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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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schon einmal gesehen. Wie hieß er noch? Lorne? Nein, Lor. Er wohnte irgendwo im fünften Stock.
    »Super!«, zischte Talia. Alles holte sie ein, Gefühle regten sich und durchdrangen den Schock. Sie fing an zu weinen. Tränen rannen ihr unter den Wimpern hervor, als sie die Augen zusammenkniff, kullerten ihr über die Schläfen.
Ach, Michelle, was ist bloß passiert?
»Einfach super! Ich werde vom Nachbarsjungen zu Brei geschlagen.«
    Er beugte sich vor und drückte ihr den Waffenlauf auf die Stirn. »Sei still!«
    Talia fauchte.
    Sein einer Mundwinkel bog sich nach unten. »Wurde ihr Geruch dir zu viel? Musstest du sie schmecken?«
    »Oh, Gott, nein!« Talia rang nach Luft. Kalter Schweiß kitzelte zwischen ihren Brüsten. Angst. Schuld. Sie hatte solche Angst gehabt, dass sie Michelle verletzen könnte, war so vorsichtig gewesen. Talia jetzt zu beschuldigen war unfair. »Wie kannst du das behaupten? Sie liegt da drüben!«
    »Dann sag die Wahrheit!«
    Beim Schlucken schmeckte Talia Tod. »Ich war das nicht.«
    »Ja, das sagen alle Vampire.«
    »Ist das nicht dein Werk?«
    »Ich jage keine Menschen, sondern größeres Wild.«
    Sie erschauderte. Seine Hand blutete, wo sie ihn geschnitten hatte, aber er roch nicht wie Nahrung. Nicht menschlich, auch wenn sie nicht erkannte, was er sonst war. Dieser Gedanke erschreckte und elektrisierte sie zugleich.
Was zur Hölle ist er?
    »Wieso bist du dann hier? Wer bist du?« Sie wollte sich aufsetzen, was schwierig war, weil er ihr die Hände auf dem Rücken gefesselt hatte. Er drückte die Ruger hart auf ihre Haut, doch darauf achtete sie nicht.
    »Wer ist dein Meister?«, fragte er streng.
    Talia kniff die Lippen zusammen. Sein wütender Blick fixierte sie. Darin lag nicht die Eiseskälte, die sie schon bei so vielen Mördern gesehen hatte. Nein, seine Augen glühten vor selbstgerechter, erbarmungsloser Wut.
    »Wer hat dich gewandelt?« Seine Stimme kratzte vor Zorn.
    Talia blinzelte, und wieder schlug ihr Herz ängstlich. »Nein, bitte, schick mich nicht zu ihm zurück! Er bringt mich um.«
    »Ja, das passiert, wenn ein Vampir zu blutrünstig wird.«
    Nun fing sie an zu schluchzen, hässliche kleine Keuchlaute, die sich in ihrer Kehle verhakten. »Du darfst mich nicht zurückschicken! Ich habe sie nicht ermordet. Ich habe Michelle geliebt!« Sie bettelte, und das aus voller Seele, ohne seinem finsteren, brennenden Blick auszuweichen.
    Eine steile Falte erschien zwischen seinen Brauen. »Zum Teufel mit dir!«
    Das Heulen der Polizeisirenen zerriss die Nachtstille. Kamen sie her, oder gab es noch eine weitere Tragödie außer Michelles Ermordung?
    Lor presste den Waffenlauf wie einen kalten Kuss gegen Talias Stirn. »Ich traue dir nicht. Ob du es warst oder nicht, kann ich nicht sagen. Aber ich glaube, dass du Angst vor deinem Meister hast.«
    Ihr Mund war staubtrocken. »Was willst du machen?«
    Er kniff die Lippen zusammen, als gefiele ihm die Frage nicht. Dann musterte er sie, und seine Wut wich einer maßlosen Enttäuschung. Talia fühlte beinahe, wie sie ihr die Haut wärmte.
    »Die menschliche Polizei wird dich für schuldig halten und nicht weiter ermitteln. Ich überlasse dir die Wahl. Versuch dein Glück bei ihnen, oder …« Er verstummte nachdenklich.
    »Oder?«, krächzte sie ängstlich.
    »Oder du bist meine Gefangene. Entscheide dich!«

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6
    Dienstag, 28. Dezember, 23 Uhr
101.5 FM
    H allo und willkommen zurück beim CSUP -Nachtprogramm mit eurer Moderatorin Errata Jones. Heute Nacht sprechen wir über Liebe unter Monstern – vor allem zwischen Monstern und anderen Wesen.
    Eine der berühmtesten Geschichten von unerwiderter Liebe ist der gute alte Klassiker
Dracula.
Wie ich aus verlässlicher Quelle weiß, hat sich alles völlig anders abgespielt als in dem Buch, aber wen wundert’s? Geschichte wird normalerweise von Gewinnern geschrieben. Hätten Mina und Dracula wahre Liebe gefunden – tja, das wäre wohl nicht die Story gewesen, die ihr jämmerlicher menschlicher Ehemann gern in aller Munde gewusst hätte.
    Aber die Wahrheit ist nicht schwer zu enthüllen. Überlegen wir einmal Folgendes: Wer war der eigentliche Irre in der Geschichte? Der reiche Vampir, der in Immobilien investierte, oder der durchgeknallte holländische Doktor mit seiner schwarzen Tasche voller Fetischobjekte und Folterinstrumente?
    Mit anderen Worten: Der Kontext ist ausschlaggebend. Ehe ihr über einen Schurken oder einen Helden urteilt, insbesondere über euren Liebhaber oder

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