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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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lehnte, ein Bein angewinkelt und die Arme vor dem Oberkörper verschränkt. Als sie sich daran erinnerte, wie er geschmeckt hatte, lief Talia das Wasser im Mund zusammen. Sie ging auf ihn zu und wickelte sich dabei den Schal ab, den sie sich aus seiner Schublade geborgt hatte.
    »Hi.«
    »Hi.« Aus der Nähe bemerkte sie, wie angespannt er wirkte.
    »Wie geht es ihm?«
    »Die Ärzte haben ihn an eine Blutwäsche gehängt, damit sie so viel von dem Gift wie möglich aus seinem Kreislauf bekommen. Sie sagen, dass es das Einzige ist, was man bei Werwölfen tun kann.«
    »Wie lautet die Prognose?«
    »Wissen sie noch nicht, aber wenigstens haben sie reichlich Blutspender. Ich glaube, das gesamte Silvertail-Rudel ist hergekommen.«
    Als sie die Fahrstühle erreichten, drückte Lor den Knopf. »Perry hat Glück, dass sie hier noch ein Bett für ihn hatten. Längst nicht alle Kliniken sind auf Gestaltwandler eingestellt.«
    Talia verstand, was er meinte. Viele Leute glaubten nach wie vor, dass Werwesen von selbst heilten, wenn sie bloß ihre Gestalt veränderten. Das funktionierte bei kleinen Verletzungen, doch bei schweren Traumata oder großem Blutverlust fehlte ihnen die Kraft dazu.
    Der Fahrstuhl kam an, und ein Pfleger schob eine leere Rolltrage heraus, bevor Lor und Talia einstiegen. Die Türen glitten zu und schlossen sich wackelnd. Unendlich langsam setzte sich die Kabine in Bewegung. Sie waren allein, dennoch konnte Talia Hunderte warmer Körper riechen, die den Tag über hier drinnen gewesen waren – manche sauberer als andere.
    Sie blickte zu Lor, dem sich tiefe Sorgenfalten in die Stirn gegraben hatten, und drückte seine Hand. Zuerst sah er verwundert hinunter auf ihrer beider Hände, dann erwiderte er den Druck.
    »Ich bin froh, dass du gekommen bist«, sagte er.
    »In solch einer Situation sollte man nicht allein sein.«
    Er scheiterte bei dem Versuch zu lächeln, aber seine Gesichtszüge wurden ein bisschen weicher.
    Schließlich öffneten sich die Fahrstuhltüren im zweiten Stock.
    »Ich hasse Krankenhäuser«, murmelte Talia. Verwalter im Gesundheitswesen schienen allesamt von dem Ehrgeiz beseelt, ihre Räumlichkeiten in den scheußlichsten Farben zu gestalten. Auf dieser Station hatte man sich für einen Farbton entschieden, der sich am ehesten mit »zerquetschte Raupe« beschreiben ließe.
    Auf dem Weg den Korridor hinunter knöpfte Talia sich die Jacke auf. Sie bogen um eine Ecke zu dem Bereich, über dessen Glastüren NICHTMENSCHLICHE PATIENTEN stand, als Lor ihr eine Hand auf den Arm legte. Weiter vorn schlängelte sich eine Menschentraube vor einer Zimmertür. Viele sahen wie Verwandte von Perry aus: schmal und muskulös mit braunem welligem Haar. Sie bewegten sich wie auf Sprungfedern, voller rastloser Energie. Einige von ihnen liefen auf und ab, während andere ihr Bestes taten, die Schwester in Grund und Boden zu starren.
Wölfe!
    Es waren auch ein paar Leute dort, bei denen es sich eindeutig nicht um Gestaltwandler handelte, einschließlich eines großen, dunkelhaarigen Mannes. Er war auf eine kantige, ernste Weise gutaussehend, passend zu einer Figur aus Actionfilmen oder Polizeiserien.
Baines.
    »Oh!« Sie wich rasch zur Seite und versteckte sich hinter einer Säule.
    Lor blieb so stehen, dass er den Gang versperrte. »Er weiß nicht, dass du unschuldig bist.«
    Und der Mann mit den Beweisen, die sie entlasteten, lag in einem Krankenhausbett, das Blut voller giftigem Edelmetall. Langsam wandte Talia der Menge den Rücken zu. Ihre sämtlichen Sinne waren in Alarmbereitschaft, so dass die Farben und Geräusche plötzlich viel zu scharf wurden. »Geh du lieber allein nach Perry sehen. Ich warte in einer Stunde in der Cafeteria auf dich.«
    »Baines sucht auch nach mir.«
    »Wollen wir verschwinden und später wiederkommen?«
    Lor sah unglücklich aus, doch er zuckte mit den Schultern. »Er hat nichts gegen mich in der Hand, er will nur mit mir reden. Ich wimmle ihn ab.«
    »Okay. Ich bleibe außer Sichtweite. Ach ja, und ich kenne mich ein bisschen mit Spezialmunition aus. Ich würde mir gern ansehen, was von dem Geschoss übrig ist.«
    »Das ist ein Beweisstück, also wird Baines es zur Ballistik mitnehmen wollen.«
    Talia war unsicher, wie viel sie verraten durfte. »Die können damit nicht viel anfangen – ich schon, glaub mir.«
    Lors Sorgenfalten vertieften sich wieder. »Ich sehe, was ich tun kann. Sei vorsichtig!«
    »Bin ich. Bis gleich.«
    Er gab ihr einen flüchtigen Kuss, drückte

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