Höllenherz / Roman
eine Armlänge von ihm entfernt saß, fühlte sie seine Wärme. »Was tut ein Alpha so für sein Rudel?«
Er winkte ab. »Ach, alles Mögliche. Ich kümmere mich um die Rudelangelegenheiten in der menschlichen Welt und vertrete die Hunde im Nichtmenschlichenrat, bin also ihre Verbindung zu den anderen Arten. Außerdem betreiben wir einen Reparaturservice für Möbel und Geräte, und den leite ich. Nebenher fungiere ich als Streitschlichter und Aufseher bei Bauprojekten. Wir renovieren eine Reihe von Häusern, die wir gekauft haben. Das Rudel übernimmt größtenteils den Wachdienst in Fairview, und ich bin der Hilfssheriff, zurzeit der stellvertretende Sheriff.«
Kein Wunder, dass er müde ist!
Aber sie sah ihm an, dass er auch stolz war. Die Höllenhunde waren aus dem Nichts gekommen und verdankten ihren Erfolg einzig seinem Fleiß. »Wie ist das, in einem Rudel zu leben? Wohnen deine Eltern auch hier?«
Er beugte sich vor, nahm ein Teil des Toasters auf und spielte damit. »Meine Eltern sind in der Burg gestorben.«
»Das tut mir leid.«
Mit dem klassischen Achselzucken, das im Männerjargon für etwas stand, worüber sie nicht reden konnten oder wollten, entgegnete er: »Zu einem Rudel zu gehören bedeutet, dass man nie allein ist, selbst wenn man es möchte. Deshalb habe ich diese Wohnung, in der ich ab und zu ein wenig Ruhe habe.«
»Auf dir lastet einige Verantwortung.«
Die Untertreibung des Jahrzehnts!
»Ein Alpha ist die Vaterfigur für seine Leute.« Seinen Worten haftete eine ironische Note an. »Nein, ernsthaft, sie sind meine Familie. Warum sollte ich nicht tun, was ich kann, um ihnen zu helfen?«
Neid durchfuhr Talia wie ein Stich in die Brust. Bei allem, was seine Position ihm abverlangte, musste sich die Mühe lohnen. Er war nicht allein. Talia schaute nach unten auf das Tweedmuster der Couch.
Lor reichte ihr einen Zeitungsteil. »Die Moderubrik?«
Automatisch nahm sie das Blatt an, auch wenn sie erst verzögert begriff, dass er es ihr gab, damit sie sich hinter etwas verstecken konnte. Ein Schutzschild. Für einen Mann – für einen
dämonischen Hund
– war Lor erstaunlich sensibel. So sensibel, dass eine Frau schon mal unsicher wurde.
Sie blätterte nach hinten zum Editorial. Tatsächlich war das der Zeitungsteil, den sie grundsätzlich als Erstes überflog, doch woher Lor das wusste, war ihr schleierhaft. Ach ja, klar, er hatte ja ihren Kleiderschrank gesehen! Sie las den Artikel unter einem Foto von einer Frau in einem kastigen Kleid. »Wow, die Rückkehr der Schulterpolster! Also, das ist echt der Horror!«
Sie bemerkte, dass er sie aufmerksam beobachtete. Diesen Blick kannte sie: Lor gefiel, was er sah.
O Gott!
Sie nahm die Zeitung herunter und drehte ihr Gesicht sehr langsam zu ihm. Er zog sie an wie ein Magnet, wie eine Blume, die jener Sonne folgt, welche Talia nie wieder sehen würde.
Das ist Irrsinn!
Dennoch tat sie, wonach jede Faser in ihr verlangte. Ihr Verstand hingegen war stumm vor Entsetzen. Ihre Lippen stießen zusammen, und Talia gab sich dem Kuss mit einem Verlangen hin, dessen Ausmaß ihr bis zu diesem Moment gar nicht bewusst gewesen war.
Ich habe ihn geküsst! Wie zur Hölle konnte das passieren?
Im Grunde kannte sie die Antwort. Während der letzten paar Tage hatte sich alles auf diesen Moment zubewegt. Neugier. Anziehung. Eine leise schwelende Wut. Und, bei Gott, er schmeckte köstlich! Würzig und vollmundig.
Binnen Sekunden vertiefte sie den Kuss. Talia verlagerte ihr Gewicht auf ihre Knie, so dass sie näher an seine königliche Hitze gelangte und seine harte Brust an ihrem Körper spürte. Sie stützte sich auf seine Schultern, neigte sich zu ihm und neckte seinen Mund mit ihrem. Dabei ließ sie sich Zeit, denn sie wollte es möglichst gründlich auskosten.
Seine Zunge streifte die Spitzen ihrer Reißzähne, und prompt juckte es sie im Kiefer, ihn zu beißen, erst recht, als seine breite Hand ihre Rippen hinunterglitt und sein Daumen seitlich ihre Brust streifte. Sie rang nach Atem, sowie sie fühlte, dass er unter ihren Pulli tauchte und ihren Rücken streichelte.
Das konnte sie auch! Küssend wanderte sie über sein Kinn zum Hals hinab, wo sein Puls heiß und salzig schlug. Gleichzeitig arbeitete sie sich mit ihren Fingern unter sein T-Shirt und nach oben. Seine Muskeln zuckten und wölbten sich unter ihrer Berührung. Die harte Arbeit, die er leistete, zahlte sich eindeutig aus. Ein Fitnessclub wäre überflüssig gewesen.
Seine Finger spielten
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