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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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Muster waren in die dichten Stoppeln geschoren. Das Auffälligste an ihm aber waren seine Augen, deren eisiges Blau einen scharfen Kontrast zu seinem olivbraunen Teint bildete. Eine Narbe verlief quer über sein Kinn, bei der Lor geschworen hätten, dass sie von einer Katzenkralle rührte. Von der Kralle einer sehr, sehr großen Katze.
    Zu seinen Füßen lag der hässlichste Hund, den Lor je gesehen hatte. Das vernarbte weibliche Tier sah aus wie eine Kreuzung aus einem Pitbull und einem Dutzend anderer schlecht beleumundeter Rassen. Ein Lauf war verbunden, und von einem Ohr war nur noch ein rosiger Stumpf übrig.
Hundekämpfe.
    Lors Nackenhaare sträubten sich. Da sie seine Wut spürte, richtete die Hündin sich auf, so dass sie zwischen ihm und ihrem Herrchen stand.
    »Ruhig, Daisy!« Der große Vampir tätschelte der Hündin die Flanke und blickte fragend zu Lor auf. »Haben Sie ein Problem?«
    Am liebsten hätte Lor diesen Vampir und dessen Freunde hier herausgeschafft; dem Alpha in ihm behagte die Testosteronwolke nicht, die über dem Tisch hing. »Ihre Hündin ist verletzt.«
    »Ich habe sie in einer Gasse hinter einer Kneipe weiter im Norden gefunden. Offensichtlich hatte sie einen Kampf verloren, und ihr Besitzer wollte keine Kugel an sie verschwenden.« Er legte ihr seine riesige Hand auf den Kopf und kraulte das verbliebene Ohr. Seine Stimme klang rauh, als hätte jemand ihm den Kehlkopf zertrümmert. »Alte Kämpfer müssen zusammenhalten, was?«
    Die Hündin versuchte, sich in seine Hand zu lehnen und sie gleichzeitig zu lecken. Lor entspannte sich, fühlte er doch deutlich, dass sie dem riesigen Vampir vertraute. Und einen verlässlicheren Beweis für einen anständigen Charakter gab es nicht.
    Also zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich. Die Vampire beäugten ihn missmutig und öffneten alle drei ihre Münder einen Spalt, so dass er die Spitzen der Reißzähne sah. So gern er mit einem Knurren gekontert hätte, verzichtete er darauf. Er wollte Informationen, keinen Kampf.
    »Wer sind Sie?«, fragte der große Vampir.
    »Lor, der Alpha der Höllenhunde und derzeit Sheriff der Nichtmenschlichen.«
    Eisblaue Augen musterten ihn. »Wir sind hier nur zu Besuch. Der Wahltrubel hat uns neugierig gemacht.«
    Lor kam direkt zur Sache. Der Lärmpegel hier drinnen reichte aus, dass man ihre Unterhaltung an den anderen Tischen nicht mithören konnte. »Sie waren in dem Haus, in dem ich wohne. Warum?«
    »Ist das wichtig?«
    »Dort wurde jemand ermordet.«
    »Nicht von mir.«
    »Dann …«
    »Er hat gesagt, dass er es nicht war«, mischte sich der zweite Vampir ein, nahm den Bierkrug auf und schenkte sich nach.
    Er war ein anderer Typ als der Hüne, hatte einen leichten Bronzeteint und dunkle Augen. Schwarzes lockiges Haar umrahmte seine noch jugendlich weichen Züge, folglich konnte er höchstens zwanzig gewesen sein, als er gewandelt wurde. Trotzdem fühlte er sich für Lor extrem alt an. Wie alle drei.
    »Ich habe nicht behauptet, dass er es war«, erwiderte Lor, dessen Tonfall zwischen freundlich und nüchtern siedelte. »Mir wurde schon gesagt, dass meine Befragungskünste dürftig sind, aber so unverschämt bin ich nun doch nicht.«
    »Sie sollten an Ihrer Technik arbeiten«, riet der Dunkle, der Lor feindselig ansah.
    Lor überlegte, wie seine Chancen gegen die drei stünden. Nicht gut. Dennoch hatte er nicht vor, klein beizugeben.
    »Friedlich, Iskander!« Der Erste wandte sich wieder an Lor. »Ich hatte etwas in der Nähe des Hauses zu erledigen. Seien Sie versichert, dass ich nicht noch einmal dorthin gehe. Sind Sie damit zufrieden?«
    »Was hatten Sie zu erledigen?«
    Seine Miene signalisierte Lor, dass er nicht nachfragen sollte. »Es war etwas Persönliches.«
    Und ich bin ein Chihuahua.
»Wissen Sie irgendetwas, das uns einen Hinweis gibt, wer die junge Frau geköpft hat?«
    Eine plötzliche Geste der dunkelhäutigen Vampirin ließ ihre Armreifen klimpern. Lor sah zu ihr. Sie war schlank und von exotischer Geschmeidigkeit, doch offenbar genauso tödlich wie die beiden Männer.
    »Nia?«, fragte der erste Vampir.
    »Darak«, sagte sie mit einer Stimme, die Lor an dunkles Fell erinnerte, das sich geschmeidig durch die Nacht bewegte. »Du hast nichts von einem Mord erwähnt. Du sagtest, dass du eine Macht jagst.«
    Nia, Iskander und Darak. Wenigstens hatte Lor jetzt Namen.
    »Weil es so überflüssig ist, wie zu erwähnen, dass die Sonne heute aufgeht. Unschuldige sterben. Und ich habe die

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