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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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bisschen Stahlband eine bauen. Der Kerl ist ein Genie in allen technischen Dingen, aber leider erbärmlich schlecht, was die häuslichen Künste angeht.« Joe bedachte sie mit einem preiswürdigen Lächeln. »Er braucht eine talentierte Frau.«
    Der Alkohol machte sich bereits bemerkbar. Talia hatte noch nie gern getrunken, und nun glühte der Brandy einer winzigen Sonne gleich in ihrem Bauch und strahlte pures Glück aus. »Mmm.«
    »Galt das Wonnestöhnen Lor oder dem Drink?«
    Sie nippte noch einmal. »Dass das klar ist: Zwischen meinem Entführer und mir gab es keinerlei Wonnestöhnen.«
    »Tja, wart’s ab! Ich erkenne Hundeliebe auf Anhieb.«
    In Talias Kopf drehte sich alles – entweder vom Alkohol oder von seiner Bemerkung oder beidem –, doch sie war gerade hinreichend angeheitert, dass es sie nicht störte. »Er ist ein Höllenhund, und ich bin eine Vampirin. Macht es das nicht komisch?«
    »Ich bin ein unsterblicher lebender Vampir-Barkeeper, der sich gelegentlich in einen riesigen Wolfshund verwandelt. Komisch ist relativ.« Er musterte sie. »Du siehst schon besser aus. Glück gehabt!«
    »Ich war nicht so lange draußen. Eine Stunde, höchstens anderthalb.«
    Joe lächelte wehmütig. »In Zeiten der Zentralheizung haben die Leute vergessen, wie tödlich Kälte sein kann. Also, erzähl mir, was passiert ist!«
    Talia stellte ihren Becher ab. »Ich war mit Lor im Krankenhaus.«
    »Warum?«
    »Um Perry zu besuchen.« Seinem Blick entnahm sie, dass er von nichts wusste. »Perry wurde angeschossen.«
    »Was?«, rief Joe entsetzt.
    »Perry rief Lor an und sagte, dass er etwas über – du weißt schon, worüber wir neulich geredet haben, entdeckt hat. Lor machte sich auf zur Uni, um es sich anzusehen, und als er dort ankam, wurde Perry von einem Heckenschützen angeschossen. Mit einem Silbergeschoss.«
    Joe fluchte lange und in mehreren Sprachen.
    »Der Schütze tauchte im Krankenhaus auf, und ich bin ihm nach. Er ist ein Schlächter, und das Seltsame ist, dass er mit Magie durch eine Mauer fliehen konnte.« Sie erwähnte nicht, dass Max ihr Bruder war. Das war feige, doch ihr war kalt und schlecht.
    Außerdem nannte sie Joe die wichtigen Fakten. Der Rest konnte warten, bis sie sich den Vorwürfen und faulen Tomaten gewachsen fühlte.
    »Ein Schlächter? Bist du sicher?«
    Sie blinzelte in ihr Getränk. »Ja, ich kenne ihn von … von vor meiner Ermordung.«
    Joe sah sie merkwürdig an. »Okay, erzähl weiter!«
    Sie beendete die Geschichte mit ihrer Wanderung durch die unterirdischen Gänge. »Was mir erst jetzt auffällt, ist, dass gar keine Obdachlosen unten in den Tunneln waren. Nicht dass es dort besonders warm ist, aber sie schützen vor Wind und Schnee.«
    »Sogar die menschlichen Obdachlosen sind besser darin, Bedrohungen zu erkennen, als diejenigen von uns, die ein bequemes Leben führen.« Joe schenkte ihr von seinem köstlichen Spezialdrink nach. »Die Tunnel sind schon seit Wochen nicht mehr sicher.«
    »Wieso nicht?«
    »Ich habe Geschichten gehört, dass etwas unten in den Gängen lebt. Nach dem dritten Bier werden die Leute gesprächig.« Er schwenkte die Hand. »Wir haben hier eine ziemlich gemischte Klientel. Es kreuzen immer mehr menschliche Yuppies auf, die das Abenteuer suchen, aber die Stammkundschaft setzt sich nach wie vor aus Leuten zusammen, die schon lange in Spookytown wohnen. Wenn irgendwas vor sich geht, wissen sie es.«
    »Denkst du, es gibt eine Verbindung zur Wahl?«
    Joe zuckte mit den Schultern. »Kann sein. Mich wundert gar nichts mehr.«
    Er nahm sein Handy aus der Tasche. »Ich rufe die anderen an. Sie werden wissen wollen, dass du in Sicherheit bist, und ich möchte hören, wie es Perry geht.«
    »Ja, ich auch.« Talia legte eine Hand um den Becher. Sie war beinahe so weit, dass sie ihren Mantel aufknöpfen wollte. In ihren Zehen pikten tausend Stecknadeln und riefen Erinnerungen an lange Märsche in ihrer Kindheit wach, wenn sie von der Schule nach Hause gewandert war. Ihr Bruder und sie hatten sich dann über die Lüftungsschlitze im Boden gestellt, um die nackten Füße zu wärmen, während ihre Mutter ihnen trockene Socken holte. Als Kind war ihr Kälte irgendwie nicht so schlimm vorgekommen.
    Nichts war so schlimm gewesen.
Zum Teufel mit dir, Max! Du hast mich mit keinem Pieps gefragt, wie es mir geht!
    Und sie war nicht dazu gekommen, ihm von Michelle zu erzählen. Wusste er, dass sie tot war? Was für ein scheußlicher Gedanke! Talia biss sich auf die

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