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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Schulter an den Kommandostand und hatte beide Arme um die
Brust geschlungen. Vermutlich hatte er sich beim Aufprall die
Rippen gebrochen, dachte Pitt. Aber ob verletzt oder nicht, der
Mann war ein Mörder. Pitt ging kein Risiko ein. Nicht bei
solchen Männern. Im gleichen Moment, in dem er die
Preßluftpistole hob, brachte Chu Deng eine .22er Automatik in
Anschlag, die er unter seinem Arm versteckt hatte. Die kleine
Pistole übertönte das Zischen des Pfeiles, der einen
Sekundenbruchteil später aus der Preßluftpistole schoß und sich
in Chu Dengs Stirn bohrte, während dessen Kugel Pitt lediglich
eine leichte Fleischwunde an der Hüfte zufügte.
    Nicht der Rede wert, dachte er. Selbstverständlich blutete die
Wunde ein bißchen, und sie tat auch weh, aber sie
beeinträchtigte ihn nicht. Er verließ das Ruderhaus, stieg die
Leiter hinab und sprang vom Vordeck ans Ufer. Dort stieß er auf
die verängstigten Einwanderer, die hinter einem Gebüsch
kauerten.
    »Wo ist die Frau, die Englisch kann?« stieß er keuchend
hervor.
»Hier«, antwortete Julia. Sie stand auf, trat nach vorn und
blieb vor ihm stehen.
Er sah nur ihre Umrisse. »Wie viele fehlen?« fragte er mit
banger Stimme.
»Drei, soweit ich bislang zählen konnte«, antwortete sie.
»Verdammt!« stieß Pitt frustriert aus. »Ich dachte, ich hätte
sie alle erwischt.«
»Haben Sie auch«, sagte Julia. »Sie haben es nicht mehr ans
Ufer geschafft.«
»Tut mir leid«, sagte Pitt.
»Das braucht es nicht. Es ist ohnehin ein Wunder, daß Sie uns
überhaupt gerettet haben,«
»Können Sie laufen?«
»Ich glaube schon.«
»Geht links am Seeufer entlang«, wies er sie an. »Nach etwa
dreihundert Metern stoßt ihr auf eine Hütte. Versteckt euch dort
im Wald, aber geht nicht hinein. Ich wiederhole: Geht nicht
hinein. Ich komme nach, sobald ich kann.«
»Wo wollen Sie hin?« fragte sie.
»Wir haben es mit Leuten zu tun, die sich nicht gern zum
Narren halten lassen. Die fragen sich vermutlich, was aus ihrem
Boot geworden ist. Innerhalb der nächsten zehn Minuten
tauchen die hier auf und erkunden das Ufer. Ich will sie ein
bißchen ablenken. Besser gesagt, ich will es demjenigen
heimzahlen, der für euer Elend verantwortlich ist.«
Es war zu dunkel, als daß er ihre besorgte Miene hätte
erkennen können. »Seien Sie bitte vorsichtig, Mr....?«
»Pitt. Dirk Pitt heiße ich.«
»Julia Lee.«
Er wollte etwas sagen, ließ es aber sein, rannte statt dessen
zum Katamaran und kletterte aufs Oberdeck. Er war kaum im
Ruderhaus, als das Telefon surrte. Er tastete in der Dunkelheit
herum, fand schließlich den Apparat und nahm den Hörer ab.
Am anderen Ende redete ihn jemand auf chinesisch an. Als sein
Gesprächspartner einen Moment lang innehielt, grummelte er
ein paar unverständliche Laute, unterbrach die Verbindung und
legte den Hörer auf den Kommandostand. Er schaltete die
Taucherlampe an und fand nach kurzer Suche die Zündschalter
und die Gasregler. Er betätigte die beiden Starterhebel und
schob die Gasregler vor und zurück, bis die beiden Motoren
hustend und spuckend ansprangen.
Der Bug des Katamaran saß im Erdreich fest. Pitt schaltete
auf Rückwärtsfahrt, gab Vollgas, drehte gleichzeitig das Ruder
hin und her und versuchte das festgefahrene Boot
freizubekommen. Zunächst ging es nur zentimeterweise, aber
dann löste sich der Bug, und das Boot setzte ruckartig zurück.
Pitt zog den geborstenen Bug herum, schaltete auf volle Fahrt
voraus und hielt auf den Bootssteg zu. Und auf Qin Shangs hell
erleuchtete Jacht, in deren eleganten Salons sich offenbar keine
Menschenseele aufhielt.
Er rammte die Spitze seines Tauchermessers in das hölzerne
Kompaßgehäuse und verklemmte die Speichen des Ruderrades
mit dem Griff, damit das Boot auf Kurs blieb. Dann stellte er die
Gasregler auf langsame Fahrt, und stürmte über die Leiter hinab
zum Maschinenraum im Steuerbordrumpf. Er hatte keine Zeit
für große Raffinessen. Deshalb schraubte er kurzerhand die
Tankstutzen ab, schnappte sich etliche ölige Lappen, die
normalerweise zum Maschinenputzen dienten, und band sie
zusammen. Dann stopfte er sie ein Stück weit in den
Tankstutzen hinein, tränkte sie mit Dieselöl und zog das andere
Ende an Deck. Dort rollte er das verbliebene Stück zusammen,
so daß eine Mulde entstand, die er mit Dieselöl füllte. Pitt war
zwar nicht allzu begeistert von seinem Werk, aber nachdem er
sich davon überzeugt hatte, daß unter den gegebenen

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