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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Anglern befahren.
    Pitt atmete tief durch, als er am Nachmittag nach seinem
Abstecher in die Ortschaft die Hütte verließ und auf die Veranda
trat. Kurz zuvor war ein leichter Regenschauer niedergegangen,
und die reine, mit keinerlei Abgasen belastete Bergluft roch wie
köstliches Parfüm. Die letzten Strahlen der untergehenden
Sonne fielen zwischen den Berggipfeln hindurch. Es war ein
Panorama von zeitloser Schönheit. Nur die verlassenen Hütten
und Häuser ließen den See ein wenig unheimlich wirken.
    Er ging über den schmalen Holzsteg, der vom Ufer zu dem
über das Wasser gebauten Bootshaus führte, suchte einen der am
Ring hängenden Schlüssel aus und sperrte ein schweres
Vorhängeschloß auf, mit dem die verwitterte Tür gesichert war.
Innen war es dunkel. Hier gab es keinerlei Wanzen oder
Kameras, dachte er, als er die Tür weit aufstieß. An zwei
Ablaufgerüsten, die mittels einer elektrischen Winde zu Wasser
gelassen werden konnten, hingen ein kleines, etwa drei Meter
langes Segelboot und ein knapp sechseinhalb Meter langes, um
1933 gebautes Chris-Craft, ein leichtes Motorboot mit
doppeltem Cockpit und glänzendem Mahagonirumpf. Zwei
Kajaks und ein Kanu ruhten in den Gestellen an beiden
Seitenwänden.
    Pitt ging zu einem Verteilerkasten und legte einen Schalter
um. Dann nahm er die Steuerung für die elektrische Winde zur
Hand und drückte einen Knopf. Surrend bewegte sich die Winde
über das Segelboot. Pitt schob den herabbaumelnden Haken
durch einen Metallring am Ablaufgerüst und ließ es herab. Zum
erstenmal seit vielen Monaten ruhte der Fiberglasrumpf des
Segelboots wieder im Wasser.
    Pitt holte die ordentlich gefalteten Segel aus einer Staukiste,
setzte den Mast ein und takelte das Boot auf. Dann brachte er
die Ruderpinne an und schob das Kielschwert ein. Nach fast
einer halben Stunde war das kleine Boot klar zum Auslaufen.
Jetzt mußte nur noch der Mast aufgerichtet werden, eine
Kleinigkeit, die Pitt aber erst erledigen konnte, wenn er das Boot
ins Freie bugsiert hatte.
    Nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß alles in Ordnung
war, ging er lässig zur Hütte zurück und packte einen der beiden
großen Kartons aus, die Yeager ihm per Luftexpreß geschickt
hatte.
    Er setzte sich an den Küchentisch und breitete die
angeforderten Tabellen über den Orion Lake aus. Anhand der
Tiefenangaben konnte er erkennen, daß sich der Seeboden vom
Ufer aus zunächst sanft absenkte, dann in einer Tiefe von knapp
zehn Metern ein Stück weit eben verlief, ehe er zur Mitte steil
bis auf über einhundertzwanzig Meter Tiefe abfiel. Viel zu tief
für einen Taucher ohne entsprechende Ausrüstung und
Unterstützung von oben, dachte Pitt. Nirgendwo waren
künstliche Unterwasserhindernisse eingezeichnet. Bei dem
einzigen Wrack, das vermerkt war, handelte es sich um einen
alten Fischkutter, der vor der einstigen Konservenfabrik
gesunken war. Die durchschnittliche Wassertemperatur des Sees
betrug fünf Grad Celsius, viel zu kalt zum Schwimmen, aber
ideal zum Angeln und für Bootsausflüge.
    Pitt briet sich ein Elchsteak, bereitete einen Salat zu und aß an
einem Tisch auf der Veranda zeitig zu Abend. Er ließ den Blick
über den See schweifen, trank genüßlich ein Olympia-Bier,
stellte die leere Flasche schließlich ab und ging in die Küche,
wo er das dreibeinige Stativ eines Fernrohrs auszog. Er baute es
mitten in der Küche auf, weit genug vom Fenster entfernt, damit
eventuelle Beobachter nicht erkennen konnten, was er da im
Halbdunkel trieb. Er beugte sich über das Teleskop und stellte es
auf Qin Shangs Domizil ein. Dank der starken Vergrößerung
konnte Pitt zwei Golfspieler auf der Anlage hinter dem Haus
erkennen. Nieten, stellte er fest, nachdem er sie eine Weile
beobachtet hatte. Sie mußten viermal zum Putten ansetzen, ehe
sie den Ball ins Loch brachten. Dann nahm er sich die
Gästehäuser vor, die unter den hohen Bäumen hinter dem
Hauptgebäude standen. Abgesehen von einem Dienstmädchen,
das seine Runde machte, schien sich dort niemand aufzuhalten.
Statt gepflegter Rasenflächen sah er Wiesen und Wildblumen.
Anscheinend hatte man alles im Naturzustand belassen.
    Ein großes Vordach überspannte die Auffahrt vor dem
Hauptgebäude, damit die prominenten Gäste auch bei
schlechtem Wetter trockenen Fußes ins Haus gelangen konnten.
Der Haupteingang wurde von zwei riesigen liegenden
Bronzelöwen bewacht. Sie flankierten eine Treppe, die zu einer
gut fünfeinhalb Meter

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