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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Mann mit ausdruckslosen Augen, während er seine
Maschinenpistole von der Schulter nahm.
    Chu Deng zuckte die Achseln. »Vermutlich Angler. Wäre
nicht das erste Mal, daß sie spätnachts noch auf Lachse gehen.«
»Und wenn es keine Angler sind?«
Chu Deng wandte sich vom Ruder ab und grinste übers ganze
Gesicht. »Dann befördern wir sie zu den anderen.«
    Pitt wußte genau, daß man sie entdeckt hatte, als er das
schwarze Boot auf die kleine Gruppe Menschen zukommen sah,
die sich mühsam über Wasser hielt. Er hörte Stimmen am Bug.
Zweifellos schrie der Ausguck, der sich vorn auf der Plattform
zwischen dem Doppelrumpf befand, dem Kapitän zu, daß er
Menschen im See schwimmen' sah. Und ihm war auch klar, daß
er sie mit seiner Taucherlampe angelockt hatte.
Selbstverständlich war es seine Schuld, aber wenn er sie nicht
eingeschaltet hätte, wären die Menschen, die sich an ihrem
Schein orientierten, in alle Richtungen davongetrieben und
schließlich ertrunken.
    Er hielt den Stingray an und reichte das kleine Mädchen an
die junge Frau weiter, die gerade zwei älteren Leutchen
beistand. Den Jungen ließ er auf seinem Rücken sitzen. Nun, da
er beide Hände frei hatte, schaltete er die Taucherlampe ab und
drehte sich zu dem schwarzen Boot um, dessen Aufbauten
bereits den Sternenhimmel verdeckten. Er sah, wie zwei dunkle
Gestalten über die Außenleiter an der Kabine herabstiegen und
sich zu der Plattform am Bug begaben. Einer beugte sich über
die Reling, entdeckte Pitt und winkte ihm zu.
    Ehe der andere Aufseher den Strahl seiner Taschenlampe auf
Pitt richten konnte, zischte ein Pfeil aus dessen Preßluftpistole
durch die Dunkelheit und bohrte sich in seine Schläfe. Im
nächsten Moment sank sein Kumpan tot vornüber, von einem
weiteren Pfeil in die Kehle getroffen. Pitt schoß gezielt und ohne
zu zögern. Diese Männer hatten zahllose Menschen umgebracht.
Er dachte nicht daran, ihnen auch nur eine Chance zu geben.
Ihre Opfer hatten auch keine gehabt.
    Beide sanken lautlos auf dem Vordeck zusammen. Pitt lud
nach, ging in die Rückenlage und bewegte sich mit ein paar
Flossenschlägen weiter. Der kleine Junge vergrub den Kopf an
Pitts Schulter und klammerte sich mit aller Kraft an seinen Hals.
    Pitt glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als das Boot
weiterfuhr, abdrehte und Kurs auf den Anlegesteg nahm, als ob
nichts geschehen wäre.
    Flüchtig nahm er durch die Scheiben des Ruderhauses eine
Gestalt wahr. Der Mann am Ruder schien nicht gemerkt zu
haben, was mit seinen Männern passiert war.
    Pitt bezweifelte nicht, daß das Boot schleunigst umkehren
würde, sobald man die beiden Toten am Bug entdeckte. Er hatte
ihnen höchstens fünf Minuten Luft verschafft. Er sah dem
Katamaran nach, während er in der Dunkelheit verschwand.
Plötzlich veränderte sich die Silhouette: Das Boot drehte bei und
kehrte um.
    Komisch, dachte er, daß noch niemand das Licht eingeschaltet
hat. Im nächsten Moment gingen drüben in der Strafkolonie die
Lampen an und tauchten den See in gleißendes Licht.
    Hier im Wasser waren sie wie auf dem Präsentierteller - das
Schlimmste, was ihnen passieren konnte. Und am Ufer war es
zunächst kaum besser, jedenfalls nicht, bevor sie Deckung
fanden. Im nächsten Augenblick spürte Pitt Boden unter den
Füßen, und er stellte fest, daß ihm das Wasser nur mehr bis zur
Leiste reichte. Er watete an Land und setzte den Jungen am Ufer
ab. Dann kehrte er zurück und half den anderen durch das flache
Wasser, bis sie allein zum Ufer waten konnten. Sie waren so
erschöpft, daß sie sich kaum noch voranschleppen konnten.
    Er winkte der jungen Frau zu, die sich ein paar Schritte
entfernt im Wasser aufrichtete. Sie hatte das kleine Mädchen auf
der Schulter sitzen und den Arm um eine alte Frau geschlungen,
die offenbar dem Tode nahe war. »Nehmen Sie den Jungen!«
keuchte er. »Sorgen Sie dafür, daß alle schleunigst im Wald
verschwinden und sich flach hinlegen.«
»Wo wollen Sie... denn hin?« fragte sie stockend.
    Er warf einen kurzen Blick zu dem Boot. »Hier heißt es
standhalten wie Nelson vor Trafalgar und Custer am Little Big
Horn«, sagte Pitt, Bevor Julia etwas erwidern konnte, war der
Unbekannte, der ihnen allen das Leben gerettet hatte, wieder im
Wasser verschwunden.
    Chu Deng war mehr als mulmig zumute. Er hatte alle Hände
voll zu tun gehabt, damit sein Boot in der Dunkelheit nicht auf
Grund lief, so daß er nicht bemerkt hatte, wie die Aufseher

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