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Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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keine Antwort und beschleunigte seine Schritte, die Erregung trieb seine Bewegungen. Dann fing ich den ersten Hauch von Nahrung auf, und meine Aufmerksamkeit war geweckt.
    Auf den Straßen war jetzt mehr Betrieb, aber der Lärm und das Getriebe schienen Rumbo überhaupt nichts auszumachen. Ich hielt mich so dicht wie möglich an ihn, und meine Schulter stieß gelegentlich gegen seine Schenkel. Die Straßen machten mir immer noch angst; die Busse kamen mir vor wie bewegliche Häuserblocks und die Autos wie angreifende Elefanten. Mein überempfindlicher Gesichtssinn half mir da auch nicht; die grellen Farben steigerten meine Ängste noch. Aber Rumbo schien nichts zu beeinträchtigen. Er wich geschickt Fußgängern aus und benutzte Straßenübergänge, um die gefährlichen Straßen zu überqueren, wartete immer darauf, dass zuerst ein Mensch hinüberging und trottete dann hinter ihm her, wobei ich versuchte, so etwas wie eine Verlängerung seines Körpers zu werden.
    Wir erreichten einen von dröhnendem Donner erfüllten Platz, wo es, obwohl immer noch früher Morgen, Massen von Leuten gab, die drängten und schoben und hin und her rannten — und beunruhigt waren. Der Lärm war betäubend, mit all den schreienden Menschen, den hupenden Lastwagen und den Schubkarren, deren Räder auf dem Asphalt mahlten. Üppige Düfte erfüllten die Luft - Räder Geruch vieler verschiedener Früchte, der eher erdige Duft von Gemüse und rohen Kartoffeln. Wenn das offenkundige Chaos nicht gewesen wäre, hätte ich geglaubt, den Himmel gefunden zu haben.
    Wir befanden uns auf einem Markt, nicht einem Straßenmarkt, sondern einem überdachten Großmarkt, wo Gastwirte, Obstverkäufer, Straßenhändler hinkamen, um ihre Waren einzukaufen; wo Züchter und Bauern ihre Erzeugnisse hinbrachten; wo von den Docks mit Früchten beladene
    Lkw's eintrafen und andere, bis zum Bersten gefüllt, in verschiedene Teile des Landes fuhren oder zurück zu den Docks, wo man ihre Ladung auf Schiffe umlud, wo gefeilscht wurde, wo Tauschhandel stattfand, Kredit gegeben — und Schulden bezahlt wurden.
    Ein vierschrötiger rotgesichtiger Mann mit einem Stiernacken und einem Mantel, der früher einmal weiß gewesen war, stapfte an uns vorbei und zog einen Karren voller Kisten, in denen grünlichgelbe Bananen lagen. Er sang aus voller Kehle, blieb einmal stehen, warf einem vorübergehenden Kollegen ein paar freundliche Beleidigungen zu und bemerkte nicht, dass ein Bündel Bananen dabei war, von seiner Ladung zu rutschen. Ich wollte losrennen, aber Rumbo bellte scharf.
    »Ja nicht!« warnte er mich. »Wenn die dich hier beim Stehlen erwischen, ziehen sie dir bei lebendigem Leib die Haut ab.«
    Jemand rief etwas, und der Mann hielt seinen Karren an, sah sich um und entdeckte die Bananen, die sich selbstständig machen wollten. Er ging mit vergnügter Miene nach hinten und warf sie hoch hinauf auf seine Ladung. Als er wieder nach vorne kam, entdeckte er uns, blieb stehen und tätschelte Rumbo herzlich. Mir hätte das Tätscheln wahrscheinlich das Rückgrat gebrochen. Mein neuer Freund wedelte mit dem Schwanz und versuchte dem Mann die Hand zu lecken.
    »Hallo, Junge! Hast wohl heute 'nen Freund mitgebracht, wie?« fragte der Mann und griff nach mir. Ich zog mich zurück; mein junger Körper war für so grobe Behandlung noch zu zart. Der Mann gluckste, wandte sich wieder seinem Karren zu und nahm seinen Gesang wieder auf.
    Rumbos Verhalten verblüffte mich: Warum waren wir hierhergekommen, wenn wir keine Proben von dem Essen nehmen durften?
    »Komm schon«, sagte er, als wäre das die Antwort auf meine unausgesprochene Frage. Und dann waren wir wieder in Bewegung, wichen Verkäufern, Trägern und Käufern aus, schlängelten uns durch das Chaos, wobei Rumbo hier und da freundlich getätschelt wurde. Gelegentlich scheuchte man uns auch weiter, und einmal mussten wir einem bösartigen Fußtritt ausweichen. Aber im allgemeinen schien mein älterer Begleiter ein bekanntes und akzeptiertes Mitglied dieser Szene zu sein. Rumbo musste sich darum eine ganze Weile bemüht haben, denn Tiere sind — abgesehen von Katzen, die Ratten fressen — im allgemeinen auf Lebensmittelmärkten nicht besonders gelitten, vor allem Streuner nicht.
    Ein neuer überwältigender Duft drang an meine empfindliche Nase, verdrängte das Aroma aus Obst und Gemüse und war auch sehr viel verlockender für meinen knurrenden Magen: der Duft von Fleisch, das gebraten wurde. Ich sah jetzt, was Rumbos Ziel

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