Höllenflut
auf
sämtliche Felder setzt. Wie standen die Chancen, daß er gewann
oder verlor? Sechsunddreißig zu sechsunddreißig? Aber es gab
ja auch noch die Null und die Doppelnull. Perlmutter war kein
Narr. Er setzte auf jede Möglichkeit, denn er war fest davon
überzeugt, daß er so gut wie gewonnen hatte, wenn er auch nur
einen richtigen Treffer landete.
Er griff zum Telefon, tippte eine Nummer ein und wartete, bis
sich eine verschlafene Stimme meldete. »Wehe, es ist nicht
wichtig.«
»Hiram, St. Julien Perlmutter hier.«
»Julien, wieso, um Himmels willen, rufen Sie mich um vier
Uhr morgens an?« Hiram Yeager klang, als spräche er durch das
Kopfkissen.
»Ich stecke mitten in einer Nachforschung für Dirk und
benötige Ihre Hilfe.«
Yeager wurde allmählich wacher. »Für Dirk tu' ich ja alles,
aber muß es ausgerechnet um vier Uhr morgens sein?«
»Es geht um wichtige Hinweise, die wir so schnell wie
möglich brauchen.«
»Was soll ich euch denn beschaffen?«
Perlmutter seufzte erleichtert auf, obwohl er aus Erfahrung
wußte, daß der Computerspezialist der NUMA noch nie
jemanden hatte hängenlassen. »Haben Sie einen Stift und ein
Blatt Papier zur Hand? Ich nenne Ihnen ein paar Namen.«
»Und dann?« fragte Yeager gähnend.
»Ich möchte, daß Sie sich in die Computer unserer Regierung
einklinken und die Datenbänke der Finanzbehörde und der
Sozialversicherung danach durchforsten. Ach, und sehen Sie
auch in Ihren umfangreichen meereskundlichen Dateien nach.«
»Viel verlangen Sie ja nicht.«
»Und wenn Sie schon mal dabei sind...«, setzte Perlmutter
sofort nach.
»Hört das denn nie auf?«
»Sie könnten da noch ein Schiff für mich aufspüren.«
»Und zwar?«
»Wenn mich meine Ahnung nicht trügt, wüßte ich ganz gern,
welchen Hafen es zwischen dem 28. November und dem 5.
Dezember 1948 angelaufen hat.«
»Name und Eigner?«
»Die Princess Dou Wan von den Canton Lines«, erwiderte er
und buchstabierte es.
»Okay, sobald ich meinen Dienst in der NUMA-Zentrale
antrete, fange ich damit an.«
»Machen Sie sich lieber gleich an die Arbeit«, versetzte
Perlmutter. »Die Zeit drängt.«
»Und Sie tun das auch bestimmt für Dirk?« hakte Yeager
nach.
»Großes Ehrenwort.«
»Darf ich fragen, worum es überhaupt geht?«
»Sie dürfen«, erwiderte Perlmutter, dann legte er auf.
Yeager forschte zunächst nach dem Kapitän der Princess Dou
Wan und wurde binnen weniger Minuten fündig. Leigh Hunt
wurde in zahlreichen Seefahrtsjournalen erwähnt, in denen alle
Schiffe samt Besatzung aufgeführt waren, die zwischen 1925
und 1945 das Südchinesische Meer befahren hatten. Ferner fand
er einen Bericht der britischen Marine und einen Zeitungsartikel
aus dem Jahr 1936, wonach ein unter Hunts Kommando
stehendes Schiff die Passagiere und die Besatzung eines
Trampdampfers gerettet hatte, der vor der Küste der Philippinen
gesunken war. Die letzte Eintragung über Hunt befand sich im
Schiffahrtsregister von Hongkong. Es war nur ein kurzer
Absatz, in dem lediglich vermerkt wurde, daß die Princess Dou
Wan nicht in Singapur eingetroffen sei. Nach 1948 verlor sich
jede Spur von Kapitän Hunt.
Anschließend nahm sich Yeager Ian Gallagher vor. Er
lächelte, als er in einem australischen Fachblatt auf einen Artikel
stieß, in dem von Gallaghers »anschaulicher Aussage« bei
einem Untersuchungsverfahren im Zusammenhang mit einem
Schiffsunglück vor der Küste von Darwin berichtet wurde,
»Hongkong« Gallagher, wie er genannt wurde, ließ kaum ein
gutes Haar am Kapitän und seinen Kollegen, behauptete, er habe
sie während der gesamten Überfahrt nicht ein einziges Mal
nüchtern erlebt, und gab ihnen die alleinige Schuld an dem
Unglück. Zuletzt wurde der Ire in einer kurzen Hausmitteilung
der Canton Lines erwähnt, in der auf das Verschwinden der Princess Dou Wan verwiesen wurde.
Danach gab er seinen Hochleistungsrechnern den Befehl,
sämtliche Maschinisten und Ingenieure herauszusuchen, die in
den internationalen Schiffahrts- und Reedereiregistern
aufgeführt wurden. Das würde einige Zeit dauern, daher ging er
hinunter in die Cafeteria der NUMA-Zentrale und gönnte sich
ein leichtes Frühstück. Anschließend befaßte er sich eine
Zeitlang mit zwei meeresgeologischen Projekten, an denen die
NUMA derzeit arbeitete, Dann wandte er sich wieder seinem
Suchprogramm zu.
Wie gebannt starrte er auf den Bildschirm, traute zunächst
seinen Augen kaum. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihm klar
wurde, was
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