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Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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konnte ich, während ich um mich schlug, Rumbo lachen hören. Ich wollte mich an ihm rächen, ihn ersäufen, war aber zu sehr damit beschäftigt, in dem grausamen Teich zu überleben. Meine Zähne klapperten, und mein Atem ging kurz und verzweifelt. Aber recht bald — als mir klar wurde, dass ich schwimmen konnte — ertrank das Unangenehme statt mir, und ich begann diese neue Erfahrung zu genießen. Ich stieß die Vorderbeine von mir und paddelte mit den Vorderpfoten, schaffte es gerade, die Nase über Wasser zu halten. Die Anstrengung bewirkte, dass meine Gliedmaßen nicht völlig taub wurden, und bald stellte ich fest, dass ich meinen Schwanz als eine Art Steuerruder benutzen konnte.
    »Wie gefällt's dir denn, Kleiner?« hörte ich Rumbo rufen.
    Ich sah mich um und entdeckte, dass er sich wieder mitten im Teich befand. Ich strebte auf ihn zu.
    »Nicht ü-übel, Rumbo, a-a-aber kalt«, erwiderte ich, und meine Wut war vergessen.
    »Ha! Warte nur, bis du rauskommst!« Er tauchte wieder unter und kam grinsend hoch. »Runter mit dir, Kleiner! Steck den Kopf unter Wasser, sonst wirst du sie nie los!«
    Ich erinnerte mich daran, was Zweck der Übung war, und tauchte unter. Dann kam ich hustend wieder herauf.
    »Noch einmal, Kleiner, noch einmal! Ganz hinunter, sonst wirst du sie nie los!«
    Ich tauchte wieder, hielt diesmal meinen Atem an und blieb so lange wie möglich unten. Ich weiß nicht, was die Leute am Ufer dachten, denn für sie muss es ein eigenartiger Anblick gewesen sein, zwei Köter zu sehen, die sich wie dressierte Seehunde benahmen. Wir alberten im Wasser herum, spritzten einander an, tauchten hie und da nieder und säuberten uns gründlich. Fünf Minuten waren .genug, und schließlich kamen wir überein, wieder ans Ufer zu schwimmen. Wir krabbelten hinaus, durchnässten die menschlichen Zuschauer absichtlich und begannen uns dann zu jagen, um uns wieder warmzumachen.
    Als wir schließlich nach Hause zurückkehrten, lachten und kicherten wir beide, fühlten uns frisch und lebendig wie nie zuvor — und waren natürlich heißhungrig. Wir fanden ein gut eingewickeltes Paket mit belegten Broten, die einer der Arbeiter dummerweise auf einer Bank hatte liegenlassen, während er einen Motor zerlegte; wir schleppten sie in unseren behaglichen Morris 1000 und vertilgten das Ganze binnen Sekunden. Zum ersten Mal teilten wir zu meiner Überraschung die Mahlzeit gleichmäßig, und Rumbo machte keine Anstalten, sich den größten Teil zu reservieren. Er grinste mich an, als ich die letzten Krumen aufleckte, und ich grinste nach einem befriedigten Schmatzen zurück. Unsere Differenzen waren vergessen, und Rumbo und ich waren wieder Freunde. Ein subtiler Wandel hatte sich vollzogen: Ich war Rumbo noch nicht völlig gleichgestellt, stand aber ein Stückchen weniger tief unter ihm als vorher.
    Der Lehrling fing an, den Meister einzuholen.

9

    Und wie stand es um meine Gefühle als Mensch im Körper eines Hundes?
    Nun, sie ließen mich natürlich nie los, aber sie spielten in meinem Denken nur selten eine wichtige Rolle. Du musst wissen, ich war dabei, mich als Hund zu entwickeln, und diese Entwicklung nahm den größten Teil meiner Zeit in Anspruch. Ich war mir stets meiner Herkunft bewusst, und meine menschlichen Instinkte traten oft neben meine hündischen Tendenzen. Aber meine körperlichen Fähigkeiten waren die eines Hundes (abgesehen von meinem ungewöhnlichen Gesichtssinn), und dies beherrschte mein Verhalten. Es gab häufig Zeiten — meistens nachts —, da sich Erinnerungen an die Oberfläche durchkämpften, und Fragen, Fragen, Fragen mein Bewusstsein bedrängten; und dann gab es lange Zeitabschnitte, wo ich voll und ganz ein Hund war, mit keinem anderen Gedanken als Hundegedanken.
    Ich erkannte meine Ähnlichkeit mit Rumbo an und bin sicher, dass auch er sie anerkannte. Was mich beunruhigte, war, dass ich sie ebenso in der großen Ratte erkannte. Hatte Rumbo das genauso empfunden? Er wich mir bewusst aus, wenn ich ihn bezüglich unserer Unterschiedlichkeit gegenüber anderen Angehörigen unserer Art bedrängte, und ich war nie ganz sicher, ob er sie verstand oder ob sie für ihn ein ebenso großes Geheimnis war. Er pflegte dann die Schulter zu zucken und das Thema mit Bemerkungen wie >Manche Tiere sind eben dümmer als du, das ist alles< abzutun. Aber ich ertappte ihn oft dabei, wie er mich mit nachdenklicher Miene beobachtete.
    Also lebte ich mein Leben mit Rumbo, und der Drang, die Wahrheit meiner

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