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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Tante, und der Typ da unten sieht ihr keine Spur ähnlich.«
    Der Schlag erwischte mich von hinten, ein harter Hieb in die Kniekehlen. Meine Beine gaben nach, und ich fiel auf alle viere.
    »Spiel keine Spielchen mit mir, kleine Nekro.«
    Als ich aufzustehen versuchte, schlug er mit einem alten Holzbrett nach mir, das er wie einen Baseballschläger einsetzte. Ich versuchte, mich aus dem Weg zu werfen, aber er erwischte mich an der Schulter und schleuderte mich gegen das Geländer. Ein Knacken, und die Brüstung gab nach. Ich schwankte, und eine Sekunde lang sah ich nichts außer dem asphaltierten Hof zwei Stockwerke unter mir.
    Ich packte ein anderes Stück Geländer. Es hielt, und ich hatte das Gleichgewicht zurückgewonnen, als die Latte geradewegs auf meine Hand zujagte. Ich ließ los und rettete mich auf das Stück, das in Richtung Flachdach führte, während das Brett so hart auf dem Geländer auftraf, dass die oberste Geländerstange brach und auch das Brett selbst zersplitterte. Verrottetes Holz flog in alle Richtungen.
    Ich rannte auf das Flachdach zu. Er schwang die abgebrochene Latte in meine Richtung, ich stolperte nach hinten und prallte wieder gegen das Geländer.
    Ich fing mich wieder und sah mich um. Keine Spur von ihm. Keine Spur von irgendeiner Bewegung. Aber ich wusste, dass er da war, abwartete, was ich als Nächstes tun würde.
    Ich rannte auf die Tür zu und bog dann unvermittelt zu dem Flachdach ab. Ein Krachen. Glassplitter schienen vor mir zu explodieren, und der Geist wurde wieder sichtbar, eine zerbrochene Flasche in der Hand. Ich wich zurück.
    Ja, klar, tolle Idee. Immer wieder rückwärts gegen das Geländer, mal sehen, wie lang es hält.
    Ich blieb stehen. Ich konnte nirgendwohin. Ich erwog zu schreien. In Filmen habe ich das immer verabscheut – Heldinnen, die um Hilfe kreischen, wenn man sie in die Enge getrieben hat –, aber in dem Moment, als ich selbst zwischen einem Poltergeist mit einer zerbrochenen Flasche und einem Sturz über zwei Stockwerke feststeckte, hätte ich die Blamage des Gerettetwerdens ohne weiteres weggesteckt. Das Problem dabei war, niemand würde es rechtzeitig hier herauf schaffen.
    Okay … und was machst du jetzt also? Die supermächtige Nekromantin gegen den machtspielchensüchtigen Poltergeist?
    Ja, richtig. Ich hatte eine Möglichkeit, mich zu wehren, zumindest gegen Geister.
    Ich berührte mein Amulett. Meine Mutter hatte es mir gegeben. Sie hatte gesagt, es würde die Schreckgespenster fernhalten, die ich als Kind gesehen hatte – Geister, das wusste ich heute. Es schien nicht besonders gut zu funktionieren, aber es mit der Hand zu umschließen half mir dabei, mich zu konzentrieren, mich darauf zu besinnen, was ich war.
    Ich stellte mir vor, wie ich dem Geist einen Stoß versetzte.
    »Wag es ja nicht, kleines Mädchen. Du machst mich bloß wütend, und …«
    Ich kniff die Augen zusammen und verpasste ihm einen gigantischen mentalen Tritt.
    Stille.
    Ich wartete, lauschte, überzeugt davon, dass er genau vor mir stehen würde, wenn ich die Augen wieder öffnete. Irgendwann öffnete ich sie einen Spalt weit und sah nichts als den grauen Himmel. Trotzdem hielt ich das Geländer fest umklammert und wartete darauf, dass eine zerbrochene Flasche auf meinen Kopf zugeflogen kam.
    »Chloe!«
    Meine Knie gaben nach, als ich die Stimme hörte. Schritte hämmerten über das Dach. Geister hört man nicht gehen.
    »Beweg dich nicht.«
    Ich sah über die Schulter und erkannte Derek.

[home]
3
    D erek kam über den flachen Teil des Daches näher. Er trug Jeans und ein T-Shirt, war aber barfuß.
    »Pass auf«, rief ich ihm zu. »Da liegen Scherben.«
    »Ich seh’s. Bleib, wo du bist.«
    »Schon okay. Ich gehe einfach rückwärts, und …« Das Holz knarrte unter meinen Füßen. »Vielleicht auch nicht.«
    »Bleib einfach dort stehen. Das Holz ist verfault. Es trägt dein Gewicht, solange du still stehst.«
    »Aber ich bin bis hierher gegangen, also muss es doch immerhin …«
    »Wir überprüfen diese Theorie besser nicht, okay?«
    Ich hörte keine Spur von der üblichen Ungeduld in seiner Stimme, was wohl bedeutete, dass er sich ernsthaft Sorgen machte. Und wenn Derek sich Sorgen machte, dann blieb ich wahrscheinlich wirklich besser genau dort, wo ich war. Ich packte das Geländer.
    »Nein!«, sagte er. »Ich meine, doch, ja, halt es fest, aber ohne Druck drauf auszuüben. Es ist unten durchgefault.«
    Na, fantastisch.
    Derek sah sich um, als suchte er nach

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