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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Antrieb. Er fühlte sich viel
schlechter, als er aussah. Aber noch war nicht jeder Lebensfunke
in ihm erloschen, und seine natürliche Neugier, der Drang, alles
Unbekannte zu erkunden, fachten das kleine Flämmchen wieder
an. Kurz nachdem er die Lebensmitteltüte in die Hütte getragen
und auf der Spüle in der Küche abgestellt hatte, loderte es
bereits hell auf.
Irgend etwas stimmte hier nicht. Er konnte es nicht dingfest
machen, aber es ließ ihm keine Ruhe - sein sechster Sinn sagte
ihm, daß hier etwas oberfaul war. Er ging in das Wohnzimmer.
Alles sah genau so aus wie vorher. Vorsichtig betrat er das
Schlafzimmer, blickte sich um, überprüfte den Kleiderschrank
und ging dann ins Bad. Und dann wußte er Bescheid. Aus alter
Gewohnheit packte er, sobald er an einem neuen Ziel ankam,
sofort den Inhalt seines Toilettenbeutels - Rasierapparat,
Aftershave, Zahnbürste und Kamm - aus und stellte alles in Reih
und Glied über dem Waschbecken ab. Die Sachen lagen
genauso da wie zuvor. Bis auf den Rasierapparat. Er wußte
genau, daß er ihn am Riemen gehalten hatte, als er ihn auf die
Ablage geschoben hatte. Jetzt war der Riemen der Wand
zugekehrt.
Er ging jetzt durch sämtliche Zimmer, überprüfte alle
herumliegenden Gegenstände. Irgend jemand, vermutlich mehr
als eine Person, hatte jeden Zentimeter der Hütte untersucht.
Offenbar waren es Profis gewesen, die aber nachlässig
geworden waren, als sie zu dem Schluß gelangten, daß der
derzeitige Bewohner weder ein Geheimagent noch ein
gedungener Mörder war, sondern lediglich ein Gast, der sich auf
Einladung des Hüttenbesitzers ein paar ruhige und erholsame
Tage gönnen wollte. Von Pitts Aufbruch in die Stadt bis zu
seiner Rückkehr war gut und gerne eine Dreiviertelstunde
vergangen - mehr als genug Zeit. Pitt hatte zunächst keine
Ahnung, was man mit dieser Durchsuchung bezweckte, doch
allmählich ging ihm ein Licht auf.
Es mußte um etwas anderes gehen. Einem erfahrenen Agenten
oder einem altgedienten Kriminalisten wäre die Sache
vermutlich auf Anhieb klar gewesen, aber Pitt war weder das
eine noch das andere. Als ehemaliger Pilot bei der Air Force und
langjähriger Leiter für die Spezialprojekte der NUMA verstand
er nichts von verdeckter Ermittlung; sein Fachgebiet war die
Planung und Durchführung der meereswissenschaftlichen
Forschungsaufgaben der Behörde. Er brauchte gut sechzig
Sekunden, bis er des Rätsels Lösung fand.
Dann wurde ihm klar, daß die Durchsuchung nur nebenbei
erfolgt war. Den Eindringlingen war es in erster Linie darum
gegangen, Abhörgeräte oder Miniaturkameras anzubringen.
Irgend jemand traut mir nicht, dachte Pitt. Vermutlich der Leiter
von Qin Shangs Sicherheitsdienst.
Da Wanzen für gewöhnlich kaum größer als ein
Stecknadelkopf waren, ließen sie sich ohne spezielle
elektronische Spürgeräte nur schwer finden. Aber Pitt, der
allenfalls Selbstgespräche führen konnte, wollte sich ohnehin
auf die Suche nach den Kameras konzentrieren. Weil er annahm,
daß am anderen Ende des Sees jemand vor einem Bildschirm
hockte, ihn ständig überwachte und auf Schritt und Tritt
beobachtete, setzte er sich zunächst einmal hin und tat so, als
läse er die Zeitung, während sein Hirn auf Hochtouren lief.
Sollen sie doch im Wohnzimmer und im Schlafzimmer alles
sehen, was es zu sehen gibt, dachte er. Mit der Küche war es
etwas anderes. Dort wollte er seinen Gefechtsstand einrichten.
Er legte die Zeitung hin und machte sich an die Arbeit.
Zunächst räumte er die Lebensmittel in die Regale und in den
Kühlschrank in der Hoffnung, die Beobachter dadurch
abzulenken, während er in aller Eile sämtliche Ecken und
Winkel absuchte. Er fand nichts Verdächtiges. Dann ließ er den
Blick wie beiläufig über die Wände der Blockhütte schweifen,
spähte kurz in die Ritzen und Spalten zwischen den Stämmen
und wurde schließlich fündig. In einem Loch, das vermutlich ein
Holzwurm gebohrt hatte, als der Baum noch in vollem Saft
stand, entdeckte er ein winziges Objektiv. Pitt mimte den
Schauspieler vor der Kamera - was er im Moment ja auch war -
und fegte mit einem Besen den Küchenboden, Als er fertig war,
drehte er den Besen um und lehnte ihn mit der Kehrseite nach
oben unmittelbar vor der Kamera an die Wand.
Jegliche Müdigkeit und Erschöpfung waren mit einmal
verflogen. Er trat aus der Hütte, ging dreißig Schritte in den
Wald hinein und holte ein Motorola-Iridium-Telefon aus der
Innentasche seiner

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