Höllenhund
Behinderung machte mir die Sache nicht leichter.
Gott sei Dank hatte der Besen eine Unmenge Borsten, kräftig und hart, aber bei weitem nicht so kräftig und so hart, wie es der Stiel gewesen wäre. Ich winselte, als sie auf meinen Rücken herniedergingen, und der Fleischer streckte den Arm aus, so dass ich über den Boden rutschte. Ich glitt aus, sprang aber sofort wieder wie ein Hase auf und rannte auf die offene Tür zu, Rumbo dicht hinter mir her, mindestens eineinhalb Pfund rohes Steakfleisch im Maul.
»Oiii!« war alles, was ich von dem Fleischer hörte, während ich die Straße hinunterflog, mein Mitverbrecher dicht neben mir und vergnügt über seine Geschicklichkeit.
Männer und Frauen traten hastig beiseite, als sie uns kommen sahen, und ein Mann versuchte dummerweise Rumbo den herunterhängenden Fleischbrocken wegzureißen. Rumbo war dafür viel zu geschickt, wich mit Leichtigkeit der zupackenden Hand aus und ließ den Mann auf Händen und Knien zurück. Wir rannten weiter, wobei Rumbo leicht mit mir Schritt hielt und von meiner Panik sichtlich amüsiert war. Schließlich rief er mir zwischen zusammengebissenen Zähnen zu: »Dort lang, Scheißer, in den Park!«
Der Drang, meiner eigenen Wege zu gehen, diesen Dieb zu verlassen, war groß, aber mein Appetit war noch größer; außerdem hatte ich mir meinen Anteil an der Beute redlich verdient. Ich folgte ihm durch ein verrostetes eisernes Tor in eine anscheinend grenzenlose Landschaft aus üppigem Grün, das von mächtigen Sträuchern umgeben war; vermutlich handelte es sich um einen kleinen Stadtpark. Rumbo verschwand in einem Gebüsch; ich hetzte hinter ihm her und ließ mich schließlich keuchend und mit rollenden Augen etwa einen halben Meter von der Stelle, wo er sich niederzulassen beschlossen hatte, fallen. Er blickte verschmitzt zu mir auf, während ich meine Lungen gierig mit Luft füllte, und nickte sichtlich befriedigt. »Hast du gut gemacht, Kleiner«, sagte er. »Wenn man dich richtig anleitet, könnte etwas aus dir werden. Du bist nicht wie die anderen blöden Hunde.«
Das brauchte man mir nicht zu sagen, trotzdem freute mich sein Lob. Dennoch knurrte ich ihn an. »Ich hätte dort verletzt werden können. Ich kann nicht so schnell rennen wie du.«
»Ein Hund kann einem Menschen immer davon rennen. Er hätte dich nie erwischt.«
»Hat er aber«, erwiderte ich und watschelte mit dem Rumpf, um mich zu vergewissern, dass nichts ernsthaft beschädigt worden war.
Rumbo grinste. »Du wirst in diesem Leben noch lernen, mehr hinzunehmen, Kleiner. Menschen sind komische Geschöpfe.« Er wandte seine Aufmerksamkeit dem Fleisch zu, das zwischen seinen Vorderpfoten lag, stieß es leicht mit der Nase an und leckte dann den Fleischsaft ab. »Komm, hol dir deinen Anteil.«
Ich stand auf und schüttelte mich. »Ich habe da vorher noch etwas zu erledigen«, sagte ich hochmütig und verdrückte mich in die Büsche. Als ich ein paar Augenblicke später zurückkam, hatte Rumbo sich bereits über das rohe Steak hergemacht, riss und zerrte auf widerwärtige Art daran. Es war eine herrliche Mahlzeit, die herrlichste, die ich gehabt hatte, seit ich ein Hund war. Vielleicht hatten die Aufregung der Jagd und die Anspannung des Raubes meinen Appetit gesteigert, denn nicht einmal Bellas Würste hatten so gut geschmeckt.
Dann lagen wir zwischen den Büschen und leckten uns befriedigt die Lippen, immer noch den saftigen Blutgeschmack des Steaks im Mund. Nach einer Weile wandte ich mich meinem neuen Gefährten zu und fragte ihn, ob er oft auf diese Weise Essen stehle.
»Stehlen? Was heißt hier stehlen? Ein Hund muss essen, um zu leben, also nimmst du dir Essen, wo du es findest. Auf das, was der Mensch dir gibt, kannst du dich nicht verlassen — dabei würdest du verhungern, also hältst du die ganze Zeit die Augen offen und bist bereit, dir alles zu schnappen, was dir über den Weg kommt.«
»Ja, aber in Wirklichkeit sind wir doch in diesen Fleischerladen hineingegangen und haben das Fleisch gestohlen«, beharrte ich.
»So etwas wie Stehlen gibt es für uns nicht. Wir sind ja nur Tiere, das weißt du doch.« Er sah mich bedeutungsvoll an.
Ich zuckte die Achseln, nicht bereit oder im Augenblick auch zu behäbig, der Sache weiter nachzugehen. Trotzdem fragte ich mich, was Rumbo wirklich wusste.
Plötzlich sprang er auf. »Komm, Kleiner, spielen wir!« rief er und war schon verschwunden, schoss durch die Büsche auf die freie Wiese hinaus. Eine Aufwallung von
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