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Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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verlassen.
    Der Geist hatte das traurigste Gesicht, das ich je gesehen habe, ein Gesicht, das die Leiden der Menschheit erfahren hatte, das die erste Lektion in Sachen Tod gelernt hatte. Er zog an mir vorbei, so nahe, dass ich ihn hätte berühren können, und ich konnte deutlich sehen, wie der Regen durch ihn hindurchging. Dann war der Schemen verschwunden, schwebte in die Nacht davon und überließ es mir, mich zu fragen, ob mein ruheloser Geist nicht das Ganze erfunden hatte. Das hatte er nicht, denn ich sollte noch viele von diesen wandernden Geistern zu sehen bekommen, die meisten mit derselben Last der Traurigkeit und nicht wissend, dass das nur eine Phase für sie war; aber es sollte noch lange dauern, bis ich ihre Bedeutung erkennen sollte.
    Dieses Erlebnis nahm mir meine letzte Kraft, und ich fiel in tiefen, ungestörten Schlaf.
    Etwas stupste mich an und weckte mich.
    Ich veränderte meine Lage und versuchte die Störung zu ignorieren, aber mir war zu kalt, als dass es mir wieder behaglich hätte werden können. Meine Augen öffneten sich von selbst, und ich sah einen großen schwarzen Hund, der über mir aufragte.
    »Komm schon, Scheißer, dass die dich bloß nicht finden, wie du hier pennst.«
    Ich blinzelte heftig, war jetzt voll wach.
    »Wo bist du denn weggerannt, hm? Von zu Hause weggerannt, oder haben die dich absichtlich verloren?« Der große Hund grinste auf mich herab.
    Ich rappelte mich hoch. »Wer bist du?« fragte ich und musste dabei unwillkürlich gähnen. Ich streckte meine steifen Glieder, wobei meine Vorderbeine sich gegen den Boden pressten und mein Rücken und mein Hinterteil sich so hoch wie möglich in die Luft reckten.
    »Rumbo nennt man mich. Hast du einen Namen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Vielleicht hab ich einen. Aber ich kann mich nicht daran erinnern.«
    Der Hund musterte mich ein paar Augenblicke lang stumm und beschnüffelte mich dann von allen Seiten.
    »Irgendetwas an dir ist komisch«, verkündete er schließlich.
    Ich schluckte über seine Untertreibung. »Du kommst mir auch nicht wie die anderen Hunde vor, die ich kenne«, sagte ich. Und das stimmte auch. Ich konnte das sofort fühlen. Irgendwie war er intelligenter oder unhündisch oder... eher menschlich.
    »Wir sind alle verschieden. Manche sind ein wenig dümmer als andere, das ist alles. Aber bei dir ist es anders. Du bist doch eindeutig ein Hund, oder nicht?«
    Fast hätte ich in diesem Augenblick meine ganzen Probleme offenbart, aber er verlor plötzlich das Interesse an dem
    Thema und lenkte das meine auf eine sehr viel grundlegendere Sache. »Bist du hungrig?« fragte er.
    Heißhungrig sogar, dachte ich und nickte heftig.
    »Dann komm, geh'n wir und suchen uns etwas.« Er wandte sich ab und trabte schnell die Straße hinunter. Ich hatte alle Mühe, mit ihm Schritt zu halten.
    Er war eine knochige Promenadenmischung, etwa fünf oder sechs Jahre alt, eine Mischung verschiedener Rassen. Stell dir einen Dalmatiner ohne Flecken vor, am ganzen Leib schwarz, und ohne die eleganten Linien, mit eingebogenen Zehen, einem Hinterteil wie eine Kuh, ausgeprägter Winkelung der Hinterbeine (sie stachen zu weit nach hinten hinaus) und schwachen Fesseln, dann vermittelt das einen ziemlich guten Eindruck von Rumbo. Hässlich war er ganz sicher nicht — für mich jedenfalls —, aber Preise hätte er auch nicht gewonnen.
    »Komm schon, Kleiner!« rief er mir über die Schulter zu. »Wir wollen doch nicht zu spät zum Frühstück kommen!«
    Ich sah zu, dass ich mit ihm gleichzog, und sagte atemlos: »Meinst du, wir könnten einen Augenblick anhalten, ich muss etwas erledigen.«
    »Was? Ah ja, selbstverständlich.« Er hielt inne, und ich kauerte mich vor ihm hin. Er wandte sich angewidert ab, trottete zu einem nahen Laternenpfahl, hob das Bein und erleichterte sich auf professionelle Art. »Wenn du es so machst, vermeidest du Unfälle«, rief er zu mir herüber, während ich versuchte, eines meiner Beine wegzuziehen, weil eine sich ausbreitende Pfütze es bedrohte.
    Ich lächelte zurück, dankbar dafür, dass die Straße ziemlich leer war und kein Mensch mich in dieser würdelosen Haltung sehen konnte. Das war das erste Mal, dass mir diese Sache peinlich war, ein Zeichen des Konflikts Hund gegen Mensch, der sich in mir abspielte.
    Rumbo kam herüber und beschnüffelte meines, und ich ging zu der Laterne und beschnüffelte seines. Als wir beide genug hatten, gingen wir weiter.
    »Wo gehen wir hin?« fragte ich ihn. Aber er gab

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