Höllenherz / Roman
bin.«
»Nur, wenn du eines sein willst. Ein Vampir zu sein, verleiht dir Macht. Wie du sie nutzt, liegt bei dir.«
Talia konnte die Augen nicht von ihrem Vater abwenden. »Ich will ihnen den Garaus machen.«
Der riesige Vampir stieß einen zufriedenen Laut aus. »Hast du einen Plan?«
»Die Schlächter werden Errata als lebenden Schutzschild einsetzen, um hier rauszukommen. Sie denken, dass wir uns zurückhalten, aber in letzter Minute töten sie ihre Geiseln immer. Die einzige Chance, sie zu retten, besteht darin, nahe genug an sie heranzukommen, um die Schlächter auszuschalten, ehe sie merken, dass wir da sind.«
Darak sah sie fragend an. »Und wie stellen wir das an?«
»Besorg mir eine von ihren Uniformen.«
»Bist du sicher, dass das funktioniert?«
Verärgert zog Talia ihren Ärmel hoch und zeigte ihm ihr Tattoo. »Ich weiß, was ich tue!«
»Na gut.« Er salutierte spöttisch. »Dann hat das Killer-Babe das Kommando.«
»Ganz richtig.«
»Bleib hier!« Er schlich sich aus ihrem Versteck und schien zu verschwinden, sowie er den Korridor erreichte. Für einen solch großen Mann war das recht eindrucksvoll.
Sie lehnte ihren Kopf an die kalte Steinwand, bebend vor Ungeduld. Alle Erinnerungen an die langen Jahre ihres Trainings kehrten zurück. Zu planen, was sie als Nächstes tun sollte, dauerte keine Minute. Die Rettung musste sowieso größtenteils improvisiert werden, basierend auf ihrem Wissen über die Schlächter.
Das Schwierige war, dass sie sich gegen ihre eigene Familie stellte. Es hätte ihr eigentlich leichtfallen müssen, doch Richtig und Falsch waren rationale Kategorien und verhinderten nicht, dass es ihr das Herz brechen würde, all das zu verraten, was ihr von der Wiege an eingetrichtert worden war.
Andererseits musste sie früher oder später entscheiden, wer sie sein wollte. Sie war weder die Soldatin, die ihr Vater auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, noch das Monster, das er von seinem Tisch verbannt hatte. Und garantiert war sie nicht die verängstigte Tochter, die selbst dann seinen Befehlen gehorchte, wenn ihr Gewissen aufschrie.
All das würde ihm nichts bedeuten. Was sie auch tat, musste geschehen, weil es richtig war, nicht weil sie irgendeine Rechnung begleichen oder etwas klarstellen wollte. Die Einstellung ihres Vaters änderte sie sowieso nie.
Darak kehrte mit einer Schlächterweste, einem Waffengürtel und zwei Gewehren zurück. »Da lagen Tote in der Nähe«, sagte er verbittert und reichte ihr alles bis auf ein Gewehr, das er behielt. »Ich halte mich im Schatten. In meiner Größe hatten sie nichts.«
»Du musst nicht mit mir kommen. Ich kann das allein durchziehen.«
»Klar kannst du.« Er beobachtete, wie Talia die Weste über ihre blutbespritzten Sachen zog. »Und jetzt erzähl mir, was du vorhast!«
Eine Welle von Dankbarkeit drängte alle Anspannung beiseite. »Ich gehe zu ihnen. Die Uniform wird sie etwa eine Sekunde lang täuschen, aber mehr brauche ich hoffentlich nicht.«
»Wozu?«
»Dass sie mir folgen.«
»Der Plan gefällt mir nicht.«
»Schade.« Talia lief los und betete, dass sie nicht zu spät kämen.
Die Schlächter waren nur wenige Minuten vom Ausgang in die Burggasse entfernt. Wie Talia vermutet hatte, hielt ihr Vater eine Waffe an Erratas Kopf. Max ging neben ihm, und hinter ihnen liefen zwei andere Schlächter. Talia konnte das rote Glimmen von Höllenhundaugen im Schatten weiter vorn erkennen. Sie beobachteten die Schlächter, konnten sie jedoch nicht angreifen. Talia hoffte sehr, dass die Hunde sie trotz der Ausrüstung als Freundin erkannten.
Sie holte die Uniformierten ein. Ihr Vater drehte sich um, und in diesem Sekundenbruchteil musste sie handeln. Sie stieß einen kurzen schrillen Pfiff aus, das Signal für Gefahr.
Wie sie gehofft hatte, richteten sich alle Schlächter nach vorn, weg von ihr. Sie schlug ihrem alten Nachbarn den Gewehrkolben über den Schädel, dass er ohnmächtig zusammensackte, und verpasste dem anderen einen kräftigen Tritt.
Das Überraschungsmoment arbeitete für sie. Talia vollführte eine Drehung, kickte ihrem Vater die Waffe aus der Hand und riss Errata von ihm los. »Lauf!«, schrie sie.
Errata sprintete gen Freiheit, und Talias Herz schlug einmal triumphierend.
Sie wollte hinter Errata herrennen, doch in diesem Moment versiegte ihr Glück. Jemand riss ihre Waffe nach hinten, so dass sie vor Schmerz losließ. Als sie ihren freien Arm schwang, fühlte sie ein brennendes Schneiden, und gleich darauf
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