Hoellenglanz
auf, Elizabeth, und dann komm hier vor mich, damit ich dich sehen kann.«
Sie tat es.
»So, Kit, und jetzt gebe ich Ihnen fünf Minuten, in denen Sie Ihre Jungen nehmen und gehen können. Bei Simon scheinen die Modifikationen funktioniert zu haben. Und so kräftig Derek auch ist, er kommt mir für einen Werwolf ziemlich normal vor. Noch ein Erfolg also. Chloe und Victoria sind die problematischen Fälle, aber ich kann Ihnen versichern, man wird sich gut um sie kümmern. Jetzt nehmen Sie Ihre Jungen und …«
»Ich gehe nirgendwohin«, sagte Derek. »Nicht ohne Chloe.«
Er verspannte sich, als er es sagte, als erwartete er Widerspruch von mir, aber ich hörte sie kaum reden. Das Blut rauschte mir in den Ohren, mein Magen rebellierte – ich wusste, was ich zu tun hatte, aber um es zu tun, musste ich gegen jeden Instinkt ankämpfen, der in mir brüllte, ich solle es lassen.
Dr. Davidoffs Blick hob sich zu Dereks Gesicht. Er runzelte die Stirn, schien zu überlegen und nickte dann. »Einverstanden. Ich werde kaum das Angebot ausschlagen, unseren einzigen Werwolf zu behalten. Nehmen Sie also Ihren Sohn und gehen Sie, Kit.«
»Ich nehme meine beiden Söhne«, antwortete Mr. Bae. »Und Victoria und Chloe und Lauren.«
Dr. Davidoff lachte leise. »Sie haben immer noch nicht ganz verstanden, wann Sie sich einfach mal geschlagen geben sollten, nicht wahr? Ich hätte gedacht, zehn Jahre auf der Flucht hätten Ihnen das beigebracht. Denken Sie an alles, was Sie aufgegeben haben, nur weil ich Derek wiederhaben wollte. Ich bin mir sicher, Simon hätte viel glücklicher sein können, wenn Sie nicht so stur gewesen wären.«
»Sturheit ist gut«, sagte Simon. »Liegt außerdem in der Familie. Ich gehe auch nicht, bevor Sie sie nicht auch aufgeben.«
Derek massierte mir die Schultern – er hielt die verspannten Muskeln für ein Zeichen von Furcht, nicht von Konzentration. Simon warf mir einen besorgten Blick zu, weil mir der Schweiß übers Gesicht strömte. Ich schloss die Augen und visualisierte.
»Geh, Chloe«, sagte Tante Lauren. »Geh einfach.«
»So funktioniert das aber nicht«, sagte Dr. Davidoff. »Ich kann Sie und Tori erschießen, bevor Kit oder Derek mich zu Fall bringt. Jetzt entscheiden Sie sich doch bitte, Kit. Ein Kabalenteam ist hierher unterwegs, wenn sie nicht schon eingetroffen sind. Akzeptieren Sie einfach, dass man nicht alles haben kann, und gehen Sie.«
Eine Gestalt begann sich hinter Dr. Davidoff zu erheben. Derek sog scharf den Atem ein, dann stieß er ihn langsam wieder aus und begann mir leise Ermutigungen zuzuflüstern. Simon und Mr. Bae wandten hastig den Blick ab, um Dr. Davidoff nicht zu warnen.
»Sie haben nur noch ein paar Minuten, Kit«, erinnerte Dr. Davidoff.
»Heb die Pistole auf«, sagte ich.
Dr. Davidoff lachte. »Deine Tante wird kaum töricht genug sein, nach einer Pistole zu greifen, die drei Meter entfernt liegt, Chloe.«
»Dr. Davidoff«, sagte ich.
»Ja?«
»Erschieß ihn.«
Er runzelte die Stirn, öffnete den Mund. Mrs. Enrights Leiche schwankte. Ihr Blick fing meinen auf, ein Blick aus wuterfüllten Augen.
»Ich habe gesagt …«
Sie feuerte. Sekundenlang hing Dr. Davidoff aufrecht in der Luft, ein Loch in der Brust, während seine Lippen sich lautlos bewegten. Dann stürzte er. Ich kniff die Augen zusammen und gab Mrs. Enrights Geist frei. Als ich sie wieder öffnete, war Tante Lauren neben Dr. Davidoff in die Hocke gegangen und hatte ihm die Finger an den Hals gelegt. Sein Geist stand neben ihr und starrte verwirrt auf sie hinunter.
»Er ist tot«, sagte ich. »Ich kann seinen Geist sehen.«
Jemand brüllte. In einiger Entfernung hörte ich Schritte hämmern.
»Wir müssen hier weg«, sagte Mr. Bae. »Lauren!«
»Ich komme.«
»Derek, nimm Tori und komm.«
Wir stürzten zur Tür hinaus, gerade als hinter uns das Gebrüll einsetzte. Mr. Bae schrie Simon und Tante Lauren zu, sie sollten über die Mauer klettern, während er selbst mich hinaufstemmte und Derek Tori mit sich zerrte. Ich erreichte die Mauerkrone und kauerte dort neben Simon, um Derek heraufzuhelfen. Liz lief voraus und schrie uns zu, dass die Luft rein war.
Während wir auf der anderen Seite von der Mauer kletterten, blieb Mr. Bae oben stehen, bereit, Formeln nach jedem Menschen zu schleudern, der zur Tür herauskommen sollte. Aber niemand tat es – der Schutt und die Leichen hielten sie lang genug auf, dass wir entkommen konnten. Inzwischen war auch Tori wieder bei
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