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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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tastete vorsichtig die Wände ab. Gelegentlich fühlte sie ein Beben von etwas, das vorbeihuschte. Geister? Sie war keine Hexe, doch sie fühlte deutlich, dass diese Tunnel nicht leer waren. Hier unten gab es noch andere Präsenzen außer Ratten, und mehr wollte sie wahrlich nicht wissen.
    Sie beschleunigte ihr Tempo, was ihre eiskalten Gliedmaßen höchst ungern mitmachten, aber zugleich wuchs ihre Zuversicht, denn die Gebäude über ihr schienen heller zu werden, als näherte sie sich einem belebteren Teil der Innenstadt. Sie war noch nicht weit gekommen, vielleicht acht Blocks, da erreichte sie eine Art Kreuzung. Der andere Tunnel war neuer mit verputzten Wänden. Ein Abwasserkanal? Ein Gully? Wer weiß? Talia mochte Geschichte und alte Bücher. Was sie hingegen über moderne Städteplanung wusste, passte auf eine Kreditkarte. Auf jeden Fall befand sich im Tunnel Nummer zwei etwa zwanzig Schritt weiter eine Leiter.
Ja!
    Den Boden dieses Gangs bedeckte eine Eisschicht. Talia ertastete sich ihren Weg über die rutschige Fläche, wobei sie sich an der Wand abstützte. An der Leiter angekommen, stellte sie maßlos erleichtert fest, dass sie zu einem Gully hinaufführte. Sie hatte längst ihre Handschuhe wieder angezogen, doch die Kälte des Metalls drang selbst durch die dicke Wolle. Zudem waren ihre Füße taubgefroren, so dass sie aufpassen musste, wo sie hintrat, und sorgfältig eine Sprosse nach der nächsten nahm. Ihrem Körper Befehle zu erteilen kam ihr vor, als würde sie einen Roboter steuern, der weit weg und ungenau war.
    Der schwere Gullydeckel bildete die nächste Hürde, vor allem war er mit einer dichten Schneedecke versehen, die Talia in dem Moment ins Gesicht fiel, als sie die Scheibe zur Seite schob. Ächzend kletterte sie heraus und hievte den Deckel an seinen Platz zurück. Dann atmete sie gierig die frische Luft ein. Als sie sich umschaute, um ihren Standort zu bestimmen, sah sie als Erstes blaues Neonlicht auf dem Schnee zucken. Es stammte von dem Schild von Nanette’s Naughty Kitty Basket. Talias Freude erlitt einen kleinen Dämpfer.
Na super!
Sie war direkt vor einem Stripclub auf die Welt zurückgekehrt, und zwar vor einem, in dem Werwesen sich wie rollige Hinterhofkatzen gebärdeten!
    Mühsam richtete sie sich auf und entfernte sich von dem Club. Sie befand sich in einer Seitengasse, die durch hohe Ziegelmauern von Niederschlag abgeschirmt war. Hier lag weniger Schnee, was das Gehen erleichterte.
    Erst auf halbem Weg erkannte Talia, wo sie war. Drei große dunkelhaarige Männer standen vor einer Bogentür in der Steinmauer. Die Tür bestand aus vertikalen Eichenplanken mit Eisenbeschlägen, wie man sie aus alten Burgen oder Kathedralen kannte. Mit dem einzigen Unterschied, dass diese Tür von einer Magie pulsierte, die Talia noch nie zuvor gespürt hatte. Die drei Wachen besaßen große Ähnlichkeit mit Lor – kräftig, ein bisschen zerzaust und mit strengen Gesichtszügen –, mussten demnach Höllenhunde sein.
    Von allen Gegenden in Fairview hatte sie diese absichtlich weiträumig gemieden.
Die Burg.
    Seit Kindesbeinen hatte man sie gelehrt, Monster zu fürchten und zu bekämpfen. Und dies hier stellte den Eingang zu einem ganzen Gefängnis voll von ihnen dar. Manche nannten es die Hölle, obwohl das nicht korrekt war. Vielmehr handelte es sich um eine Kriegszone, in der sich die Parteien in ihrer Machtgier ewige Schlachten lieferten. Lors Leute waren dem Kerker entkommen, hatten jedoch große Verluste einstecken müssen. Seit sie in Fairview war, plagten Talia paranoide Phantasien, sie könnte in diesem Gefängnis landen und jedweden Zugang zu ihrem letzten Rest menschlicher Existenz verlieren.
Mit anderen Worten: ein bisschen wie auf der Highschool.
    Sie wollte sich umdrehen und weggehen, als sie hörte, wie die Hunde ihr zuriefen: »Miss, haben Sie sich verlaufen?«
    Sehe ich so ratlos aus?
Sie machte sich gerade und versuchte, nicht ängstlich zu wirken, als sie ihnen antwortete: »Wo kann man hier in der Nähe was Heißes zu trinken kriegen?«
    Der eine Höllenhund lachte. »Das Empire ist gleich um die Ecke, und ich habe in einer halben Stunde Schluss.«
    Sein Akzent erinnerte Talia an Piraten und derbe Trinklieder. Überdies machte er ihr bewusst, wie gut Lor Englisch sprach. Sie winkte dem Hund zu und ging mit möglichst großem Abstand an der Burgtür vorbei. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, sowie sie durch das Energiefeld schritt. Die drei Höllenhunde, in dicke Mäntel

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