Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
jenseits der Grenzen, die das Gesetz zog, zu Hause fühlte.
    »Wen hast du denn da mitgebracht?« Der Boss wandte sei-ne Aufmerksamkeit mir zu und blickte überrascht. »Hast dir wohl 'ne kleine Freundin zugelegt, wie?« Ich ärgerte mich über seinen albernen Fehler. Zum Glück korrigierte er sich gleich. »O nein, ich seh schon, das ist bloß ein Kumpel. Komm her, Junge, komm schon.« Er streckte die Hand nach mir aus, aber ich zog mich ein wenig verängstigt zurück.
    »Komm schon her, Scheißer«, sagte Rumbo leise, aber sein verärgerter Tonfall warnte mich.
    Ich kroch vorsichtig näher, sehr unsicher in Bezug auf diesen Mann, denn er war eine seltsame Mischung aus Freundlichkeit und Grausamkeit. Leute haben gewöhnlich, wenn man sie näher beschnuppert, beide Eigenschaften an sich, aber üblicherweise ist eine von beiden stärker ausgeprägt. Bei dem Boss waren beide Charakteristika im Gleichgewicht, etwas, was bei Menschen seiner Art, wie ich jetzt weiß, sehr verbreitet ist. Ich leckte seine Finger, bereit, auf das leiseste Anzeichen von Aggression davon zu rennen. Schließlich machte er dem ein Ende, als ich mich zu sehr in seine köstlichen Düfte verlor, indem er mit seiner großen Faust mir die Kinnladen zusammenpresste.
    »Wie heißt du denn?« Er zerrte an meinem Halsband; ich versuchte mich ihm zu entziehen und hatte jetzt große Angst vor ihm.
    »Ist schon gut, Scheißer, er tut dir nicht weh, wenn du dich benimmst«, beruhigte mich Rumbo.
    »Kein Name? Keine Adresse? Jemand war nicht sonderlich scharf auf dich, oder?« Der Boss ließ mich los und schubste mich verspielt zu Rumbo hin. Er stand auf, und ich spürte, dass er mich bereits wieder vergessen hatte.
    »Okay, Rumbo, woll'n mal seh'n, was die Missis dir geschickt hat.« Der Mann ging zum Kofferraum seines Rovers, schloss ihn auf und entnahm ihm einen interessant aussehenden Plastikbeutel — interessant, weil er vollgestopft mit Dingen war, die unsere Nasen als Essen identifizierten. Wir tanzten um seine Füße herum, aber er hielt den Beutel so hoch, dass wir ihn nicht erreichen konnten. »Schon gut, schon gut, beruhigt euch mal. Man könnte ja glauben, dass ihr eine Woche lang nichts mehr zu fressen bekommen habt.« Rumbo grinste mir zu.
    Der Boss ging zum hinteren Teil der Hütte, wo eine alte Plastikschüssel stand, und leerte den Inhalt des Beutels hinein. Ein Knochen mit reichlich Fleischreserven, klebrige Cornflakes, Fettstücke und ein halber Schokoladenriegel fielen in die Schüssel, eine herrliche Mischung aus Abfällen. Sogar ein paar kalte Bohnen waren dabei. Als Mensch hätte sich mir der Magen umgedreht; als Hund war es eine gastronomische Offenbarung. Unsere Nasen tauchten in die Mischung und ein paar Augenblicke lang konzentrierte sich unser ganzes Bewusstsein einzig und allein darauf, unsere Bäuche zu füllen. Rumbo erwischte natürlich die wohlschmeckenderen Brocken, aber ich traf es auch nicht schlecht.
    Als die Schüssel fleckenlos sauber war, wanderte mein Freund zu einer anderen Schüssel, die unter einem tropfenden Wasserhahn stand. Er begann gierig zu schlabbern, und ich, dessen Magen zu zerplatzen drohte, schloss mich ihm an und tat es ihm gleich. Anschließend ließen wir uns auf den Boden sinken, zu voll, um uns bewegen zu können.
    »Isst du jeden Tag so gut, Rumbo?« fragte ich.
    »Nein, immer nicht. Heute war ein guter Morgen. Der Boss bringt mir nicht immer etwas — manchmal hat er mich tagelang nicht gefüttert —, und Stehlen ist nicht immer leicht. Die Ladenbesitzer in der Gegend sind inzwischen etwas vorsichtig geworden, wenn sie mich sehen.«
    Der Boss war in der Hütte verschwunden, und ich konnte Musik aus einem Radio plärren hören.
    »Hast du schon immer dem Boss gehört?«
    »Ehrlich gesagt kann ich mich nicht erinnern. Aber er ist der einzige, an den ich mich erinnere.« Rumbo versank in tiefe Gedanken. Schließlich meinte er: »Nein, es hat keinen Sinn. Mein Verstand wird ganz nebelhaft, wenn ich zu sehr nachdenke. Manchmal erinnere ich mich an Gerüche, wenn ich gewisse Leute beschnüffle. Sie scheinen mir vertraut. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, den Boss jemals nicht gekannt zu haben. Er war schon immer hier.«
    »Ist er gut zu dir?«
    »Meistens schon. Manchmal bindet er mich an, wenn er will, dass ich die ganze Nacht hierbleibe, und manchmal gibt er mir einen Tritt, wenn ich zu laut bin. Aber da kann ich nichts machen. Er hat ein paar widerwärtige Freunde, und wenn die hier

Weitere Kostenlose Bücher