Höllenflut
er da gefunden hatte. Ein Volltreffer, aus heiterem
Himmel. Jetzt wußte er, wo er weitersuchen mußte. Etliche
Stunden später lehnte er sich schließlich kopfschüttelnd zurück.
Er war mehr als zufrieden mit sich, als er Perlmutter anrief.
»St- Julien Perlmutter hier.«
»Hiram Yeager hier«, äffte ihn der Computerspezialist nach.
»Sind Sie auf etwas Interessantes gestoßen?«
»In Sachen Kapitän Leigh Hunt leider Fehlanzeige.«
»Was ist mit dem Chefmaschinisten?«
»Sitzen Sie gut?«
»Wieso?« fragte Perlmutter vorsichtig.
»Ian ›Hongkong‹ Gallagher ist nicht mit der Princess Dou
Wan untergegangen.«
»Was sagen Sie da?« versetzte Perlmutter.
»Ian Gallagher hat 1950 die amerikanische Staatsbürgerschaft
angenommen.«
»Unmöglich. Es muß sich um einen anderen Ian Gallagher
handeln.«
»Hundertprozentig«, erwiderte Yeager, der seinen Triumph in
vollen Zügen auskostete. »Ich habe gerade eine Kopie seines
Ingenieurspatents vor mir liegen, das er kurz nach seiner
Einbürgerung vom Schiffahrtsamt des amerikanischen
Verkehrsministeriums verlängern ließ. Anschließend heuerte er
bei der Ingram Line in New York an, in deren Diensten er
zwanzig Jahre lang stand. Seit 1949 mit Katrina Garin
verheiratet; fünf Kinder.«
»Er lebt noch?« fragte Perlmutter fassungslos.
»Laut Datenbank bezieht er nach wie vor seine Rente.«
»Wäre es wahrhaftig möglich, daß er den Untergang der Princess Dou Wan überlebt hat?«
»Vorausgesetzt, Gallagher war an Bord, als sie gesunken ist«,
erwiderte Yeager. »Soll ich trotzdem noch nachforschen, welche
Häfen die Princess Dou Wan in dem von Ihnen genannten
Zeitraum angelaufen hat?«
»Unbedingt«, antwortete Perlmutter. »Und achten Sie darauf,
ob irgendwo die Ankunft eines Schiffes namens Princess Yung
Tai vermerkt ist. Ebenfalls im Besitz der Canton Lines.«
»Sind Sie auf etwas Bestimmtes aus?«
»Nur eine Ahnung«, erwiderte Perlmutter. »Nicht mehr.«
Die Ecken sind abgesteckt, dachte Perlmutter. Jetzt mußte er
nur noch die übrigen Teile finden. Inzwischen war er
rechtschaffen müde und gönnte sich zwei Stunden Schlaf. Das
Telefon weckte ihn. Er ließ es fünfmal klingeln, bis er halbwegs
wieder zu sich gekommen war, und meldete sich dann.
»St. Julien, hier spricht Júan Mercado aus Panama.«
»Júan, besten Dank für Ihren Anruf. Haben Sie etwas
gefunden?«
»Nichts, fürchte ich, jedenfalls nicht über die Princess Dou
Wan.«
»Schade. Ich hatte gehofft, daß sie vielleicht den Kanal
durchfahren hat.«
»Ich bin da allerdings rein zufällig auf etwas gestoßen.«
»Oh?«
»Ein anderes Schiff der Canton Lines, die Princess Yung Tai,
hat am 1. Dezember 1948 den Kanal passiert.«
Perlmutter faßte den Hörer fester. »In welche Richtung ist sie
gefahren?«
»Von West nach Ost«, antwortete Mercado. »Vom Pazifik ins
Karibische Meer.«
Perlmutter sagte nichts, aber insgeheim jubelte er. Noch
fehlten etliche Teile in seinem Puzzle, aber allmählich nahm es
Gestalt an. »Ich stehe tief in Ihrer Schuld, Júan. Sie sind meine
Rettung.«
»Freut mich, daß ich Ihnen zu Diensten sein konnte. Aber tun
Sie mir das nächstemal bitte einen Gefallen, ja?«
»Aber gern.«
»Rufen Sie mich tagsüber an. Sobald meine Frau merkt, daß
ich wach im Bett liege, wird sie liebesbedürftig.«
48
Pitt war angenehm überrascht, als Julia ihn in seiner
Hangarwohnung in Washington erwartete. Nachdem sie sich
umarmt und geküßt hatten, servierte sie ihm einen Margarita on
the rocks einen richtigen, ohne das süße Zeug und das
zermatschte Eis, das man in den meisten Restaurants vorgesetzt
bekam.
»Da kehrt man doch gerne heim«, sagte er fröhlich.
»Ich wüßte nicht, wo es gemütlicher und sicherer sein
könnte«, sagte sie mit einem verführerischen Lächeln. Sie trug
einen Minirock aus Leder und ein Nylontop, das eine Schulter
frei ließ.
»Hab' ich schon gemerkt, da draußen wimmelt es von
Leibwächtern.«
»Die hat mir der INS geschickt.«
»Hoffentlich sind sie wachsamer als der letzte Trupp«, sagte
er, trank einen Schluck Margarita und nickte beifällig.
»Bist du alleine von Louisiana hierhergeflogen?«
Pitt nickte. »Al ist noch im Krankenhaus und läßt sich sein
gebrochenes Bein eingipsen. Und Admiral Sandecker und Rudi
Gunn sind schon früher abgereist, weil sie dem Präsidenten
persönlich Bericht erstatten wollten.«
»Peter Harper hat mir schon von deinen Heldentaten am
Mississippi erzählt. Du hast dieses Land vor
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