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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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keine guten Nachrichten«, erwiderte der andere.
»Ich bedaure, daß wir den Betrieb nicht weiterführen konnten,
bis Operation Iberville steht.«
»Wurden die Gefangenen liquidiert, damit sie nichts
ausplaudern können?«
    »Nein, die Razzia kam zu überraschend und wurde
blitzschnell durchgeführt.«
»Unser Vorsitzender wird höchst ungehalten über Ihr
Versagen sein.«
»Ich bin bereit, die Schuld für meine Fehler auf mich zu
nehmen.«
»Können Sie sich noch absetzen?«
»Nein, dafür ist es zu spät«, erklärte Lo Han ernst.
»Sie dürfen sich nicht festnehmen lassen, Bambus sechs. Das
wissen Sie doch. Das gleiche gilt für Ihre Untergebenen. Den
Amerikanern dürfen keinerlei Hinweise auf die Hintermänner in
die Hände fallen.«
»Alle, die um die genauen Zusammenhänge wußten, sind tot.
Meine Wachmänner sind lediglich gedungene Söldner, nicht
mehr. Sie haben keine Ahnung, in wessen Lohn sie standen.«
»Dann sind Sie also das einzige Verbindungsglied«, erwiderte
der andere ohne jede Gefühlsregung.
»Ich habe mein Gesicht verloren und bin bereit, dafür zu
büßen.«
»Dann ist dies unser letztes Gespräch.«
»Ich habe nur noch eins zu erledigen«, sagte Lo Han leise.
»Versagen Sie nicht«, versetzte der andere kühl.
»Leben Sie wohl, Lotus zwei.«
»Leben Sie wohl, Bambus sechs.«
Lo Han betrachtete die Videoschirme, auf denen jetzt ein
Trupp Männer zu sehen war, die auf den mobilen
Kommandostand zustürmten. Als sie sich an der Tür zu schaffen
machten, holte er einen kleinen vernickelten Revolver aus seiner
Schreibtischschublade, schob sich den Lauf in den Mund,
richtete ihn nach oben und legte den Finger an den Abzug. Der
erste Agent, der mit erhobener Waffe durch die Tür stürmte,
blieb wie angewurzelt stehen, als der Schuß fiel. Verdutzt
blickte er auf Lo Han, der gegen die Stuhllehne geschleudert
wurde, dann vornüber kippte, den Revolver zu Boden fallen ließ
und mit Kopf und Schulter auf den Schreibtisch sackte.
ZWEITER TEIL
Das letzte der großen Schiffe
20. April 2000
Hongkong, China
12
    Qin Shang wirkte nicht wie ein skrupelloser,
gemeingefährlicher Psychopath, der wahllos Tausende von
Menschen ermorden ließ. Er war kein monströses Ungeheuer,
das pure Bosheit und Gemeinheit ausstrahlte. Wenn er an
seinem Schreibtisch im prunkvollen, weitläufigen Penthaus des
mit Spiegelglas verkleideten Bürohochhauses der Qin Shang
Maritime Limited saß, sah er nicht anders aus als jeder andere
chinesische Geschäftsmann in Hongkong, einem der großen
Finanzzentren der Welt. Qin Shang war eher unauffälligwie
viele Massenmörder im Laufe der Geschichte, Mit knapp
einsachtzig war er groß für einen Asiaten und zudem ziemlich
ausladend, vor allem um den Bauch- Er wog rund zwei Zentner,
wirkte dabei aber nicht etwa stramm, sondern eher feist eine
Folge seiner Vorliebe für die gute chinesische Küche. Die
dichten schwarzen Haare waren in der Mitte gescheitelt und
kurz geschnitten. Kopf und Gesicht waren nicht etwa rund,
sondern eher schmal, fast katzenartig, passend zu den langen,
schlanken Händen. Ein ständiges Lächeln schien in seinen Mund
zu spielen. Rein äußerlich wirkte Qin Shang nicht gefährlicher
als ein Schuhverkäufer.
    Wenn da nicht die Augen gewesen wären, die seine
vermeintliche Liebenswürdigkeit Lügen straften. Sie waren grün
wie feinste Jade und unendlich tiefgründig, boshaft funkelnd
und so durchdringend, daß man das Gefühl hatte, er könne
einem die neuesten Aktienkurse an den Gedanken ablesen.
Diesen Blick, so schworen alle, die ihn näher kannten, konnte
man nie wieder vergessen. Die Augen verrieten sein wahres
Wesen: Qin Shang kannte weder Skrupel noch Bedenken. Er
blühte förmlich auf, wenn er durch Lug und Trug zu immer
mehr Macht und Reichtum gelangen konnte. Als armer
Waisenjunge, der drüben in Kaulun, wo man nur den
Lichterglanz vom Hafen in Victoria auf der Insel Hongkong
über die Bucht scheinen sah, auf der Straße betteln gegangen
war, hatte er gelernt, wie man den Leuten das Geld aus der
Tasche zog. Mit zehn Jahren hatte er so viel gespart, daß er sich
einen Sampan kaufen konnte, mit dem er Menschen übersetzte
und jede Fracht beförderte, die man ihm nach langem Überreden
anvertrauen mochte.
    Innerhalb von zwei Jahren besaß er zehn Sampans. Er war
noch keine achtzehn, als er seine einträgliche kleine Flotte
verkaufte und mit dem Erlös einen ausgedienten Trampdampfer
erstand, der zwischen den Hafenstädten

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