Höllenhund
normalen Hundekrankheiten. Dennoch juckte es mich häufig, und diese Reizung brachte Rumbo und mich wieder zusammen.
Ich hatte ihn dabei beobachtet, wie er sich immer häufiger kratzte, und auch ich muss zugeben, dass es mich die ganze Zeit juckte und ich fast ständig damit beschäftigt war, mit den Hinterbeinen zu kratzen oder mit den Zähnen juckende Stellen zu bearbeiten. Als ich dann tatsächlich die kleinen gelben Ungeheuer munter auf dem Rücken meines Gefährten herumhüpfen sah, wie Grashüpfer, zwang mich mein Ekel, über unseren Zustand eine Bemerkung zu machen.
»Badet der Boss uns denn nie, Rumbo?«
Rumbo hörte zu kratzen auf und sah mich überrascht an. »Die Flöhe stören dich wohl, Scheißer?«
»Ob sie mich stören? Ich komme mir vor wie ein wandelndes Hotel für Parasiten.«
Rumbo grinste. »Nun, dann wird dir die Methode nicht gefallen, die der Boss sich ausgedacht hat.«
Ich erkundigte mich, was das für eine Methode wäre.
»Jedes Mal, wenn ihm mein Kratzen auf die Nerven geht, oder er den Geruch nicht länger ertragen kann, bindet er mich an eine Regenrinne und spritzt mich mit dem Schlauch ab. Ich versuche ihm aus dem Weg zu gehen, wenn es besonders schlimm ist.«
Ich schauderte bei dem Gedanken. Wir befanden uns mitten im Winter.
»Es gibt noch eine andere Methode«, fuhr Rumbo fort.
»Bei der wird einem genauso kalt, aber sie ist wenigstens wirksamer.«
»Was du willst. Etwas Schlimmeres als dieses Jucken kann es doch gar nicht geben.«
»Nun«, er zögerte noch, »gewöhnlich bewahre ich mir das für wärmere Jahreszeiten auf, aber wenn du darauf bestehst. ..«
Ich nahm meine übliche Position zu seiner Linken ein, so dass mein Kopf auf gleicher Höhe mit seiner Flanke war, und dann trotteten wir aus dem Hof. Er führte mich in einen Park, einen ziemlich großen, ziemlich weit von unserem Zuhause entfernt. In dem Park gab es einen Teich. Als wir ihn erreichten, forderte Rumbo mich auf hineinzuspringen.
»Das soll wohl ein Witz sein?« sagte ich. »Da erfrieren wir ja. Außerdem weiß ich nicht einmal, ob ich schwimmen kann.«
»Jetzt stell dich nicht so an«, erwiderte Rumbo. »Alle Hunde können schwimmen. Und was die Kälte anlangt, so ist das sicher weniger unangenehm als wenn der Boss dich abspritzt. Komm schon, versuch's.«
Damit stürzte er sich ins Wasser, zur großen Freude der paar Kinder und ihrer Eltern, die an diesem Wintermorgen unterwegs waren. Rumbo paddelte in die Mitte des Teiches, schnell und zuversichtlich. Er tauchte sogar den Kopf unter die Wasseroberfläche etwas, was ich an einem Hund noch nie gesehen hatte. Ich konnte mir die Panik seiner Flöhe gut vorstellen, wie sie zur Oberseite seines Kopfes flohen, der letzten Zuflucht auf einer sinkenden Insel, und dann ihre Verzweiflung, als selbst diese Zuflucht unter das Wasser sank. Er schwamm einen weiteren Bogen und strebte dann wieder auf mich zu, rief mir zu, ich solle ihm folgen. Aber dazu war ich zu feige.
Er erreichte das Ufer und arbeitete sich an Land. Die Mütter zerrten ihre Kinder weg, weil sie wussten, was jetzt gleich kommen würde. Der Tölpel (ja, ich) wusste es nicht.
Ein eiskalter Wasserschauer durchnässte mich vom Kopf bis zur Schwanzspitze, als mein Freund (mein raffinierter Freund) sich am ganzen Körper schüttelte, um die überflüssige Nässe aus dem Pelz zu bekommen. Ich fühlte mich gleichzeitig dumm und zornig; ich habe in meinem vergangenen Leben oft genug gesehen, wie Hunde das taten, also hätte er mich eigentlich nicht erwischen sollen. Jedenfalls stand ich triefend nass da und fror genauso, als wenn ich selbst ins Wasser gesprungen wäre.
»Komm schon, Scheißer, du bist nass genug. Bring es hinter dich«, lachte Rumbo.
Ich fröstelte und musste zugeben, dass er recht hatte. Jetzt hatte es keinen Sinn mehr, nicht hineinzugehen. Ich kroch an den Rand des Teiches und tauchte vorsichtig eine Vorderpfote ein. Ich zog sie schnell wieder zurück; das Wasser war wirklich eiskalt! Ich drehte den Kopf herum, um Rumbo zu sagen, dass ich es mir anders überlegt hatte, dass ich das Jucken noch ein paar Monate ertragen konnte, bis das Wetter wärmer wurde. Dabei konnte ich gerade noch seinen großen schwarzen Körper entdecken, der sich auf mich warf. Überrascht aufjaulend, fiel ich kopfüber in den Teich, und Rumbo purzelte mir nach.
Nach Luft japsend kam ich in die Höhe, Mund und Kehle, Nase und Ohren, ja selbst die Augen voll Wasser.
»Oooh!« schrie ich. »Oooh!« Und dann
Weitere Kostenlose Bücher