Höllenherz / Roman
Kampf einen neuen.
Auf keinen Fall wollte Talia der Grund für solch einen tödlichen Kampf sein.
Sie stieg aus dem Bad. Ihr wurde bang ums Herz, denn Lor aufzugeben mochte anständig sein, aber es wäre auch entsetzlich.
So vieles in ihrem Leben hatte sie verloren. Zuletzt Michelle, die einzige Verwandte, die sie als Vampirin akzeptierte, und das letzte Bindeglied zu ihrem früheren Leben.
Dann kam Lor und gab ihr das Gefühl, eine Person zu sein, keine untote Hülle. Seine schlichte Freundlichkeit, die Tatsache, dass er ihre Hilfe annahm und sie seinen Freunden vorstellte, bewirkten, dass sie sich wieder wie sie selbst fühlte. Sie war zu einem Nichts zerquetscht worden, und Lor zeigte ihr, dass sie wert war, gefunden und entlastet zu werden.
Wie konnte sie ihn nicht behalten wollen?
Ein klein wenig durfte sie doch noch egoistisch sein, oder nicht? Schließlich hatte sie heute Nacht das Böse besiegt. Brachte ihr das nicht ein paar Karma-Pluspunkte ein?
Sie betrachtete sich im Spiegel – bleich und dünn, wie sie war, das Haar in nassen Strähnen um ihr Gesicht klebend und einen dicken Verband an einem Arm. Als Playmate des Monats fiel sie schon einmal durch. Vorsichtig zupfte sie an dem Verband, den Lor ihr so sorgfältig angelegt hatte, und hob die Mullauflage hoch.
Seit sie sich in der Burg aufhielt, kribbelte ihre Wunde. Irgendetwas an diesem Ort neutralisierte die Magie, die zugelassen hatte, dass sie von dem Silbermesser verletzt wurde. Nun wirkten ihre Untotenheilkräfte. Die Wunde hatte bereits eine Kruste gebildet, und binnen Stunden geschah, was gewöhnlich Tage brauchte. Sie wickelte den Verband wieder um, froh, dass wenigstens ihr Körper in einem Stück war.
Sogar ihr Blutdurst war abgeklungen, was wohl einen weiteren Vorteil der Burg darstellte.
Hätte ihr Herz doch ebenso leicht heilen können!
Sie verließ das Bad, ihr Haar mit einem flauschigen Handtuch rubbelnd. Das Schlafzimmer war verlassen. Lors Abwesenheit versetzte ihr einen seltsamen Stich. Teils fühlte sie sich leer, teils erleichtert. Solange er nicht hier war, musste sie kein schlechtes Gewissen haben, weil sie ihn liebte.
Dann aber kam er durch die Tür, mit nichts als einem Handtuch um die Hüften. Offensichtlich war er nach nebenan gegangen und hatte dort geduscht. Talia konnte ihn bloß anstarren, sprachlos vor Verlangen.
»Ich will dich!«, hauchte sie.
Obwohl, nein, vor allem wenn uns nicht mehr viel Zeit bleibt.
Ihr Körper verlangte schmerzlich nach ihm. Es war nicht so, dass er ihr vertraut wäre, denn dazu waren sie noch viel zu wenig zusammen gewesen. Eher war es die Gewissheit, dass sie nie eine Chance bekäme, ihn kennenzulernen, zu erfahren, was ihm gefiel, die sie antrieb. Die Stunden der gegenseitigen Erkundung, die ihnen bevorstanden, waren purer Luxus. Stunden, die ihr auf immer verwehrt wären, sobald sie wieder in die Realität zurückkehrte, wo er sich eine Höllenhundgefährtin aussuchen musste.
Lor war noch feucht vom Duschen. Wassertropfen perlten über seinen Bizeps, die er beim Abtrocknen übersehen haben musste.
Ein kleines Handtuch hat eine Menge zu leisten, will es so viel Mann abtrocknen.
Talia fing die Tropfen genüsslich mit ihrer Zungenspitze ein. Sie konnte die Seife und Lors eigenes Aroma schmecken.
Ich möchte erleben, wie du jeden Tag nach Hause kommst, schmutzig von der harten Arbeit, und mit dieser Seife duschst. Jede Nacht würde ich mir diesen Geschmack in meinem Mund wünschen.
Sie nahm seinen Mund ein, neckte seine Lippe mit ihren Zähnen, wobei sie vorsichtig war, dass sie ihn nicht verletzte. Um Blut zu trinken, bliebe ihr später noch genügend Zeit. Sie ließ ihre Zunge mit seiner spielen, sträubte sich ein wenig, als er sie in seinen Mund saugen wollte. Er hatte die gleiche Zahnpasta benutzt wie sie, so dass sein Geschmack ein Echo ihres eigenen bildete.
Bei den Gedanken an diese nichtigen Details wurde ihr die Kehle eng.
Hör auf! Lass es sein; noch ist es nicht so weit!
Sie verdrängte ihre Verlustangst, denn auf keinen Fall durfte ihr Kummer diesen Moment zerstören.
Er nutzte seine Größe, um sie gegen die Wand zu drängen, und presste sich dicht an sie. Das Frotteehandtuch, das sie sich umgewickelt hatte, rieb an ihren Brustspitzen, wodurch ihre Erregung in ungeahnte Höhen schnellte.
»Wie willst du mich?«, fragte er beinahe knurrend.
»Von der Schokoladenseite?«
Er bedachte sie mit einem sehr strengen Blick. »Bist du eigentlich nie ernst?«
»O doch, mir
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