Höllenhund
auch in tiefem Schlaf.
Mein Erwachen war ziemlich erschreckend. Ich hörte einen Schlüssel im Schloss und war sofort auf der Hut. Ich versuchte aufzustehen, aber meine Beine waren fest in dem Spalt zwischen der alten Frau und dem Sofa eingezwängt. Ich hob den Kopf und begann so laut ich konnte zu bellen. Das schreckte Bella aus dem Schlaf, und sie sah sich ein paar Augenblicke lang um, als wüsste sie nicht, wo sie war.
»Die Tür, Bella«, sagte ich zu ihr. »Es kommt jemand herein!«
Sie verstand natürlich nicht und forderte mich mürrisch auf, mit dem Bellen aufzuhören. Aber ich war noch zu jung und zu leicht zu erregen, und mein Bellen wurde nur lauter und herausfordernder.
Ein Mann taumelte herein, und Alkoholdünste strömten auf mich ein. Ich war mit meinem letzten Herrchen ein paarmal in Kneipen gewesen und hatte den Geruch von Alkohol immer unangenehm, aber nicht beruhigend gefunden. Aber dieser hatte den Geruch von Krankheit an sich.
»Was, zum Teufel, ist hier los?«
Der Mann torkelte auf uns zu. Er war ziemlich jung, vielleicht dreißig, fünfunddreißig, mit schütterem Haar und einem Gesicht, das irgendwie ähnliche Züge wie das von Bella zeigte. Seine Kleidung war ungepflegt, aber nicht unordentlich; er trug kein Hemd, nur einen locker anliegenden Pullover unter dem Jackett. So wie Bella breit und kräftig war, war er klein und bösartig. Ein Riese für mich natürlich, aber ein kleiner, bösartiger Riese.
»Warst du nicht arbeiten?« fragte Bella, immer noch nicht ganz wach.
Er ignorierte ihre Frage und griff nach mir, wobei seine Lippen sich zu einem bösartigen Grinsen verzogen. Ich knurrte und schnappte nach seiner Hand; ich mochte ihn überhaupt nicht.
»Lass den Hund in Frieden!« Bella stieß seine Hand weg und wuchtete ihre Beine auf den Boden, was dazu führte, dass ich in den Raum zurückrollte, den sie gerade freigemacht hatte.
»Hund? Das nennst du einen Hund?« Er stupfte mich bösartig-verspielt am Kopf. Ich warnte ihn, das nicht noch einmal zu tun. »Wo kommt der her? Du weißt doch, dass du in der Wohnung keine Hunde halten darfst.«
»Lass ihn in Ruhe. Ich habe ihn draußen gefunden — er war am Verhungern, der arme kleine Kerl.«
Bella erhob sich, ragte über mir auf und machte den Knirps, den ich für ihren Sohn hielt, zum Zwerg. »Du stinkst«, sagte sie und trat zwischen uns, um ihn davon abzuhalten, mich weiter zu necken. »Was ist mit deinem Job? Du kannst nicht dauernd blaumachen.«
Der Knirps verfluchte seinen Job und dann seine Mutter. »Wo is mein Ab'nessen?« fragte er.
»Das hab ich dem Hund gegeben.«
Ich stöhnte innerlich. Damit konnte ich seiner Zuneigung sicher sein.
»Das hätt'ste verdammt bleib'n lass'n können!«
»Ich konnte doch nicht wissen, dass du heimkommen würdest, oder? Ich dachte, du würdest arbeiten.«
»Nun, das hab ich aber nicht, also hol mir was.«
Ich denke, sie hätte ihn am Kragen packen und seinen Kopf in einen Eimer Wasser stecken sollen — groß genug dazu war sie —, aber statt dessen marschierte sie in die Küche, und bald konnte man hören, wie Schränke geöffnet und geschlossen wurden.
Er feixte zu mir herunter, und ich starrte ihn nervös an.
»Runter!« befahl er und machte eine Daumenbewegung von dem Sofa weg.
»Hau ab!« erwiderte ich selbstbewusster, als mir zumute war.
»Runter hab ich gesagt!« Er machte einen Satz und fegte mich mit einer Kraft, die mir angst machte, von meinem bequemen Sitzplatz. Ich musste immer noch lernen, dass ich nur ein Hund war, und noch dazu ein ziemlich schwächlicher. Ich jaulte verängstigt und trollte mich in die Küche, um bei Bella Schutz zu suchen.
»Schon gut, Kleiner, schon gut. Du musst nicht auf ihn achten. Jetzt kriegt er sein Abendessen, und dann ist er bald eingeschlafen, keine Sorge.« Sie beschäftigte sich mit dem Abendessen des Knirpses, während ich so nahe wie möglich bei ihr blieb. Die Essensdüfte begannen meinen Gaumen aufs neue zu erregen, und plötzlich war ich ebenso hungrig wie vorher. Ich stemmte die Pfoten gegen ihre breite Flanke und bettelte darum, wieder gefüttert zu werden.
»Nein, nein. Du gehst jetzt runter!« Ihre Hand war jetzt fester als vorher. »Du hast dein Abendessen gehabt, jetzt ist er dran.«
Ich blieb beharrlich, aber Bella ignorierte mein Winseln. Sie begann auf mich einzureden, vielleicht um mich zu beruhigen, aber vielleicht redete sie auch mit sich selbst.
»Gerät ganz nach seinem Vater. Zu nichts zu gebrauchen. Aber
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