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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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da, als er fragte: »Was hat Simon …?« Er brach ab. Ich sah seine Wangen rot anlaufen, als schämte er sich, auch nur erwogen zu haben, dass Simon verantwortlich sein könnte.
    »Was ist passiert?«, fragte er.
    »Nichts. Es hat einfach nicht funktioniert.«
    »Nicht funktioniert?« Jetzt sprach er langsam, als versuchte er, sich in einer Fremdsprache zu verständigen. »Warum?«
    »Rede mit Simon.«
    »Ich rede mit dir. Was hast du ihm angetan?«
    Ich schauderte. Aber er hatte recht. Ich hatte Simon etwas angetan. Ich hatte ihn verletzt. Und weswegen? Wegen einer albernen Vorliebe für einen Typ, der mich den größten Teil seiner Zeit nur mit Mühe und Not tolerierte? War das also die Sorte Mädchen, die ich war – die Sorte, die den Widerling dem netten Kerl vorzog?
    »Ich hab Mist gebaut. Wieder mal. Du wirst schockiert sein, das zu hören, da bin ich mir sicher. Und jetzt lass mich bitte gehen.«
    Er versperrte mir den Weg. »Was hast du gemacht, Chloe?«
    Ich tat einen Schritt zur Seite. Er tat einen Schritt zur Seite.
    »Du magst ihn, oder nicht?«, fragte er.
    »Ja, ich mag ihn. Einfach nur nicht …«
    »Nicht was?«
    »Rede mit Simon. Er ist derjenige, der sich einbildet …«
    »Was einbildet?«
    Schritt. Hindernis.
    »Was einbildet?«
    »Dass es da jemand anderen gibt«, platzte ich heraus, bevor ich es verhindern konnte. Ich holte tief und zitternd Luft. »Er glaubt, es gäbe da jemand anderen.«
    »Wen?«
    Ich wollte sagen: »Weiß ich nicht. Irgendein Typ in der Schule, nehme ich an.« Aber Dereks Gesichtsausdruck teilte mir mit, dass er die Antwort bereits kannte. Der Ausdruck, den ich da sah … Es war schon vorher demütigend gewesen, mir von Simon vorwerfen zu lassen, dass ich Derek mochte, aber es war nichts gewesen im Vergleich zu dem, was ich angesichts von Dereks Blick empfand. Es war nicht einfach bloß Überraschung, was ich da sah, sondern Schock. Und Entsetzen.
    »Mich?«, fragte er. »Simon sagt, er glaubt, dass du und ich …«
    »Nein, das nicht. Er weiß, dass wir nicht …«
    »Gut. Was ist es also, das er glaubt?«
    »Dass ich dich mag.« Auch dieses Mal waren die Worte da, bevor ich es verhindern konnte. Aber dieses Mal war es mir egal. Ich hatte mich bis auf die Knochen blamiert, und jetzt war ich leer und beschämt. Ich wollte nichts weiter, als ihn loswerden, und wenn er angesichts dieser Beichte in Panik aus dem Garten flüchtete … umso besser.
    Aber er rannte nicht los. Er starrte mich einfach nur an, und das war schlimmer. Ich kam mir vor wie der übelste Versager der ganzen Schule, wie das hässliche Entlein, das dem coolsten Typ weit und breit gerade mitgeteilt hatte, dass es ihn mochte. Er stand da und starrte mich an, als habe er mich falsch verstanden.
    »Ich tu’s nicht«, sagte ich schnell. Und diese Worte kamen mühelos heraus, denn in diesem Augenblick waren sie die reine Wahrheit. »Ich tu’s
nicht
«, wiederholte ich, als er einfach weiter glotzte.
    »Das will ich hoffen.« Seine Stimme war ein leises Grollen, seine Stirn zierte finsteres Runzeln, und endlich machte er Platz. »Das will ich hoffen, Chloe, denn Simon mag dich.«
    »Ich weiß.«
    »Simon, wegen dem hat dauernd irgendein Mädchen angerufen, praktisch jeden Tag, seit er zwölf war. Sie drücken sich in der Schule in seiner Nähe rum. Sie reden sogar mit mir, weil sie auf die Art vielleicht an ihn rankommen. Nette Mädchen. Beliebte Mädchen.«
    »Dann sollte ich also hin und weg sein, weil ein Typ wie er auch nur in meine Richtung gesehen hat, ja?«
    »Natürlich nicht. Ich meine damit nicht …«
    »Oh, ich weiß schon, was du meinst. Ich kann froh und dankbar sein, weil ich zufällig gerade da war, als die Auswahl … na ja, streng genommen nicht vorhanden war, weil ich sonst nämlich keine Chance gehabt hätte.«
    »Das ist nicht … ich habe nie behauptet …«
    »Ist ja auch egal.« Ich drehte mich um und ging in die entgegengesetzte Richtung.
    Derek schnitt mir den Weg ab. »Simon mag dich, Chloe. Ja, er ist schon mit vielen Mädchen weggegangen. Aber er mag dich wirklich, und ich habe gedacht, du magst ihn auch.«
    »Tu ich auch. Einfach nur … nicht auf
die
Art, nehme ich an.«
    »Dann hättest du ihn nicht glauben lassen sollen, dass es auf
die
Art war.«
    »Glaubst du, ich hätte ihm was vorgemacht? Wozu? Zum Spaß? Weil mein Leben einfach nicht aufregend genug ist, also mache ich vielleicht mal einen netten Kerl an, mach ihm Hoffnungen, und dann lache ich und renne weg?

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