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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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umgebracht wurden. Als er die beiden Leichen fand, hatte er
kurz die Nerven verloren. Er konnte unmöglich an Land gehen
und melden, daß zwei seiner Männer von Unbekannten ermordet
worden waren, ohne daß er es mitbekommen hatte. Derlei
Ausflüchte ließen seine Auftraggeber nicht gelten. Wenn er jetzt
zurückkehrte, würde man ihn garantiert schwer bestrafen.
    Er mußte die Angreifer stellen. Daß er es nur mit einem Mann
zu tun hatte, kam ihm überhaupt nicht in den Sinn. Seiner
Ansicht nach handelte es sich hier um einen minutiös und
professionell geplanten Einsatz. Er schickte die beiden
verbliebenen Männer auf ihre Posten - einen zum Heck, den
anderen auf das Vordeck. Als Lo Hang auf seine Bitte hin das
Licht einschaltete, sah er die Menschen, die drüben am Ufer an
Land torkelten. Und um alles noch schlimmer zu machen,
handelte es sich offenbar um die Emigranten, die er ersäufen
sollte. Einen Moment lang war er wie erstarrt. Wieso waren sie
entkommen? Jemand mußte ihnen geholfen haben. Vermutlich
eine eigens dafür ausgebildete Spezialeinheit, dachte er
verzweifelt.
    Qin Shang würde garantiert dafür sorgen, daß er ebenfalls am
Grund des Sees landete, wenn er die Emigranten nicht einfing,
bevor sie sich an die amerikanischen Behörden wenden konnten.
Im Lichtschein, der von der anderen Seite des Sees herüberfiel,
zählte Chu Deng ein knappes Dutzend Männer und Frauen und
dazu zwei Kinder, die sich mühsam an Land schleppten und auf
den Waldrand zukrochen. Wenn er überleben wollte, gab es für
ihn nur eins. Ohne Rücksicht auf Verluste steuerte Chu Deng
den Katamaran auf eine Sandbank am Ufer zu.
    »Da sind sie!« schrie er dem Mann auf dem Vordeck zu.
»Schieß schon, schieß sie nieder, bevor sie die Bäume
erreichen!«
    Chu Deng starrte wie gebannt nach vorn, als der Aufseher
seine Waffe hochriß. Dann sah er wie in Zeitlupe eine dunkle
Gestalt, die unmittelbar vor dem Boot wie ein Meeresungeheuer
aus den Fluten stieg, sah, wie der Mann am Bug plötzlich
zusammenzuckte, die Maschinenpistole fallen ließ und sich an
die Schulter griff. Im nächsten Moment ragte ein häßlich
aussehender Pfeil aus seinem linken Auge. Chu Deng erstarrte
vor Schreck, als der Aufseher vornüber in das kalte Wasser
kippte.
    Ein Katamaran hat viele Vorzüge. Aber im Gegensatz zu
einem Boot mit nur einem Rumpf, dessen Bordwand steil
aufragt und so gut wie keinen Halt bietet, läßt es sich vom
Wasser aus leicht entern. Das Vordeck des Katamarans lag
allenfalls dreißig bis vierzig Zentimeter über dem
Wasserspiegel, so daß man sich an der Vorderkante ohne große
Mühe hochziehen konnte.
    Pitt nutzte den Schwung des Stingray und schoß aus dem
Wasser, als das Boot unmittelbar über ihm war. Beim Timing
verließ er sich eher auf sein Glück als auf seine Erfahrung, stieß
den Scooter von sich, riß den Arm hoch und umklammerte die
Kante des Vordecks. Im ersten Augenblick hatte er das Gefühl,
sein Arm sei ausgekugelt, als ihn das Boot mit hoher Fahrt
durchs Wasser schleppte. Dann brachte er die Preßluftpistole in
Anschlag und schoß auf den Mann, der gerade die
Maschinenpistole auf die Menschen am Ufer richten wollte.
Innerhalb von drei Sekunden hatte er nachgeladen und einen
weiteren Pfeil abgefeuert, der den Maschinenpistolenschützen
am Auge traf und sich in sein Gehirn bohrte.
    Der Katamaran hielt genau aufs Ufer zu, das mittlerweile
keine zehn Meter mehr entfernt war. Pitt stieß sich vom Vordeck
ab und ließ sich auf dem Rücken treiben. Er lud in aller Ruhe
nach, während die Kabine über ihn hinwegglitt, wartete, bis die
beiden Schrauben an ihm vorbei waren, die links und rechts das
Wasser aufwühlten, drehte sich dann um und schwamm mit
kräftigen Zügen im Kielwasser des Bootes. Im nächsten
Moment bohrte sich der Katamaran in die Uferböschung und
blieb mit geborstenem Bug liegen, so als wäre er gegen eine
stählerne Wand geprallt. Die beiden Motoren liefen noch ein
paar Sekunden lang mit voller Kraft, gerieten dann ins Stottern
und starben ab. Der Aufseher auf dem Achterdeck war durch die
Wucht des Aufpralls gegen die Kabine geschleudert worden und
hatte sich das Genick gebrochen.
    Pitt löste die Riemen der Trageschale, an der seine
Preßluftflaschen angebracht waren, hakte den Bleigurt ab und
zog sich auf das Achterdeck. Im Ruderhaus war niemand zu
sehen. Er stieg die Leiter hinauf und trat die Tür ein.
    Ein Mann kauerte am Boden, stützte sich mit Kopf und

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