Höllenflut
Ermittlungen herauszuhalten,
mißachtet haben. Ohne Ihr rechtzeitiges Eingreifen in
Bartholomeaux hätten unsere Einsatzkräfte lediglich eine tote
INS-Agentin und eine verlassene Zuckerraffinerie vorgefunden.
Aus unserer Sicht ist es nur bedauerlich, daß Ki Wong getötet
wurde.«
»Im nachhinein denk' ich mir, daß ich ihn vielleicht besser in
die Knie hätte schießen sollen«, sagte Giordino, der jedoch
keineswegs reumütig wirkte. »Aber er war kein angenehmer
Zeitgenosse.«
»Mir ist völlig klar, daß Ihre Tat gerechtfertigt war«, räumte
Harper ein. »Aber durch Ki Wongs Tod haben wir ein wichtiges
Glied in unserer Beweiskette verloren.«
»War er denn so wichtig für Ihre Ermittlungen?« fragte
Captain Lewis Harper. »Meiner Meinung nach müßten Sie doch
mehr als genug Beweise haben, um Qin Shang dranzukriegen.
Er wurde auf frischer Tat dabei ertappt, wie er über dreihundert
illegale Einwanderer über Sungari und Bartholomeaux ins
Inland schleusen wollte. All das auf Schiffen seiner Reederei
und mit Hilfe von Männern, die bei ihm in Lohn und Brot
stehen. Was wollen Sie denn mehr?«
»Eine Bestätigung dafür, daß der Auftrag dazu von Qin Shang
persönlich kam.«
Sandecker wirkte ebenso verwundert wie Lewis, »Sie haben
doch jetzt bestimmt alle Beweise, die Sie für eine Anklage
gegen ihn brauchen.«
»Anklagen können wir ihn«, räumte Harper ein, »aber ob es
für eine Verurteilung reicht, steht auf einem anderen Blatt. Wir
müssen auf eine lange und zähe gerichtliche
Auseinandersetzung gefaßt sein, von deren Ausgang die
Bundesanwaltschaft nicht hundertprozentig überzeugt ist. Qin
Shang wird seinerseits in die Offensive gehen und eine ganze
Heerschar hochbezahlter und angesehener Washingtoner
Anwälte aufbieten. Er hat die chinesische Regierung und einige
hochrangige Kongreßabgeordnete auf seiner Seite, und
außerdem, wie ich leider zugeben muß, möglicherweise auch
das Weiße Haus. Wenn wir all die Gefälligkeiten und
politischen Verpflichtungen bedenken, die er zweifellos
einfordern wird, werden Sie feststellen, daß wir hier nicht gegen
ein Leichtgewicht antreten, sondern gegen einen sehr mächtigen
Mann mit besten Beziehungen.«
»Würde ihn die chinesische Führung denn nicht fallenlassen,
wenn ein Riesenskandal droht?« erkundigte sich Frank Stewart.
Harper schüttelte den Kopf. »Aufgrund seiner Verdienste und
seines Einflusses in Washington ist es so gut wie
ausgeschlossen, daß ihm daraus politischer Schaden erwächst.«
»Aber sie haben doch sicher genug gegen ihn vorliegen, daß
Sie Sungari dichtmachen und sämtliche Transporte durch die
Qin Shang Maritime Limited in die Vereinigten Staaten
unterbinden können«, hakte Generalmajor Montaigne nach, der
sich zum erstenmal zu Wort meldete.
»Ja, das steht in unserer Macht«, antwortete Harper. »Aber
die chinesischen Waren im Wert von vielen Milliarden Dollar,
die in die Vereinigten Staaten strömen, werden von den Schiffen
der Qin Shang Maritime befördert, und zwar mit Unterstützung
der chinesischen Regierung. Die wären ja selbst die Dummen,
wenn sie untätig zusehen würden, wie wir Qin Shangs Reederei
die Tür vor der Nase zuschlagen.« Er schwieg einen Moment
und rieb sich die Schläfen. Harper, das war klar ersichtlich, ließ
sich nicht gern auf eine Auseinandersetzung mit Ungewissem
Ausgang ein. »Im Augenblick können wir nicht mehr tun, als
weitere Schlepperaktionen zu verhindern und darauf zu hoffen,
daß er einen entscheidenden Fehler begeht.«
Es klopfte kurz an die Tür, und Lieutenant Stowe trat ein.
Schweigend reichte er Captain Lewis eine Nachricht und
verschwand wieder. Lewis überflog den Text und wandte sich
dann an Frank Stewart, der auf der anderen Seite des Tisches
saß. »Eine Funkmeldung von Ihrem Ersten Offizier, Captain. Er
sagt, Sie möchten über jede neue Entwicklung hinsichtlich des
Luxusliners United States auf dem laufenden gehalten werden.«
Stewart nickte zu Pitt hin. »Dirk ist derjenige, der die Fahrt
des Schiffes flußaufwärts verfolgt.«
Lewis reichte Pitt die Nachricht. »Verzeihen Sie, daß ich sie
gelesen habe, aber hier steht lediglich, daß die United States unter der Crescent City Connection und der Greater New
Orleans Bridge hindurchgefahren ist und sich dem Riverwalk
nähert, wo sie endgültig vor Anker gehen und als
schwimmendes Hotel und Spielkasino dienen soll.«
»Besten Dank, Captain. Noch so ein undurchsichtiges Projekt,
in dem Qin Shang
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