Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
Vom Netzwerk:
näher.
Ihr Versteck befand sich direkt neben dem Kücheneingang. Wenn sie die Hand ausstreckte, konnte sie die Spitze der schweren Arbeitsstiefel berühren. Ihre Finger prickelten, als wären sie bereits über das schmutzige Leder gestrichen. Er stand so dicht bei ihr, dass sie nicht wagte, den Kopf zu heben und ihn anzuschauen. Also sah sie nichts außer den jeansverhüllten Schienbeinen.
    Und dann war er an ihr vorbei. Talia richtete sich mit einer fließenden Bewegung auf die Zehenspitzen auf, machte vorsichtig einen Schritt vorwärts zum gegenüberliegenden Küchentresen und zog ein Küchenmesser aus dem Holzblock.
Für alle Fälle.
Fliehen war klüger als kämpfen, doch er könnte sie immer noch in die Enge treiben.
    Sie hörte, wie er erschrocken Luft holte, als er ins Wohnzimmer kam, und erstarrte. Der Messergriff fühlte sich kühl und hart an.
    Wieder wurde ihr schlecht, aber sie traute sich nicht, ein Geräusch zu machen. Nicht einmal zu schlucken. Sie konnte ihn hören, nur wenige Meter rechts von ihr, vernahm das Rascheln seiner Kleidung, als er das scheußliche glitzernde Blutbad im Nebenzimmer umschritt.
    Drei, zwei, eins.
    Talia jagte übermenschlich schnell zur Diele.
    Er war schneller.
    Riesige Hände packten ihre Oberarme und rissen sie in die Luft. Sie trat um sich und hörte ein Knurren, als ihr langer Absatz sich in seinen Schenkel bohrte. Gern hätte sie ausgeholt und mit dem Messer zugestoßen, aber dazu war sie im falschen Winkel. Zappelnd wie ein Frettchen, wand und drehte Talia sich mit aller Untotenkraft, die sie besaß, um dem festen Griff zu entkommen.
    Auf einmal kippte sie und fiel, weil ihr Angreifer den Halt verlor. Mit einem Schwung nach oben ratschte sie ihm das Messer über die Hand.
    Ha!
    Seine andere Hand krachte mit voller Wucht auf die Waffe hinab. Talia holte auf einem Bein aus und trat zu, wobei sie zwar ein bisschen schwankte, ihn aber wenigstens zurückzwang. Sie nutzte die Trittbewegung, um halb in die Hocke zu gehen und die Klinge im Bogen zu schwingen, um ihren Körper abzuschirmen.
    Halt den Gegner auf Abstand!
Immerhin etwas Nützliches, das ihr Vater sie gelehrt hatte. Eines von wenigen Dingen.
    Doch sobald sie aus der Drehung kam, packte er sie am Kragen – wie lang waren seine Arme denn? – und hob sie hoch wie einen Beutel Schmutzwäsche. Bevor Talia sich rühren konnte, fühlte sie ein schweres Knie unten an ihrem Rücken. Sie wollte sich aufbäumen, nur wog er mindestens das Doppelte von ihr. Wut loderte in ihr auf, züngelte über einer Schicht eisiger Furcht. Sie fauchte und bleckte ihre Reißzähne.
    Seine Hand drückte ihren Unterarm in den Teppich, so dass sie das Messer nicht mehr einsetzen konnte. Sie umklammerte es fester und verdrehte ihre Hand, bis die Klingenspitze zu ihm wies. Da sauste auch schon seine freie Hand hinab und zerrte ihre Finger einzeln vom Heft.
    Sie bemühte sich, ihn zu kratzen, waren die Nägel einer Vampirin doch scharf wie Tigerkrallen.
    »Gib auf!«, knurrte er.
    Talia stieß einen Laut aus, der einer Katze ähnelte, die mit einer Mistgabel gepikt wurde: halb Fauchen, halb Jaulen. Das Messer löste sich aus ihrer Hand, und er schleuderte es über den Boden außer Reichweite. Als Nächstes fühlte sie ein kaltes, metallisches Klicken an ihrem Handgelenk. Sie schlug mit dem anderen Arm aus und rammte mit ihrem Ellbogen gegen etwas Hartes. Sein Kinn? Einen herrlichen Moment lang spürte sie, wie er zusammenzuckte.
    Leider warf er sie gleich wieder nach unten und schloss den zweiten Handschellenring um ihr Gelenk.
    »Die haben eine Silberlegierung«, raunte er ihr streng zu. »Du kannst sie nicht aufbrechen.«
    Talia rollte sich auf den Rücken und entblößte ihre Reißzähne. Das Reiben von Metall auf Leder verriet ihr, dass er eine Waffe gezogen hatte. Im nächsten Moment sah sie auch schon die 44er Magnum Ruger Blackhawk, die ihr genau zwischen die Augen zielte – zweifellos mit Silbermantelkugeln geladen.
    Ihr Kampf hatte sie näher zum Wohnzimmer gebracht, so dass die Lampen das Gesicht ihres Angreifers hell erleuchteten und Talia ihn richtig sehen konnte. Oder zumindest das, was sie um den Lauf der Minikanone herum erkannte.
    Zotteliges schwarzes Haar, dick, glatt und ein bisschen lang. Dunkle Augen. Bronzeteint. Mörderwangenknochen. Jung, vielleicht Ende zwanzig. Nicht im klassischen Sinne gutaussehend, aber da war etwas an seinen Zügen, das Talias Herz stocken ließ. Etwas Wildes. Und er war
groß.
    Sie hatte ihn

Weitere Kostenlose Bücher