auf der Indigo Star enttarnt, was wir einem
Verräter in unseren Reihen zu verdanken haben, der von Qin
Shang bezahlt wird. Sein Sicherheitsdienst hat eine ellenlange
Personalakte über mich.«
»Beim FBI meint man, den Hauptverdächtigen gefunden zu
haben. Er wird bereits überwacht.«
»Ich wüßte nicht, wie ich Lin Wan Chus Rolle übernehmen
sollte, ohne daß man mich erwischt«, sagte Julia ernst. »Auf
einer so langen Reise zumal.«
»Sie müssen sich nur vier, höchstens fünf Stunden lang als
Lin Wan Chu ausgeben. Nur so lange, bis Sie sich mit dem
Schiff vertraut gemacht und hoffentlich festgestellt haben, wie
Qin Shang die illegalen Einwanderer ins Binnenland schleust.«
»Wissen Sie ganz genau, daß, an Bord der Sung Lien Star Illegale versteckt sind?«
»Ein CIA-Agent in Qingdao berichtete, daß er gesehen hat,
wie an die dreihundert Männer, Frauen und Kinder samt Gepäck
mitten in der Nacht aus Bussen stiegen und in ein Lagerhaus
unmittelbar an dem Kai gebracht wurden, an dem das Schiff lag.
Zwei Stunden später lief die Sung Lien Star aus. Als sich der
Agent bei Tageslicht in dem Lagerhaus umsah, war niemand da.
Rund dreihundert Menschen waren wie vom Erdboden
verschluckt.«
»Und er glaubt, daß man sie heimlich an Bord des Schiffes
gebracht hat?«
»Die Star ist ein Containerschiff, auf dem man durchaus
dreihundert Menschen verstecken kann, und ihr Bestimmungsort
ist der Hafen Sungari in Louisiana. Meiner Meinung nach gibt
es kaum einen Zweifel, daß wir es hier mit einem Schiff zu tun
haben, auf dem Qin Shang illegale Ausländer befördert.«
»Wenn die mir diesmal auf die Schliche kommen«, sagte
Julia, »werfen sie mich auf der Stelle den Haien zum Fraß vor.«
»Das Risiko ist nicht so hoch, wie Sie meinen«, beruhigte sie
Harper. »Diesmal sind Sie nicht auf sich gestellt, wie auf der Indigo Star. Sie werden ein verstecktes Funkgerät bei sich haben
und auf Schritt und Tritt überwacht werden. Die Leute, die wir
zu Ihrer Unterstützung bereitstellen, werden allenfalls
anderthalb Kilometer entfernt sein.«
Wenn es darauf ankam, war Julia genauso mutig wie ein
Mann, sogar mutiger als die meisten. Sie spürte, wie es ihr
bereits beim bloßen Gedanken an das Wagnis in den Fingern
kribbelte.
»Da wäre noch etwas«, sagte sie leise.
»Und zwar?«
Sie verzog den wohlgeformten roten Mund zu einem leichten
Grinsen. »Meine Eltern haben mir die hohe Kunst der feinen
Küche beigebracht. Aber ich habe noch nie gewöhnlichen
Massenfraß gekocht.«
29
    Es war ein strahlend schöner Morgen, und nur ein paar
vereinzelte Wölkchen hingen am tiefblauen Himmel, als Pitt das
kleine Flugboot vom Typ Lockheed Skyfox abfing und über die
Hafengebäude und Kais von Sungari hinwegzog. Er legte die
Maschine in die Kurve und kreiste mehrere Male in knapp
dreißig Metern Höhe über den riesigen Kränen, die hölzerne
Frachtkisten aus dem Bauch des einzigen Frachters am
ansonsten leeren Kai hievten. Auf der dem Fluß zugewandten
Seite des Handelsschiffes war ein Lastkahn samt Schlepper
längsseits gegangen.
    »Muß heute ein ruhiger Tag sein«, stellte Giordino vom Sitz
des Kopiloten aus fest.
»Ein einziges Schiff in einem Hafen, in dem eine ganze Flotte
abgefertigt werden kann«, sagte Pitt.
»Die Qin Shang Maritime muß tiefrote Zahlen schreiben.«
»Was hältst du von dem Lastkahn?« fragte Pitt.
»Sieht offenbar nach Müllabfuhr aus. Die Besatzung des
Frachters schmeißt offenbar Plastiksäcke in den Kahn.«
»Siehst du irgendwelche Sicherheitskräfte?«
»Das Teil liegt mitten im Sumpf«, sagte Giordino, während er
auf das Marschland rundum hinabblickte. »Hier müssen die
Wachmannschaften allenfalls streunende Alligatoren
verscheuchen. Übrigens hab' ich gehört, daß die in dieser
Gegend noch gejagt werden.«
»Ein Riesengeschäft«, sagte Pitt. »Aus den Häuten werden
Schuhe, Stiefel und Taschen gemacht. Bleibt bloß zu hoffen,
daß man Gesetze zum Schutz der Alligatoren erläßt, bevor sie
vom Aussterben bedroht sind.«
»Der Schlepper und das Müllboot legen vom Frachter ab.
Zieh mal drüber weg, wenn sie freies Fahrwasser

Weitere Kostenlose Bücher