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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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vorgehabt, ihren Bruder zu töten. Für ihn hatte er ein anderes Leiden geplant. Dutzende Bisse, Dutzende Dosen süchtig machenden Giftes. Er wollte den Sohn des obersten Schlächters erniedrigen.
    Das war ihr nicht klar gewesen. »Oh, Max!«
    »Ich bin davon runtergekommen.« Langsam drehte er seinen Kopf ein wenig, so dass er sie zornig ansehen konnte. Die Bewegung musste ihn ein Haarbüschel gekostet haben. »Ich habe das besiegt, was er mir angetan hat. Leider kann man das von dir nicht behaupten.«
    Sein Ekel traf sie wie ein Hieb. Sie fühlte, wie ihre Lippen kalt vor Schock wurden. »Er hat mich getötet. Das ist ein bisschen schwerer zu kurieren als eine Sucht.«
    Auf einmal blinzelte Max heftig und verzog sein Gesicht. »Ich weiß. Du bist jetzt eine von
denen.
«
    »Ich bin immer noch Talia.«
    Ein tonloses Schluchzen schüttelte ihn, als seine Wut aufrichtigem Kummer wich.
    »Ach, Max!« Sie neigte sich vor, um ihn auf die Wange zu küssen, doch er schrak zurück und hätte sich ihr beinahe entwunden.
    »Beiß mich nicht! Um Gottes willen, beiß mich nicht!«
    Es war der Schrei eines Süchtigen, der fürchtete, wieder in der Hölle zu enden.
    »Bitte, Talia, beiß mich nicht!«
    Sie hatte es gar nicht gewollt, aber leider brachte er sie auf die Idee. Ihr Mund wurde staubtrocken, und dass Max sich so vehement wehrte, half nicht. Angst, Gegenwehr, Hitze und der Geruch von Blut und Schweiß ergaben verlässlich eines: Beute.
    Auf einmal zitterte Talia vor Hunger. Sie musste sich dringend nähren. Seit Tagen hatte sie keine richtige Mahlzeit gehabt, und das war zu lange für eine Vampirin, die noch nicht allzu lange gewandelt war. Sie sah nichts als zerbrechliche Haut und roch nur noch seine Panik. Ältere Vampire machten die Verführung zum Spiel, doch Talia empfand nichts als pure Gier.
    Das Wasser lief ihr im Mund zusammen.
    Sollte sie zubeißen, würde die Haut mit jenem fedrigen Widerstand brechen, der Talia immer an Weintrauben erinnerte. Ihre Fangzähne würden sich hineinbohren, worauf sich ein erster Schwall warmen Wohlbehagens in ihren Mund ergoss und sie gleichzeitig ihr Gift freigab. Es drückte beständig stärker in ihren Zähnen, je hungriger sie wurde. Sie müsste es nur herauslassen, dann flösse es in seine Adern und bescherte ihm größte Wonnen. O ja, sie würde ihm einen Freudenrausch schenken!
    Jeden Moment.
    Außer, sie konnte sich beherrschen. Sie
musste
sich zusammennehmen! Dies war ihr Bruder, also wäre es verrückt und falsch. Beim ersten Mal waren sie Opfer einer grausamen List gewesen. Diesmal bestimmte sie. Und sie konnte widerstehen.
    Hoffte sie.
    Max wehrte sich, was das Raubtier in ihr zur Raserei brachte. Talia konnte sein Gesicht nicht sehen, wollte es auch nicht. Unter keinen Umständen durfte sie sich später an die Vertrautheit dieser Begegnung erinnern. Tränen rannen ihr aus den Augenwinkeln, als sie sich gegen den Drang sträubte, ihn zu nehmen. Sie keuchte, weil sie nicht genug Luft bekam, um den Schmerz zu lindern, der ihren Leib durchschüttelte.
    Geh auf Abstand! Lass ihn los!
    Mit dem Bluttrinken hatte sie sich beinahe arrangiert. Was sie jedoch bis heute hasste, war der Kontrollverlust.
    Das Klappern von Absätzen brach ihre Hungertrance. Im nächsten Augenblick flog die Tür auf, und Errata rannte fast in sie hinein. Talia sah auf und hoffte inständig, dass sie keine langen Reißzähne zeigte wie eine Dracula-Braut aus einem B-Movie.
    Die Werpuma-Frau starrte sie mit offenem Mund an. »Was machst du hier?«
    Na, ist das nicht offensichtlich? Ich sauge ein Opfer aus, und zwar direkt vor der örtlichen Leichenhalle. So haben sie in der Pathologie weniger aufzuwischen. Und wie war dein Abend?
    »O Mann, ich habe doch geahnt, dass ich lieber nach dir sehen sollte! Talia, rede mit mir!« Errata trat langsam einen Schritt auf sie zu. »Wer ist der Kerl?«
    Talia musste schlucken, ehe sie etwas sagen konnte. Trotzdem klang ihre Stimme rauh und angespannt. »Mein Bruder.«
    Errata packte Max am Arm und zog ihn von Talia fort. »Dann iss ihn lieber nicht. Das könnte dein nächstes Thanksgiving zu Hause verwürzen.«
    Dennoch kämpfte Talia mit dem Verlangen, ihn wieder an sich zu reißen. Zum Glück meldete sich inmitten der Gier allmählich ihre Vernunft zurück. Max presste sich dicht an die Wand und beäugte sie voller Wut. Unterdessen holte Errata ihr Handy hervor, um Hilfe zu rufen.
    Talia bückte sich und hob mit zitternder Hand die Halbautomatik auf. Sie

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