Höllenhund
was kann man machen? Sind schließlich vom gleichen Fleisch und Blut. Er hätte etwas werden können, dieser Junge, aber er bringt sich ja selbst um. Wie sein Alter, der Herr habe ihn selig, das gleiche Blut. Ich hab mein Bestes getan, weiß Gott, das hab ich. Mich um ihn gekümmert — um sie beide gekümmert —, wenn sie keine Arbeit hatten. Die haben mich alt gemacht, die beiden, und wie sie mich alt gemacht haben.«
Der Geruch des Essens trieb mich fast ins Delirium. »Ein paar nette Mädchen hat er auch gehabt. Bloß halten kann er sie nicht. Die rennen meilenweit, sobald sie herauskriegen, wie er ist. Der wird sich nie ändern. Arnold, es ist fast fertig! Schlaf nicht ein!«
Speck, Eier und wieder Würste. O Gott!
Sie begann auf dem Küchentisch Brot mit Butter zu bestreichen, während ich unter dem Kocher wie angewurzelt wartete, ohne auf das heiße Fett zu achten, das in der Pfanne brutzelte. Bella schob mich mit dem Fuß weg und kippte den Inhalt der Pfanne auf einen Teller. Sie stellte den Teller auf den Tisch und klapperte dann in der Besteckschublade herum, um Gabel und Messer zu holen.
»Arnold! Dein Essen ist fertig«, rief sie. Keine Antwort. Bella gab ein verärgertes Grunzen von sich und marschierte mit entschlossener Miene ins Nebenzimmer.
Das Essen auf dem Tisch lockte mich.
Es war wirklich ein Unglück, dass der Stuhl, den Bella vorher benutzt hatte, immer noch vor dem Küchentisch stand.
Ich krabbelte hinauf, fiel einmal wieder runter, probierte es verzweifelt ein zweites Mal und hatte dann die Vorderpfoten auf der Tischplatte. Bella war höchstens eine Minute aus dem Zimmer gewesen, aber das reichte aus, um zwei Scheiben Speck und eineinhalb Würste zu verschlingen. Die Eier hob ich mir für zuletzt auf.
Mein erschrecktes Quietschen, Bellas verärgertes Kreischen und der Wutschrei des Knirpses mischten sich. Ich sprang in dem Augenblick vom Stuhl, als der Sohn an seiner Mutter vorbeischoss, die Klauen ausgestreckt, um mich zu erwürgen. Zum Glück setzte Bella ihre mächtige Gestalt ein, um ihm den Weg zu versperren, und er taumelte über ihre fleischige Hüfte, ging wie ein nasser Sack zu Boden, wie das nur Betrunkene können.
Aber selbst Bella war böse auf mich. Ich konnte erkennen, dass ihre muskulösen Arme mich schwer bestrafen würden, also gab ich mir große Mühe, den Küchentisch zwischen uns zu halten. Sie trat um ihren noch hilflos strampelnden Sohn herum und rückte mir näher. Ich wartete, bis sie halb um den Tisch herum war, die Vorderbeine durchgedrückt, das Kinn fast am Boden, die Hinterbacken hochgereckt und zitternd. Dann schoss ich unter dem Tisch durch, auf die offene Tür zu — und dem Knirps geradewegs in die Arme.
Er packte mich am Hals, setzte dazu zwei Hände ein, drückte zu und richtete sich dabei gleichzeitig vom Boden auf, wobei sein dämonisches Gesicht nur wenige Zentimeter von dem meinen entfernt war. Mein zappelnder Körper beeinträchtigte ihn noch mehr als sein Zustand, und er fiel gegen den Tisch. Was von seinem Abendessen noch übrig war, flog davon, als meine Hinterbeine eine Stütze suchten; sein mit Butter bestrichenes Brot und Tomatensoße und weiß Gott, was sonst noch alles, folgten hinterher.
»Ich bring ihn um!« war alles, was ich hörte, ehe ich meine Zähne in seine spitze Nase schlug. (Ich wette, er hat die zwei Reihen Zähne immer noch beiderseits in seiner Schnauze.)
»Faff ihn weg!« schrie er seiner Mutter zu, und ich spürte, wie mächtige Bananenhände mich umschlossen. Bella riss mich von ihm weg, und ich hatte die Freude, rote Spuren an seiner Nase zu sehen. Er hielt sie mit beiden Händen und hüpfte dabei auf und ab in einer Art Tanz auf der Stelle.
»Jesus, Jesus!« jammerte Bella. »Jetzt musst du weg. So kann ich dich hier nicht behalten.«
Sie fegte mich aus der Küche, schützte mich mit ihrem Körper vor ihrem erregten Sohn, besorgt, er könne seinen Schmerz einen Augenblick lang vergessen und mich packen. Ich weiß auch nicht, ob ich Lust hatte, noch länger zu bleiben, also protestierte ich kaum, als die Vordertür sich öffnete und ich hinausflog. Eine schwere Hand legte sich auf mich und streichelte mich ein letztes Mal. »Verschwind jetzt, geh nur. Weg da!« sagte Bella nicht unfreundlich, und die Tür schloss sich. Ich war wieder allein.
Selbst jetzt verharrte ich noch einen Augenblick lang und blickte voll Trauer zu der Tür auf. Aber als sie wieder aufflog und der Knirps auftauchte, mit blutiger Nase und
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