Höllenherz / Roman
eigentlich, aber ich kann auch alles auf Latein sagen, wenn Sie wollen.«
Die Katze wählte diesen Moment, um sich auf Errata zu stürzen, und Talia und Baines wandten sich erschrocken zu ihnen um, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie der Tiger Erratas Kopf packte, auf sie einschlug und mit den hinteren Krallen ihren Bauch malträtierte. Die Pumadame hieb ihr mit ausgefahrenen Krallen zwischen die Ohren.
»Ins Boot!«, befahl Talia, die Baines am Arm packte und halb über die Bootskante hob. »Rufen Sie die Kavallerie. Versuchen Sie es bei den Werbären, und sagen Sie ihnen, dass wir hier unten Hilfe brauchen. Sie sollen alles mitbringen, was sie haben.«
Baines nickte einmal kurz, schwankte aber offensichtlich zwischen Disziplin und Sorge. »Mach ich.«
Im Tunnel stoben die Katzen für Sekunden auseinander, bevor sie erneut aufeinander losgingen. Errata hieb auf ihre Gegnerin ein, nutzte ihre Kraft gegen die Schnelligkeit der anderen. Die Tigerkatze konnte sich in Errata verkrallen, so dass sie gefangen war, aber Errata setzte ihr Gewicht gegen die andere Katze ein, wälzte sie unter sich und biss mit ihren langen gebogenen Zähnen zu.
Talia sah wieder zu Baines. Er machte sich bereits am Motor zu schaffen.
»Wenn Sie Ihre Polizistenfreunde herrufen, halten Sie sie von den Tunneln fern! Das hier ist nichts für Sterbliche. Ihr Jungs macht es eher schwerer, die Fiesen zu schnappen.«
Errata schrie vor Wut, als die Tigerkatze nach ihren Augen schlug.
Der Außenbordmotor erwachte rumpelnd zum Leben. Plötzlich fühlte Talia sich beinahe schwindlig vor Glück. Baines würde es aus der Gefahrenzone schaffen!
»Kommen Sie klar?«, fragte er.
»Ich helfe mal Errata«, antwortete sie, während sie die Taue losmachte, mit denen das Boot an der Tunnelöffnung verzurrt war.
»Passen Sie auf sich auf!«
»Ich bin schon tot, und wahrscheinlich schmecke ich auch so.« Sie warf ihm die Leine ins Boot und lief in den Tunnel zurück.
Ein Leben gerettet. Dann mal ab in den Katzenkrieg!
Sie zog ihre Waffe. Die Nacht ließ sich richtig mies an.
Nennt mich Dirty Harry!
Sie wappnete sich in wenig Entfernung vom Geschehen, nahm ihre Airlite in beide Hände und rief: »Hierher, Miez, Miez!«
[home]
32
E s sieht schlimmer aus, als es ist«, beharrte Errata. Sie hatte sich mit allen Papiertüchern abgepolstert, die sie in ihrem Rucksack finden konnte, und presste sie gegen ihre Stirn. »Kopfwunden bluten immer wie Sau.«
Sie waren an eine weitere Tunnelkreuzung gelangt, an der Talia sich in alle Richtungen umsah, ihre Waffe in beiden Händen vor sich haltend. Sie hatte es geschafft, die Katze zu verscheuchen, aber Baines hatte recht behalten: Sie war zu schnell, als dass man ihr einen glatten Schuss hätte in den Pelz brennen können. Nicht ohne Erratas Leben zu riskieren, die schon alles gegeben hatte. Die Katze hatte ihr den Skalp so übel aufgerissen, dass es nicht einmal verheilte, als sie die Gestalt wechselte.
Welch Glück, dass Werwesen nicht wie Abendessen rochen, denn Talia war am Verhungern! »Du siehst aus, als würdest du dich für eine Rolle in einem Splatterfilm bewerben.«
Errata tupfte sich mit der Papierserviette das Gesicht ab, an der sie noch ein halbwegs trockenes Zipfelchen fand. »Das war unhöflich. Erinnere mich daran, dass wir zwei nie zusammen Badeanzüge kaufen gehen. Meine Selbstachtung würde das nicht überleben.«
»Eigentlich hast du mich beeindruckt. Nicht jeder kann so kämpfen.«
Errata lachte. »Ich habe vier große Brüder.«
»Das erklärt manches. Bist du sicher, dass du dich nicht kurz ausruhen willst?«
»Und eine neue Begegnung mit Miezi riskieren? Lieber nicht!«
Als Errata ihre Kamera wieder aus dem Rucksack holte, nahm Talia an, dass es ihr einigermaßen gut ging und sie weitergehen konnten. Inzwischen müssten sie sich wieder nahe der Stelle mit dem Hotelschild befinden. Sie hatte gehofft, dass sie Joe oder Yaref treffen würden, doch von beiden gab es keine Spur.
»Schhh!« Lauschend neigte Errata ihren Kopf zur Seite.
Talia horchte. Schritte im Gang. Lautlos richtete sie sich auf und schlich zur Ecke.
Im Nebengang erspähte sie einen Mann in einer Weste, auf der sie gekreuzte Schwerter sah. Max.
Was macht er hier ganz allein?
Errata war hinter ihr. »Ist das nicht dein Bruder? Der, der auf Perry geschossen hat?«
»Ja. Ich muss mit ihm reden.«
Er hat sein Leben für mich riskiert.
»Bist du sicher, dass er mit dir reden will?«
Ihre Worte trafen Talia mitten ins
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