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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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Besitz ergriffen, dass sie es gar nicht mitbekam. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah zu ihm auf.
    Er wirkte halb amüsiert, halb besorgt.
    »Du nimmst dir eine Menge heraus, Hundchen, ist dir das klar?«
    »Du hast verfroren ausgesehen.«
    Sie entspannte sich ein ganz kleines bisschen. »Wie kommt es, dass du keine nette Höllenhundefreundin hast?«
    Ein Anflug von Pein huschte über seine Züge. »Wer sagt, dass ich keine habe?«
    »Ich würde gutes Geld darauf wetten, dass keiner von euch drei Hundeartigen in festen Händen ist.«
    »Und du?«
    Talia blickte nach unten, weil unwillkommene Erinnerungen sie einholten. »Nein. Ich war verlobt, aber ich habe Schluss gemacht.« Auf einmal war ihr die männliche Berührung unangenehm, und sie machte sich von Lor los.
    »Egal, wie er war, ich bin nicht so«, sagte er leise, während er sanft an ihrem Arm zog.
    Was meinte er? Sollte das eine Art Flirt sein? Talia stammelte beinahe. »Nein, du bist der Kerl, der mich angekettet hat.«
    »Dafür hatte ich meine Gründe.«
    »Du hast mich geküsst!« Es war ein Vorwurf.
    Ohne seine Umarmung umfing die Kälte sie wieder.
    Er lachte. »War das so schlimm?«
    Als er Anstalten machte, auf sie zuzukommen, befürchtete sie, er würde sie wieder küssen, und hielt ihn zurück, indem sie eine Hand gegen seine Brust stemmte.
    Stirnrunzelnd blickte sie zu ihm auf. Sein Kopf wurde vom Licht über der Tür umrahmt, doch sein Gesicht lag im Schatten. Über ihnen klaffte eine Lücke in der Wolkendecke, durch die man eisige Sterne glitzern sah. Talia war hin- und hergerissen: gehen oder bleiben, ihm trauen oder schnellstens wegrennen? Ihr Denken wurde blockiert, als sie sich daran erinnerte, wie seine Lippen sich auf ihren angefühlt hatten.
    Wie kann ich atemlos sein, wenn ich nicht atme?
Verärgerung und unerwünschtes Verlangen rangen in ihr.
    »Was erwartest du von mir?«, flüsterte sie.
    Lors Lächeln wirkte zugleich traurig und amüsiert. »Ich erwarte gar nichts. Ich möchte, dass du wieder reinkommst und uns hilfst, Belenos zu finden.«
    Er streckte ihr seine Hand hin.
    Talia nahm ihren Arm herunter, schob Lor nicht mehr weg, und er stand einfach da und wartete.
    Sie fühlte, wie die Nacht sie zu verschlingen drohte, während ein paar Flocken aus der Dunkelheit fielen und auf ihrem Jackenärmel liegen blieben. Eine Weile hatte es funktioniert, vor Belenos wegzulaufen. Talia hatte sich ein Leben eingerichtet, das nicht ideal war, aber immerhin konnte sie unterrichten, und niemand, erst recht kein Mann, mischte sich ein. Jetzt aber schwand ihre Freiheit Stück für Stück dahin.
    »Bei dem Schnee kann ich sowieso nicht weg, stimmt’s? Ich wette, alle Straßen aus der Stadt heraus sind blockiert.«
    Behutsam nahm Lor ihre Hand, und die Wärme war wohltuend. »Komm rein. Ich mache ein Feuer.«
    Sie folgte ihm nach drinnen, wobei sie sich fragte, wie weit sie wagen durfte, dem Moment zu vertrauen.

[home]
18
    Donnerstag, 30. Dezember, 16 Uhr 30
101.5 FM
    H ier ist Errata Jones. Heute übernehme ich die Frühschicht bei CSUP für Oscar Ottwell, der ab nächstem Montag wieder bei uns ist. Schöne Feiertage, Oscar! Die Werwichtel haben dir den Strumpf hoffentlich randvoll gefüllt.
    Kommen wir nun zu den jüngsten Ereignissen in Fairview. Die Gerüchteküche, wer alles zur Wahl in die Stadt gekommen ist, brodelt wie verrückt. Wir haben vom Kopflosen Reiter bis hin zu Elvis so ziemlich sämtliche Namen gehört, aber was ist Tatsache, was Fiktion? Daher, meine treuen Nachthörer, gebe ich euch einen Hinweis: Nicht jeder von denen ist nett.
    Wir konnten uns den Bericht noch nicht bestätigen lassen, aber angeblich sollen sich Schlächter in der Stadt aufhalten. Also verriegelt eure Türen, meine pelzigen Freunde! Die bösen Männer treiben sich bei uns herum, und um es richtig schön schaurig zu machen, verrate ich euch, dass ich ein paar von ihren Handbüchern in die Krallen bekommen konnte. Sollte ich jemals entscheiden, mich zu häuten, weiß ich jetzt, wie es geht. Bleibt dran, wenn ihr einige ausgewählte Kostproben hören wollt – und ich warne euch gleich, dass sie nicht für jeden Hörer geeignet sind!«
    Donnerstag, 30. Dezember, 17 Uhr
Lors Wohnung
    Als Talia aufwachte, war sie frei.
    Sie lag wieder in Lors großem Bett, doch diesmal zwischen dicken Decken eingerollt auf herrlich weichen Kissen.
    Lor hatte sie aus der Kälte zu den anderen ins Wohnzimmer zurückgebracht. Die Geste war ihr seltsam symbolisch

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