Höllenhund
ihnen war wie der alte Rumbo. Ich betrachtete ihn liebevoll durch glasig werdende Augen. Dann schlief ich ein.
8
Es war eine schöne Zeit, diese Tage mit Rumbo. Der erste Morgen war erkenntnisreich gewesen, und die Tage, die sich anschlossen, waren eine Erziehung. Wir verbrachten einen großen Teil der Zeit mit der Beschaffung von Nahrung, besuchten an den meisten Vormittagen den riesigen Markt. Langsam dämmerte mir, dass dies der Obst- und Gemüsemarkt war, den man grausam aus der Covent-Garden-Gegend herausgerissen und an einen obskuren Ort an der südlichen Themse verpflanzt hatte. Ich wusste also, dass ich mich im Süden Londons befand, irgendwo in der Nähe von Vauxhall. Dann suchten wir die Läden auf, um zu sehen, was wir stehlen konnten. Bald lernte ich genauso schnell und schlau wie Rumbo zu sein, aber so wagemutig wurde ich nie. Er war dazu imstande, in der offenen Tür eines Hauses zu verschwinden und Sekunden später seelenruhig mit einem Päckchen Kekse oder einem Laib Brot wieder zum Vorschein zu kommen — oder sonst irgendetwas, das zwischen seine Kinnladen passte. (Einmal kam er mit einem ganzen Hammelbein zwischen den Zähnen heraus, aber damit kam er nicht durch; eine Dame flog hinter ihm her und machte dem alten Rumbo mit ihrem Geschrei so viel Angst, dass er das Fleisch fallen ließ und davon rannte, während hinter ihm auf dem Pflaster eine ihm nachgeworfene Milchflasche zersplitterte.)
Einmal stießen wir auf einen dieser Bäckereiwagen, die ihre morgendliche Lieferung ausfuhren. Er war angefüllt mit Blechen süß duftender Krapfen und Kuchen, ganz zu schweigen von frischgebackenem Brot. Rumbo wartete, bis der Fahrer ein großes Blech Backwerk in den Bäckerladen getragen hatte, und sprang dann in das offene Innere des Wagens. Ich hielt mich natürlich zurück, Feigling, der ich bin, sah nur neidisch zu, wie Rumbo wieder heraussprang und einen herrlichen, mit Zucker überzogenen Krapfen im Mund hatte. Er kauerte unter dem Fahrzeug nieder und würgte seine Beute hinunter, während der Fahrer zurückkam, um das nächste Blech zu holen. Als er frisch beladen wieder in das Geschäft ging, sprang Rumbo erneut in den Lieferwagen und schnappte sich von einem anderen Blech ein Schokoladeneclair. Er tat dies dreimal und versteckte sich jedes Mal unter dem Wagen, bevor der Fahrer zurückkehrte, schluckte so schnell er konnte, während der Tölpel (ich) überlegte, ob er es auch riskieren sollte. Ich wartete, bis der Mann wieder im Laden verschwunden war, krabbelte in den Lieferwagen (was für einen Welpen nicht einfach ist) und schnüffelte mich wählerisch an den köstlichen Regalen mit Konfekt entlang. Rumbo sprang stets blitzschnell hinein und hinaus, aber ich — ich musste wählerisch sein. Ich hatte mich gerade für eine große, saftig aussehende Zitronentorte entschieden und war immer noch ein wenig zwischen ihr und dem danebenliegenden sahneüberladenen Schokoladeneclair hin und her gerissen, als ein Schatten durch die offene Tür fiel.
Ich winselte verängstigt, und der Mann stieß einen überraschten Schrei aus. Dann schlug die Überraschung in Gefahr um, und meine Furcht wurde zu noch größerer Furcht. Ich versuchte ihm zu erklären, dass ich am Verhungern sei, dass ich eine Woche nichts zu mir genommen hätte, aber davon wollte er nichts hören. Er taumelte auf mich zu und versuchte mich am Halsband zu packen; ich zog mich weiter ins Innere des Lieferwagens zurück. Der Mann fluchte und stemmte sich ganz hinein, kam geduckt auf mich zu, um sich nicht an der niedrigen Decke zu stoßen. Immer näher rückte er, und ich zog mich soweit es ging zurück, was nicht sehr weit war. Es ist ein unangenehmes Gefühl zu wissen, dass einem gleich wehgetan werden wird, und ich muss zugeben, dass ich mir großes Selbstmitleid gestattete. Warum hatte ich mich auch von diesem Dieb Rumbo, diesem Verbrecher im Hundekleid, verführen lassen? Warum hatte ich mich von diesem diebischen Köter in das würdelose Leben in der Gosse hineindrängen lassen? Und dann war er zur Stelle, der gute alte Rumbo, am hinteren Ende des Lieferwagens, knurrte drohend im Rücken des Ausfahrers, forderte ihn heraus. Großartig war er! Der Mann fuhr erschreckt herum, stieß sich den Kopf an der Decke an, verlor das Gleichgewicht und fiel rückwärts auf die Bleche mit ihrem cremigen Belag. Fast wäre er auf den Boden des Lieferwagens gestürzt, und nur der beengte Raum rettete ihn, und seine Ellbogen sanken in die
Weitere Kostenlose Bücher