Höllenherz / Roman
ausknipsen. Deshalb haben sie mich aus dem Krankenhaus entlassen, schon vergessen? Es wird schwierig, den Klinikbetrieb aufrechtzuerhalten, wenn Attentäter durch die Flure schlendern, also schickt man die Zielperson nach Hause, ehe sie noch in der Teeküche abgeknallt wird. Danke, aber ich komme lieber gleich zur Sache und schnappe die Mistkerle.«
Lor erlebte Perry selten wütend, aber jetzt kochte der Wolf. Was Lor ihm nicht verdenken konnte. Kein Krankenhaus würde einen menschlichen Patienten in diesem Zustand entlassen. »Wie viele Wachen sind hier?«
Dass Lor sie draußen nicht gesehen hatte, hieß nicht zwangsläufig, dass keine da waren. Die meisten aus dem Silvertail-Rudel kannten Lor, zumindest vom Sehen, und würden ihn nicht aufhalten.
Perry wollte mit den Schultern zucken, verzog aber sofort das Gesicht. »Dad meinte, dass er für ausreichend Schutz gesorgt hat. Natürlich wollte er, dass ich fürs Erste zu ihm ziehe.«
»Was keine schlechte Idee wäre«, fand Lor.
»Kommt nicht in Frage! Da behandeln sie mich wie einen Zwölfjährigen!« Perry grinste, klang jedoch nicht sonderlich amüsiert.
Errata fauchte leise. »Sturer Idiot!«
Ein Klopfen ertönte von der Küchentür, zweimal kurz. Errata öffnete, während Lor zu Perry sah. Sein Freund hatte die Augen geschlossen. Die Mundwinkel waren schmerzverzerrt. Errata hatte recht: Perry hätte im Bett liegen und kein Treffen bei sich veranstalten sollen.
In diesem Moment ließ Errata Darak herein. Die Werpuma-Frau – groß, wie sie war – wirkte kindlich zierlich neben dem Riesen. »Lor, dein, ähm, Freund ist da.«
»Höllenhund«, begrüßte Darak ihn und wandte sich zu Perry. »Du siehst halbtot aus.«
»Ja, ich arbeite daran«, antwortete Perry, der die Augen nur ein wenig öffnete. »Kenne ich dich?«
»Perry Baker, Errata Jones«, stellte Lor die beiden vor. »Leute, das ist Darak.«
»Vom Thanatos-Clan«, ergänzte Darak.
Daraufhin machte Perry die Augen ganz auf. »Wow, fahren wir die ganz schweren Geschütze auf?«
»Stimmt genau.« Darak machte es sich in einem Sessel bequem. »Was höre ich da? Talia ist verschwunden? Seit wann?«
»Seit zwei Stunden«, antwortete Lor.
»Das ist noch nicht verschwunden, sondern einen Kaffee trinken gegangen. Was gibt es sonst?«
Lor setzte sich in den anderen Sessel, während Errata sich neben Perry auf die Couchlehne hockte.
»Das erste Problem«, begann Lor, »ist, dass die Flughäfen wieder offen sind und Omara bald landet. Es ist Silvester, und in der Stadt wimmelt es von Fremden, also wäre der Zeitpunkt ideal für den Angriff, den wir erwarten.«
»Wo will sie wohnen?«, fragte Errata.
»In demselben Hotel wie immer, dem Hilliard Fairview in der Innenstadt.«
»Wäre sie woanders nicht sicherer? Sie weiß doch Bescheid, oder? Über das Feuer, die Wahl, den Geisterbeschwörer und so?«
»Königinnen weichen nicht aus«, erklärte Darak ihr. »Es wäre ein Zeichen von Schwäche.«
»Klasse!« Lor rieb sich die Augen und wünschte, Aspirin würde bei Halbdämonen wirken. »Problem Nummer zwei: Talia wird vermisst. Ich glaube, sie ist bei Baines, weiß nur nicht genau, wieso. Ihre Cousine wurde von einem Geisterbeschwörer ermordet, und wir denken, dass es sich um Talias Meister handelt. Ihr Bruder ist ein Schlächter, der wahrscheinlich auf Perry geschossen hat. Entgegen allem, was wir über Schlächter wissen, benutzen sie Magie.«
Darak gab ein Geräusch von sich. »Also sind die Schlächter die ›interessierten Parteien‹.«
Alle blickten zu ihm, und Lor hatte das ungute Gefühl, die Situation hätte sich soeben verschlimmert. »Wovon redest du?«
»Belenos will Omara vernichten«, erläuterte Darak. »Es ist ziemlich naheliegend, dass die Schlächter diese Wahl als Abscheulichkeit betrachten und mit Freuden die Königin bestrafen, deren Einfluss sie möglich machte. Sie arbeiten mit Belenos zusammen. Deshalb haben die Schlächter Zugang zu Magie. Sie schließen Waffenstillstand, um einen gemeinsamen Feind zu töten.«
»Warte mal!« Verwirrt stand Lor auf und begann, auf und ab zu gehen. »Die Schlächter und Belenos? Belenos ermordete Talia. Er hat ihren Bruder süchtig gemacht. Nein, die Schlächter würden sich nie mit ihm verbünden. Zwischen ihrem Vater und Belenos tobt ein Krieg. Das hat sie mir erzählt!«
»Hab ich was verpasst?«, erkundigte Perry sich.
»Talia war eine Schlächterin«, klärte Errata ihn auf.
»Wie? Das glaub ich nicht!«
»Ihr Bruder war im
Weitere Kostenlose Bücher