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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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die anderen ihnen nachrannten. Baines war menschlich langsam und würde bald weit zurückfallen. Talia hingegen war eine Vampirin mit Vorsprung, die Max unmöglich abhängen konnte. Sie lief ihm nach, als er nach rechts einbog. Schilder hingen von der Decke, die in die verschiedenen Korridore seitlich wiesen, doch Talia war viel zu schnell, um sie lesen zu können. Die Gerüche verrieten ihr, dass hier jede Menge Chemikalien und Putzmittel lagerten. Hier unten wurden keine Patienten behandelt.
    Max schlug plötzlich einen Haken nach links. Talia war nur noch wenige Schritte hinter ihm und wurde wütend. »Stopp!«, zischte sie.
    Er musste anhalten, denn der kurze Flur war eine Sackgasse, an deren Ende sich nichts außer einer kahlen Wand befand. Doch er blieb nicht stehen.
    »Stopp!«, schrie Talia wieder, die nun fürchtete, dass er an der Wand zerschellen könnte wie ein Käfer an einer Windschutzscheibe.
    Max brüllte etwas, das sie nicht verstand, und sprang
durch
die Wand. Für einen Sekundenbruchteil verschmolz sein Körper mit dem Beton, dann verschwand er. Talias Verstand hatte seine liebe Not, das Unmögliche, Absurde zu erfassen. Gleichzeitig regte sich lodernde Wut in ihr. Durch Wände zu springen entsprach schummeln.
    Typisch Max, seine kleine Schwester hereinzulegen!
    Also tat Talia das Einzige, was einen Sinn ergab. Sie sprang ihm nach.

[home]
20
    T alia hatte erwartet, dass sie weiterrennen würde. Das war das Problem mit Sprüngen ins Unbekannte: Man landete nun einmal richtig und komplett im Unbekannten.
    Und sie fiel. Es waren wohl nur knapp vier Meter, also nichts für eine Vampirin, aber sie begriff gerade erst, was passierte, als sie unten aufschlug.
    Rumms.
Einen Moment lag sie da, verwirrt und unangenehm angeschlagen. Ihre Haut kribbelte, als hätte sie sich vollständig unter Strom gesetzt. Waren das die Nachwehen irgendeines Zaubers?
    Kalter feuchter Untergrund. Draußen? Nein. Wo immer sie lag, es war wenigstens kein Schnee da.
    Sie hockte sich auf alle viere und blickte sich um. Ihr unmittelbarer Impuls war, nach Max zu rufen, wovon ihr Verstand sie zum Glück abhielt. Max war feindselig und sie entsetzlich verwundbar. Es war vollständig dunkel – keine nächtliche Finsternis, in der Vampire ausreichend sehen konnten, sondern höllisch duster. Einzig ein Glimmen hier und da verriet ihr, dass sich eine gewölbte Decke über ihr befand.
Wo bin ich?
    Ängstlich schnupperte sie, um etwas über ihre Umgebung zu erfahren. Sie spürte einen leichten Luftzug, doch die Stadtgerüche vermengten sich mit etwas Modrigem, Älterem. Beinahe süßlich. Eindeutig abgestanden. Irgendwo in diesem Geruchscocktail stank es nach Ratten. Die pelzigen Biester zählten zu den wenigen Dingen, vor denen Talia eine regelrechte Phobie hatte. Wenn Vampire schliefen, konnten Ratten ihnen gefährlich werden, denn sie waren nicht wählerisch und nahmen ebenso gern totes wie untotes Fleisch.
    Talia erschauderte und richtete sich schnell auf, ehe sie weiter darüber nachdachte. Ihre Stiefel knirschten auf Sand und Schmutz, unter dem sie harte Unebenheiten fühlte. Stein vielleicht. Das Geräusch klang merkwürdig gedämpft, als wollte es ein Echo erzeugen, wurde aber von zu viel Enge erstickt. Sie streckte ihre Arme aus, konnte jedoch nichts fühlen. So eng war es also auch wieder nicht.
    Vorsichtig bewegte sie sich auf einen helleren Punkt weiter vorn zu und zog sich im Gehen die Handschuhe aus. Wo steckte Max? Nirgends eine Spur von ihm, nicht einmal ein Hauch. Teils war sie dankbar, teils verärgert und besorgt. Wann hatte er gelernt, Wände zu durchdringen? Es war nicht unmöglich – ein schlichter Teleportationszauber, den ein Hexer für jemand anders wirken konnte –, aber es passte überhaupt nicht zu ihm. Schlächter benutzten keine Magie; sie waren sogar strikt dagegen.
    Irgendetwas stimmt hier nicht.
Unbehagen krampfte ihr den Magen zusammen. Die eine Sache war, dass sie in einem moralischen Dilemma steckte, weil sie Max verraten und als potenziellen Mörder ausliefern wollte, aber Magie machte alles komplizierter.
    Die Schlächter mochten einst menschliche Dörfer geschützt haben und somit ethisch unantastbar gewesen sein, doch dies hier war eine andere Wirklichkeit. Jemanden zu hassen und zu töten, nur weil er nicht menschlich war, jemanden wie Perry tödlich zu verletzen, das war vollkommen falsch.
    Monster waren Monster, bis sie zu Freunden wurden. Talias Überzeugungen schwankten schon eine ganze

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