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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Wie hätte ich eigentlich wissen sollen, was ich empfinde, bevor wir losgegangen sind und …?« Ich brach ab. Ich konnte diesen Streit nicht gewinnen. Ganz gleich, was ich sagte, ich würde immer noch das Miststück sein, das seinen Bruder verletzt hatte.
    Ich wandte mich ab und lief am Waldrand entlang.
    »Wo gehst du hin?«, rief er mir nach.
    »Du lässt mich nicht ins Haus. Ich bin mir sicher, Simon fühlt sich ohne mich auch wohler. Sieht also ganz danach aus, als ob ich einen Mondscheinspaziergang im Wald mache.«
    »O nein, machst du nicht.« Mit einem Satz baute er sich wieder vor mir auf. »Du kannst nachts nicht allein in der Gegend rumlaufen. Das ist gefährlich.«
    Ich sah zu ihm auf. Seine grünen Augen glitzerten im Dunkeln, sie reflektierten das Mondlicht wie die einer Katze. Das finstere Stirnrunzeln war verschwunden. Auch der Trotz war weg. Stattdessen sah ich zusammengepresste Lippen und einen besorgten Blick in seinen Augen, und als ich den plötzlichen Wandel bemerkte, wollte ich …
    Ich wusste nicht, was ich tun wollte. Ihm gegen das Schienbein zu treten schien mir eine gute Lösung. Dummerweise war es wahrscheinlicher, dass ich in Tränen ausbrechen würde, denn genau hier lag die Wurzel des Problems: die Widersprüchlichkeit in Dereks Verhalten, die ich mir nicht erklären konnte, soviel Mühe ich mir auch gab.
    In dem einen Moment ging er auf mich los und sorgte dafür, dass ich mir vorkam wie eine dumme, zu nichts zu gebrauchende kleine Kuh. Im nächsten Moment war er dann wieder so wie jetzt, behutsam, fürsorglich, besorgt. Ich sagte mir, dass es einfach der Wolfsinstinkt war, dass er mich beschützen musste, ob er nun wollte oder nicht, aber wenn er so aussah wie jetzt – als hätte er es zu weit getrieben und bereute es … Dieser Ausdruck sagte mir, dass ihm wirklich etwas an mir lag.
    Ich ging weiter. »Ich passe auf. Heute Abend kommen keine Toten aus ihren Gräbern. Geh wieder rein, Derek.«
    »Du glaubst, das ist alles, was mir Sorgen macht? Die Edison Group …«
    »Könnte gerade jetzt irgendwo da draußen rumhängen und nur darauf lauern, dass wir in den tiefen dunklen Wald gehen. Wenn du das glaubst, hättest du Simon niemals weggehen lassen.«
    »Hat mir auch nicht gepasst. Aber er hat versprochen, ihr würdet vor Einbruch der Dunkelheit zurückkommen, und deswegen war ich auch an der Tür – ich wollte nach euch suchen gehen.« Er griff nach meinem Arm, ließ ihn hastig wieder los und packte stattdessen meinen Ärmel. »Einfach nur …«
    Er brach ab. Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn in den Wald hinausstarren, das Kinn gehoben, die Nasenflügel gebläht, das Gesicht angespannt.
    »Komm nicht wieder damit«, sagte ich.
    »Mit was?«
    »So tun, als ob du irgendwas da draußen wittern würdest. Irgendwen.«
    »Nein, ich hab nur gedacht …« Er sog den nächsten Atemzug ein und schüttelte dann heftig den Kopf. »Nichts, glaube ich. Bloß …« Er rieb sich den Nacken und zuckte kurz zusammen. Und erst da bemerkte ich den Schweißfilm auf seinem Gesicht, das im Mondlicht glänzte. Seine Augen schimmerten heller als sonst. Fiebrig. Die Wandlung kündigte sich an.
    Nicht jetzt. Bitte nicht jetzt. Das ist wirklich das Letzte, was ich jetzt noch brauche.
    Er ließ meinen Ärmel los. »Okay, mach einen Spaziergang.«
    Ich ging los, blieb aber im Garten. Ich war nicht so dumm, in den Wald zu gehen, nur um ihm eins auszuwischen. Ich war etwa sechs Meter weit gekommen, als ich mich umsah, um zu schauen, wohin er gegangen war. Er war fünf Schritte hinter mir und folgte mir geräuschlos.
    »Derek …«, seufzte ich.
    »Ich brauche ein bisschen frische Luft. Geh einfach weiter.«
    Noch mal sechs Meter. Er folgte mir immer noch. Ich drehte mich um und starrte finster zu ihm hinauf. Er blieb stehen und stand einfach da, das Gesicht ausdruckslos.
    »Schön«, sagte ich. »Ich gehe wieder ins Haus. Und du kannst ja Simon aufspüren gehen, bevor die Edison Group ihn erwischt.«
    Er folgte mir bis zur Tür und wartete, bis ich im Haus war, bevor er sich abwandte und wieder losging, um sich auf die Suche nach seinem Bruder zu machen.

[home]
18
    T ori war in unserem Zimmer und las in einem alten, ledergebundenen Buch aus der Bibliothek im Erdgeschoss.
    »Und, wie war das große Eis-ess-Date?«, fragte sie, ohne aufzusehen.
    »Okay.«
    Sie ließ das Buch sinken. Ich wandte rasch den Blick ab und öffnete eine Tüte, die auf meinem Bett stand.
    »Oh, das da sind deine neuen

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