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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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nicht gesagt, wohin sie ging?
    Sie befanden sich nicht auf dem Polizeirevier. Wie der Cop am Telefon gesagt hatte, waren sie noch keine zwei Stunden weg, und Talia war erwachsen, also sollte Lor sich beruhigen.
Von wegen!
Nach allem, was Talia und er durchgemacht hatten, war es unmöglich, nicht das Schlimmste zu befürchten. Er wollte sie in seine Arme nehmen, das Knistern zwischen ihnen mit seinem Körper schützen. Die letzte Nacht hatte ihm alles bedeutet. Talia war so vieles für ihn gewesen: mutig, verwundbar, großzügig, jene Eigenschaften, die ihn zu ihr hinzogen, hatten auch ihren Liebesakt bestimmt, neben dem Chaotischen, Unberechenbaren. Nachdem er so lange nach den Rudelregeln gelebt hatte, versetzte ihn das Überraschende an Talia in einen Rausch.
    Als sich der Sturm des Liebesaktes gelegt hatte, war er neben Talia eingeschlafen, weil er vollkommen erschöpft gewesen war. Zusätzlich zu dem Verbrechen, dem Mord und Mavritte forderte auch das Gift seinen Tribut; dennoch war es nicht bloß sein Schlafbedürfnis gewesen, das ihn bleiben ließ.
    Höllenhunde bewachten, und er wollte Talia bewachen. Für immer. Nie hatte er einen solchen Frieden empfunden wie in den Momenten, in denen seine Finger über ihre Haut strichen. Niemand – ob Hund, Mensch oder anderes – zog seine Blicke mit solcher Unausweichlichkeit auf sich und füllte ihn mit einem solch köstlichen Aroma wie Talia. Binnen Tagen war sie zum Mittelpunkt seines Denkens geworden.
    Aber sie war kein Höllenhund.
Das ist nicht vorgesehen.
Zu schade! Seine Seele wusste, was er wollte, und basta.
Es ist mir gleich. Ich will sie, und ganz offensichtlich braucht sie jemanden, der sie endlich mal nicht im Stich lässt.
Was sie schon durchgemacht hatte, war selbst nach Burgmaßstäben entsetzlich.
    Zutiefst besorgt, stapfte Lor extraschnell durch den Schnee und über den Parkplatz. Manche der Wagen waren schon freigeschaufelt, andere nach wie vor nur unförmige Schneeungetüme. Eine Fußspur zog sich bis zu Perrys Wohnungstür. Es war schon vor ihm jemand hier gewesen.
    Irgendwann vor Weihnachten hatte Perry einen Plüschwolfskopf mit roter Nikolausmütze und roter Blinknase an seine Tür gehängt. Ein Werwichtel. Lor schob ihn beiseite, um an den Messingklopfer zu gelangen.
    Er hatte kaum zweimal geklopft, da öffnete ihm Errata. Sie sah aus, als hätte man ihr auf den Schwanz getreten. Hinter ihr konnte Lor Perrys schwarzweiße Küche sehen. Sie war ein bisschen unordentlich, aber reich bestückt mit Kochbüchern und Konserven in den offenen Regalen. Lor wusste, dass Perry schon manche Frau mit seinen Spaghetti Bolognese umgarnt hatte.
    Errata wirkte verzweifelt. »Ich kann diesen Mann nicht ausstehen! Würdest du ihn
bitte
wieder ins Krankenhaus bringen und ans Bett ketten?«
    Lor beschloss, auf dieses Thema lieber nicht einzugehen. »Silbervergiftungen machen Werwesen verrückt.«
    »Das weiß ich«, entgegnete sie schnippisch. »Mir war nur nicht klar, dass sie einen auch bekloppt genug machen, dass man Detektiv spielen will, während man noch von Einschusslöchern zersiebt ist. Er ist vor einer Stunde nach Hause gekommen, gleich nachdem sie ihn von den zig Maschinen genommen hatten. Gestern hieß es noch, er würde sterben, und, o Mann …«
    Sie drehte sich um und stampfte in die Küche.
    Lor trat ein. Der Duft von Huhn und Zwiebeln stieg aus einem Topf auf dem Herd.
Ich habe gar nicht gewusst, dass Errata kochen kann.
Er zog seine Jacke aus und ging ins Wohnzimmer. Der Raum war größtenteils in kahlem Ziegelstein gehalten und in schwarzem Leder möbliert. Perry hatte die Wohnung aus dem gleichen Grund genommen, aus dem Lor in Macs alte Wohnung gezogen war – um ein bisschen Abstand zu seinem Rudel zu bekommen. Sie beide galten als Rebellen, weil sie die menschliche Sitte übernahmen, sich eine eigene Bleibe zu suchen.
    Im Moment schien allerdings Errata hier das Sagen zu haben. Stirnrunzelnd beäugte sie Perry, der ausgestreckt auf der Couch lag, von mehreren Kissen in eine halb sitzende Position erhoben. Sein Arm steckte in einer Schlinge und war wohl wegen der Schulterwunde nicht zu gebrauchen. Seine Gesichtsfarbe sah übel aus, bleich unter dem dunklen Bartschatten, und sein Geruch trug eindeutig die Note von Schmerzschweiß.
    »Welchen Teil von Bettruhe hast du nicht verstanden?«, schimpfte Errata.
    Perrys Augen verengten sich zu Schlitzen. »Den Teil, bei dem ich ein Nickerchen mache, während die bösen Jungs mich endgültig

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