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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Shang wirkte nicht im
geringsten überrascht oder gar verärgert. Er zuckte lediglich
gleichmütig mit den Schultern. »Meinen Sie, daß ich so leicht zu
ersetzen bin?«
»Wir haben bereits jemanden ausgesucht, der über die
gleichen Fähigkeiten verfügt wie Sie.«
»Jemand, den ich kenne?«
»Einer Ihrer Konkurrenten, Quan Ting, der
Vorstandsvorsitzende der China & Pacific Lines, hat sich bereit
erklärt, Ihre Nachfolge anzutreten.«
»Quan Ting?« Qin Shang zog die Augenbrauen hoch.
»Dessen Schiffe sind doch bestenfalls alte Rostkähne.«
»Er wird bald in der Lage sein, neue Schiffe auf Kiel zu
legen.« Dahinter steckte die kaum verhohlene Andeutung, daß
Quan Ting die notwendigen Mittel von der chinesischen
Regierung erhalten würde, und zwar mit Billigung und auf
Betreiben von Yin Tsang.
»Sie wollen mich für dumm verkaufen. Sie benutzen das
Mißgeschick am Orion Lake als Vorwand, um meine
Zusammenarbeit mit der Volksrepublik China aufzukündigen,
damit Sie heimlich in das Geschäft einsteigen und persönlich am
Gewinn teilhaben können.«
»Habgier ist Ihnen doch nicht fremd, Qin Shang. Sie würden
sich an meiner Stelle ebenso verhalten.«
»Und was wird aus meiner neuen Niederlassung in
Louisiana?« fragte Qin Shang. »Werde ich die ebenfalls
verlieren?«
»Selbstverständlich wird man Ihnen Ihren Anteil an der
Investition ersetzen.
»Selbstverständlich«, wiederholte Qin Shang säuerlich. Er
wußte genau, daß er keinen Pfennig erhalten würde. »Die
Anlage wird natürlich an meinen Nachfolger fallen und an Sie,
seinen stillen Teilhaber.«
»Diesen Vorschlag werde ich bei der nächsten
Parteikonferenz in Peking einbringen.«
»Darf ich fragen, mit wem Sie sonst noch über meine
Entlassung gesprochen haben?«
»Nur mit Quan Ting«, antwortete Yin Tsang, »Ich hielt es für
besser, die Angelegenheit vertraulich zu behandeln, bis die Zeit
reif ist.«
Qin Shangs Privatsekretärin trat ins Zimmer und schritt
anmutig wie eine balinesische Tänzerin zu der Sitzecke was sie
auch gewesen war, bevor sie von Qin Shang eingestellt und
ausgebildet worden war. Sie war nur eine von mehreren
Schönheiten, die in Shangs Diensten standen. Er vertraute
Frauen mehr als jedem Mann. Shang war ledig und hielt sich
fast ein Dutzend Geliebte drei davon wohnten in seinem
Penthaus -, aber er ließ sich niemals mit Frauen ein, mit denen
er beruflich eng zusammenarbeitete. Er nickte anerkennend, als
seine Sekretärin ein Tablett mit zwei Tassen und zwei
Teekannen auf dem niedrigen Tischchen zwischen den beiden
Männern abstellte.
»In der grünen Teekanne ist Ihre Spezialmischung«, sagte sie
leise zu Qin Shang. »In der blauen ist Jasmintee.«
»Jasmin!« versetzte Yin Tsang. »Wie können Sie nur einen
Tee trinken, der wie Frauenparfüm schmeckt, wenn Sie eine
derart edle Privatmischung haben?«
»Zur Abwechslung.« Qin Shang lächelte. Betont höflich goß
er den Tee ein. Dann lehnte er sich zurück, hielt die dampfende
Tasse in beiden Händen und sah zu, wie Yin Tsang seinen Tee
trank.
»Ihnen ist natürlich klar, daß Quan Ting über kein
Kreuzfahrtschiff verfügt, das zur Beförderung von Passagieren
geeignet ist.«
»So etwas kann man kaufen oder von einer anderen Reederei
leasen«, erwiderte Yin Tsang leichthin. »Betrachten wir die
Sache doch einmal im rechten Licht. Sie haben im Lauf der
letzten Jahre gewaltige Gewinne eingestrichen. Es steht nicht zu
befürchten, daß Sie bankrott gehen werden. Für Sie dürfte es
doch ein leichtes sein, mit der Qin Shang Maritime Limited auf
die westlichen Märkte auszuweichen. Sie sind ein kluger
Geschäftsmann, Qin Shang. Sie werden auch ohne die
Unterstützung der Volksrepublik China überleben können.«
»Der Flug des Falken läßt sich nicht mit Sperlingsflügeln
vollbringen«, erwidert« Qin Shang versonnen.
Yin Tsang stellte seine Tasse ab und erhob sich. »Ich muß Sie
jetzt verlassen. Meine Maschine nach Peking wartet schon.«
»Ich verstehe«, erwiderte Qin Shang trocken. »Sie sind ein
vielbeschäftigter Mann, der zahlreiche Entscheidungen treffen
muß.« Yin Tsang nahm die Spitze sehr wohl war, doch er ging
nicht darauf ein. Er verbeugte sich kurz und knapp, sobald seine
unangenehme Aufgabe erfüllt war, und trat in den Fahrstuhl.
Kaum hatte sich die Tür geschlossen, kehrte Qin Shang an
seinen Schreibtisch zurück und betätigte die Gegensprechanlage.
»Schicken Sie mir Pawel Gawrowitsch.«
Fünf Minuten später trat ein großer,

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