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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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sollen.
    Allein in einem Zimmer zu sein bedeutete, dass ich nichts weiter tun konnte, als mich unter der Decke zusammenzurollen und darüber zu weinen, wie entsetzlich schief mein Leben in letzter Zeit lief. Und mich danach dafür zu verachten, dass ich mich im Selbstmitleid wälzte.
    Ich hatte alles verkorkst. Ich konnte meine Kräfte nicht kontrollieren, nicht einmal wenn unsere Zukunft davon abhing. Niemand sprach mehr davon, Rae und Tante Lauren zu befreien und Dereks und Simons Vater zu finden. Wir konnten noch von Glück sagen, wenn meine Beschwörung auf dem Friedhof nicht dazu führte, dass als Nächstes
wir
eingesperrt wurden.
    Die einzigen Leute, auf die ich zählen konnte, waren Derek, Simon und Tori. Und nachdem sie mir den Mist, den ich auf dem Friedhof gebaut hatte, offenbar allesamt verziehen hatten … hatte ich jetzt auch noch Simon verletzt, Derek verärgert und Tori gekränkt.
    Ich wollte nach Hause. Wenn ich nicht so feige wäre, hätte ich jetzt meine Tasche gepackt und wäre gegangen, bevor ich die Dinge noch schlimmer machte. Aber nicht einmal das brachte ich zustande. Ich hasste, hasste,
hasste
mich dafür, dass ich ein solcher Schwächling war. Ich schien zu nichts weiter in der Lage zu sein, als zu weinen, bis ich irgendwann erschöpft einschlief.
    Ein lautes Klopfen an der Tür weckte mich. Auf der Suche nach dem Wecker spähte ich zum Nachttisch hinüber, bis mir einfiel, dass ich das Zimmer gewechselt hatte.
    »Chloe? Ich bin’s.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Derek«, als ob ich das tiefe Grollen mit einer anderen Stimme verwechseln könnte, als ob ich den kleinen Teil von mir hätte missverstehen können, der wie ein eifriges Hündchen die Ohren aufstellte und sagte:
Er
ist’s. Schnell, frag nach, was er will!
    Himmel, ich war so blind gewesen. Es kam mir jetzt alles so offensichtlich vor.
    Traurig und armselig.
    Also so ziemlich das Übliche dieser Tage.
    Ich zog mir die Decke über den Kopf und schloss die Augen.
    »Chloe?« Die Dielenbretter knarrten. »Ich muss mit dir reden.«
    Ich antwortete nicht.
    Wieder ein Knarren, diesmal war es die Tür selbst, und ich fuhr im Bett hoch, als er hereingeschlüpft kam.
    »Hey! Du kannst nicht einfach …«
    »Sorry«, murmelte er. »Es ist bloß …«
    Er trat ins Mondlicht. Das war kein Zufall. Er wollte, dass ich ihn sah – die fiebrig brennenden Augen, die gerötete Haut, das schweißnasse Haar. Er wollte, dass ich sagte: »Oh, du wandelst dich«, aus dem Bett sprang und darauf bestand, mit ihm ins Freie zu gehen und ihm beizustehen, so wie ich es die letzten beiden Male getan hatte.
    Ich sah ihn an und legte mich wieder hin.
    Er trat vor. »Chloe …«
    »Was?«
    »Es … Es fängt wieder an.«
    »Das sehe ich.«
    Ich setzte mich auf, schwang die Beine über die Bettkante und stand auf. Er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Ich ging zum Fenster.
    »Ungefähr zehn Meter diesen Pfad da entlang ist auf der linken Seite eine Lichtung. Das müsste ein guter Ort sein.«
    Ich sah einen Funken Panik in seinen Augen aufleuchten. Das hätte mich, nachdem er mich heute so doof behandelt hatte, freuen sollen. Aber das tat es nicht. Konnte es nicht. Es erforderte meine gesamte Willenskraft, wieder ins Bett zu kriechen.
    »Chloe …«
    »Was?«
    Er kratzte sich am Arm. Kratzte heftig, während sich die Haut kräuselte und die Muskeln zuckten. Er sah mich an, und der Ausdruck in seinen Augen war so unglücklich, dass ich die Zähne zusammenbeißen musste, um nicht zu sagen: »In Ordnung, ich komme mit.«
    »Was?«,
wiederholte ich stattdessen.
    »Ich …« Er schluckte. Leckte sich über die Lippen. Versuchte es noch einmal. »Ich …«
    Schon mich zu fragen, ob ich mitkommen würde, war zu viel verlangt. Er hatte es noch nie zuvor tun müssen.
    »Ich … brauche …« Er schluckte wieder. »Ich will … Kommst du mit?«
    Ich hob den Blick zu seinem Gesicht. »Wie kannst du mich das auch nur fragen? Wie oft bist du heute über mich hergefallen? Hast mir das Gefühl gegeben, dass alles schiefgeht und es jedes Mal meine Schuld ist?«
    Seine Augen weiteten sich vor aufrichtiger Überraschung. »So hatte ich das nicht gemeint.« Er schob sich die verschwitzten Haare aus dem Gesicht. »Wenn ich dich verletzt habe …«
    »Wie hätte mich das eigentlich nicht verletzen sollen? Heute Vormittag nach der Sache auf dem Friedhof hätte ich deine Hilfe gebraucht. Einen Rat. Und du hattest nichts Besseres zu tun, als dafür zu sorgen,

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