Höllenherz / Roman
Sheriff, Alessandro Caravelli, eintraf und Recht sprach. Die Partnerschaft zwischen Hunden und Vampiren funktionierte, doch jetzt machte eine Hälfte davon Urlaub. Lor würde die Arbeit schaffen, trotzdem fehlte ihm Caravellis Wissen über die Übernatürlichen außerhalb Fairviews.
Leider hatte der Vampir seinen Urlaub gebucht, bevor der Wahltermin feststand. Jetzt verpasste er den ganzen Spaß; was für ein Glück der Blutsauger hatte! Allerdings hatte Caravelli eine Pause wirklich verdient.
Der Vampir befand sich in Madrid, zusammen mit seiner Frau, der Großmutter seiner Frau, seiner kleinen Tochter – das war eine lange Geschichte –, der Schwester seiner Frau und deren Ehemann sowie ihrer elfjährigen Tochter. Die Frauen waren Hexen, der Schwager ein ehemaliger Unsterblicher, der sich erst an das Leben im einundzwanzigsten Jahrhundert gewöhnte. Die Weihnachtsferien dürften also in vielerlei Hinsicht erinnerungswürdig sein.
Lor schloss die Kühlschranktür und guckte die Schränke durch. Er hatte noch Hundekuchen und Erdbeer-Pop-Tarts, entschied sich für Letztere und steckte sie in seinen alten Toaster.
Caravelli hatte sich auf die Reise gefreut. Es war sein erster Urlaub seit – was hatte er gesagt? – hundertfünfzig Jahren. Endlich bekam er etwas Zeit für sich und reiste ruhigen Gewissens ab, weil die Höllenhunde ein Auge auf alles haben würden.
Die Pop-Tarts sprangen aus dem Toaster, als er bereits zu qualmen anfing.
Zeit, ihn mal wieder zu reparieren.
Lor zog den Stecker und schnappte sich ein Tart, an dem er sich prompt die Finger verbrannte. Er aß das Toasttörtchen über der Spüle.
Ich darf Caravelli nicht gleich beim ersten Anzeichen von Ärger anrufen.
Das wäre das Schlimmste: ruinierte Ferien, Lor würde vor dem Rudel sein Gesicht verlieren, und was wäre mit Talia? Nein, vorerst war es besser, wenn der Reißzahnige in Spanien blieb, weit weg und in Sicherheit. Die Flughäfen dürften sowieso eingeschneit sein.
Lor kaute, während Schuldgefühle an ihm nagten. Mord, Brandstiftung und dunkle Magie stellten nicht direkt kleine Probleme dar. Und er hatte die Pflicht, Hilfe zu rufen, wenn er sie brauchte. Er mochte ein Recht auf Stolz haben, nicht jedoch auf Arroganz.
Lor machte sich über den zweiten Pop-Tart her.
Er wäre ein Idiot, nicht um Informationen zu bitten. Lor sah auf seine Uhr. In Spanien war es jetzt Nacht. Lor stopfte sich den Rest Tart in den Mund, nahm das Telefon und tippte Caravellis Handynummer ein.
Der Vampir meldete sich beim dritten Klingeln. »Caravelli.«
»Lor hier. Wie ist der Urlaub?«
»Frauen kaufen gern ein«, antwortete er düster. »Das Einzige, was mich davon abhält, jemanden zu essen, ist die Tatsache, dass ich während eines Großteils der Öffnungszeiten bewusstlos bin. Und es ist ein Glück, dass die Königin mich gut bezahlt. Anscheinend braucht meine Frau sehr viele überteuerte Schuhe.«
»Bedauernswerter Kerl!« Lor nahm ihm die Leidender-Ehemann-Nummer nicht ab. An Caravellis Stimme hörte er deutlich, dass er sich bestens amüsierte.
»Rufst du nur an, um dich nach uns zu erkundigen?«
»Nein. Letzte Nacht habe ich drei Vampire getroffen, bei denen mir die Nase juckt. Sie heißen Nia, Iskander und Darak. Kennst du sie?«
Er hörte, wie sein Freund hörbar nach Luft schnappte. Da Vampire nicht atmen mussten, wenn sie nicht gerade sprachen, wollte das einiges heißen. »Was haben sie gemacht?«
»Sie waren im Empire und haben was getrunken. Und sie sagen, sie wären wegen der Wahl in der Stadt.«
»Also haben sie keine Schwierigkeiten gemacht?«
»Nicht, als ich sie sah.«
»Glück gehabt! Sie sind Abtrünnige, nun, eher der Inbegriff Abtrünniger, denn sie treiben sich schon seit Nero herum.«
Lors Geschichtskenntnisse waren rudimentär, aber er wusste, dass das sehr lange zurücklag. »Was wollen sie?«
»Schwer zu sagen.«
»Wie hilfreich!«
»Sie hegen einen besonderen Hass gegen jede Form von Autorität, wahrscheinlich weil sie ihr Leben als römische Sklaven begannen. Darak war ein Gladiator, ziemlich berühmt damals. Es gibt gekrönte Häupter, die zittern, wenn sie nur seinen Namen hören.«
Ja, meinetwegen.
»Was hat er getan?«
»Alles, was er wollte. Vor allem hat er sich nie einem Vampirclan angeschlossen, deshalb hassen sie ihn alle. Er ist der Typ, der aufkreuzt, wenn es Unfrieden gibt, der auf beiden Seiten Köpfe abschlägt und den Reichtum der Opfer unter den Gärtnern und Küchenmägden verteilt. Er
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