Höllenherz / Roman
Feuerkäfig der Drachen verlegt. Ich bringe euch noch Extrahandtücher und saubere Kleidung.« Mit diesen Worten wandte sie sich zum Gehen.
Talia setzte sich auf das Bett und sah Lor an. Er stand an der Tür und unterhielt sich mit Connie, wie es alte Freunde taten.
Talia blinzelte. Ihre Erschöpfung spürte sie in sämtlichen Knochen. Sie war verletzt, müde und in einer fremden Dimension, geleitet von einem Dämonencop und einer Vampirin, die sich wie im Schöner-Wohnen-Fernsehen benahm.
Komischerweise fühlte Talia sich hier sehr wohl.
Bilder huschten ihr durch den Kopf: Stewart und seine Echse, Mac, ihre plappernde Gastgeberin; die Urzeitfarne und die Sterne auf dem Wasser. Für einen Moment war sie zu überwältigt, als dass sie hätte sagen können, wie sie über all das dachte. In der Burg herrschte Angst, keine Frage, doch es gab auch Schönheit.
Ein gutes Gefühl, so etwas wie Frieden legte sich über ihr Gemüt. In dieser Nacht war sie durch die Hölle gegangen, hatte jedoch auch vieles von sich zurückgewonnen. Nie wieder müsste sie Belenos fürchten.
Und noch besser war, dass sie die Schlächter gefangen hatten. Darak hatte Maxim und Mikhail Rostova persönlich an Detective Baines übergeben – auf Talias Wunsch. Er hatte ihr angeboten, ihnen die Köpfe abzureißen, was, wie er sagte, mit zum Service gehörte.
Doch sie zog es vor, wenn die Polizei sich ihrer annahm. So schlimm ihre seelischen Wunden sein mochten, die Schlächter schuldeten sehr vielen Familien Gerechtigkeit. Talia würde aussagen, hatte ihren eigenen Moment der Wahrheit aber schon bekommen, als sie sich endlich ihrem Vater stellte. Es war gleich, dass Darak und Lor sie retteten. Sie hatte den Mut aufgebracht, es zu versuchen, und eine wesentliche Rolle bei der Beendigung dieser Schreckensherrschaft gespielt. Vielleicht hatte ihr Bruder nun die Chance, von allem zu genesen.
Noch anderes trug zu ihrer Zufriedenheit bei. Sie hatte Freunde, denen egal war, welcher Spezies sie angehörte. Niemand zwang sie, irgendetwas gegen ihren Willen zu tun. Sie besaß etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnte, denn wie sie in dieser Nacht erkannte, lag ihr etwas an Fairview und den Leuten hier, an ihrem Job und ihrem Zuhause.
Und sie hatte Lor.
Ein Schatten trübte Talias Stimmung. Die Frage war, wie lange sie ihn noch haben durfte. Das Rudel wollte ihn zurück.
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L or redete weiter mit Connie und danach noch einmal mit Mac, der für den Rest der Nacht Sicherheitsvorkehrungen für Fairview treffen wollte. Die Höllenhunde und Werwölfe waren müde von der Schlacht, und Omara schickte einige ihrer persönlichen Leibwachen, die dafür sorgten, dass es in Spookytown zivilisiert zuging.
Das war wichtig, dachte Talia matt. Sie war heilfroh, diese Probleme anderen überlassen zu können.
Lor unterhielt sich immer noch, und es zeichnete sich kein Ende ab, also zog Talia sich zurück und ließ ein Bad ein, um sich das Blut abzuwaschen und was sonst an ihr klebte. Das Wasser war wunderbar heiß, Seife und Shampoo gängige Marken, die man in jedem Drogeriemarkt bekam. Sie legte sich in die Wanne, achtete auf den Verband, der nicht nass werden sollte, und schloss die Augen.
Lor.
Schob sie ihre Tagträume einmal beiseite, welche Zukunft konnte es für sie beide geben? Wäre er gezwungen, sich zwischen ihr und seinen Leuten zu entscheiden? Sie konnte nicht ersetzen, was ihn mit seinem Rudel verband, und durfte es auch gar nicht wollen. Sollte man nicht durch Liebe wachsen, statt alles zu verlieren?
Ein abschreckendes Beispiel waren ihre Eltern. Ihr Vater war ein Schlächter, ihre Mutter nicht. Sie waren elend unglücklich gewesen, weil ihre Mutter von allem abgeschnitten war, was sie jemals geliebt hatte. Lor von seinen Leuten zu trennen wäre nichts anderes, ganz gleich, wie sehr sie ihn anbetete.
Ihr fielen Osan Minas Worte über die Alphas und die wiedergeborenen Gefährten ein:
Starke Hunde finden sie. Die schwachen sterben einsam. Alphas müssen stark sein. Die Gefährtin zu finden ist eine Prüfung.
Bisher hatte Talia noch keine Zeit gehabt, über das nachzudenken, was die alte Frau gesagt hatte; umso schmerzlicher traf sie nun, was es bedeutete. Hatte Lor eine Seelenverwandte? Müsste er nicht nach ihr suchen?
Mina bestand darauf, dass Lor sich eine von ihnen wählte. Anscheinend war es entscheidend für den Fortbestand des Rudels. Entweder nahm der Alpha sich eine geeignete Gefährtin, oder das Rudel suchte sich in einem brutalen
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