Höllenhund
war, und rannte voraus, versuchte die hohe Theke der fahrbaren Imbissstube mit einem Sprung zu erreichen. Sie war viel zu hoch für mich, und ich konnte nur die Vorderpfoten hinauflegen und erwartungsvoll in die Höhe sehen. Weil die Theke überstand, konnte ich nichts sehen, aber der Bratenduft hüllte mich ein.
Rumbo schien recht ärgerlich, als er ankam, und er stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Runter, du Scheißer, du verdirbst alles.«
Ich gehorchte widerstrebend, weil ich meinen neugewonnenen Freund nicht verärgern wollte. Rumbo machte kehrt und ging ein paar Schritte zurück, so dass der Mann hinter der hohen Theke ihn sehen konnte. Dann kläffte er ein paarmal. Ein schmaler alter Kopf spähte über die Theke und grinste mit gelben Zähnen.
»Hallo, Rumbo, wie geht's denn heute? Hast wohl Hunger, hm? Mal seh'n, was wir für dich haben.« Der Kopf verschwand, und ich hetzte zu Rumbo zurück; die Aufregung über die Aussicht auf Essen erzeugte in mir Hochgefühle.
»Halt dich still, Kleiner. Werd ihm nicht lästig, sonst kriegen wir nichts«, schimpfte er.
Ich gab mir große Mühe, ruhig zu bleiben. Aber als der Mann hinter der Theke sich zu uns herumdrehte und eine saftige Wurst zwischen den Fingern hielt, war das einfach zu viel für mich. Ich hüpfte erregt auf und ab.
»Was ist das denn? Hast 'nen Kumpel mitgebracht? Das ist hier kein Essen-auf-Rädern, weißt du, Rumbo, ich kann ja nicht anfangen, all deine Kumpel durchzufüttern.« Der Mann schüttelte missbilligend den Kopf, warf uns aber trotzdem die Wurst hin. Ich schnappte danach, aber mein Gefährte war schneller, knurrte und schluckte gleichzeitig, was gar nicht einfach ist. Er würgte das letzte Stückchen hinunter, schmatzte mit seinen dünnen Lippen und brummte dann: »Werd mir bloß nicht frech, du Knirps. Du kommst schon noch dran, aber jetzt sei geduldig.« Er blickte zu dem Mann auf, der über uns lachte. »Wie wär's mit etwas für den Kleinen?« fragte Rumbo.
»So, jetzt willst du wohl für den Kleinen was, wie?« fragte der Mann. Seine müden alten Augen bekamen Fältchen in den Augenwinkeln, und seine große Hakennase wurde noch hakiger, als sein Grinsen sich über sein dünnes Gesicht ausbreitete. Er war interessant gefärbt: gelb mit tiefen Mahagoni-Ätzungen, die seine Gesichtszüge mit Mustern überzogen, fettig, aber doch irgendwie trockenhäutig, das Ölige war nur an der Oberfläche. »Also gut, seh'n wir mal.« Er wandte sich wieder um, und gerade als er im Begriff war, etwas für mich zu finden, rief eine Stimme: »>ne Tasse Tee, Bert.«
Einer der Träger stützte sich mit den Ellbogen auf die Theke und gähnte. Er blickte auf uns herunter und schnalzte begrüßend mit der Zunge. »Du musst aufpassen, Bert. Wenn zu viele von den Kötern hier rumhängen, kriegst Ärger mit den Inspektoren.«
Bert füllte eine Tasse mit dunkelbraunem Tee aus dem größten Teekessel, den ich je gesehen hatte.
»Hm«, machte er. »Normalerweise kommt der Große allein. Aber heut' hat er einen Kumpel mitgebracht, wahrscheinlich einen von seinen Jungen, nich?«
»Nee.« Der Träger schüttelte den Kopf. »Der Große is 'ne richtige Promenadenmischung. Der Kleine ist ein Mischling. Da ist 'n Stück Labrador drin und... mal seh'n... 'n wenig Terrier. Ein netter kleiner Kerl.«
Ich bedankte mich mit einem Schwanzwedeln für das Kompliment und blickte erwartungsvoll zu Bert auf.
»Schon gut, schon gut, ich weiß ja, was du willst. Da ist deine Wurst. Friss sie, und dann hau ab, sonst nehmen die mir meine Lizenz.«
Er warf mir die Wurst herunter, und ich fing sie in der Luft auf; sie verbrannte mir die Zunge, und ich musste sie hastig fallen lassen. Rumbo war sofort zur Stelle. Er biss sie auseinander und schluckte. Ich stürzte mich auf die andere Hälfte, aber Rumbo hielt sich zurück und ließ sie mich hinunterwürgen. Meine Augen wurden wässrig, so heiß war sie, und ich konnte spüren, wie die Wärme meine Kehle hinunterwanderte.
»Tut mir leid, Scheißer, aber du bist nur hier, weil ich dich mitgebracht habe. Musst lernen, Respekt zu haben.« Rumbo blickte zu dem Budenbesitzer auf, bellte seinen Dank und trottete davon.
Ich warf den zwei Männern einen Blick zu, bedankte mich und lief hinter ihm her.
»Wo gehen wir jetzt hin, Rumbo?« fragte ich.
»Du musst leiser sein«, tadelte er mich und wartete, bis ich aufgeholt hatte. »An einem solchen Ort kommt's darauf an, nicht aufzufallen. Deshalb macht es denen nichts
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